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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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»Wie viel weißt du, Guy? Wie viel hat sie dir erzählt?« Ich hatte zwar einen offensichtlichen Vertrauensbruch begangen, aber anscheinend verurteilte er mich für etwas Schlimmeres als nur dafür, Diana verführt zu haben. »Nicht dass es wichtig wäre«, hatte Max gebrüllt. »Unwissenheit ist keine Entschuldigung!« Unwissenheit worüber? Nicht über die Concentric Alliance. Davon hatte er gewiss nichts erfahren, das spürte ich. Auch nicht über den Aufenthaltsort von Charnwoods Geld. Er konnte nicht mehr darüber wissen als ich.
    Also handelte es sich um etwas anderes. Etwas, das von der Antwort auf die Frage bestimmt wurde, wo H. L. war. Als ich meine Brieftasche wieder einsteckte, die Eintrittskarte sicher darin verstaut, wusste ich, dass ich es herausfinden musste. Ich würde es zumindest versuchen. Dieses lose Ende durfte nicht in meinem Kopf herumschwirren. Bevor ich Diana wiedersah, musste ich es bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen. Oder bei dem Versuch scheitern. Auf jeden Fall würde ich den Versuch unternehmen.
    »Was meinst du damit?« wollte Maggie wissen, als ich sie im Letchworth Hall Hotel mit einem Glas Gingerbier und einer lahmen Entschuldigung begrüßte, warum ich nicht mit ihr lunchen könnte. »Du sagtest doch, du freutest dich darauf.«
    »Das habe ich auch. Aber... etwas ist plötzlich dazwischengekommen. Ich muss weg, fürchte ich. Und zwar sofort.« Ich zuckte mit den Schultern und lächelte unschuldig. »Ich werde dein Essen bezahlen.«
    Sie seufzte. »Darum geht es nicht.«
    »Nein. Das weiß ich, tut mir leid. Aber es ist so. Ich muss gehen.« Ich kniff sie leicht in die Wange und ging zum Ausgang, als mich ihre Frage aufhielt.
    »Wie geht es Felix?«
    »Nicht gut. Eigentlich... überhaupt nicht gut.«
    Sie schaute mich misstrauisch an. »Hast du ihn aufgeregt?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Aber...« Welchen Sinn hatte es, das zu erklären? Mein Vater würde mir die Schuld an Felix' Verfall geben, was ich auch sagte. Und in ihrer momentanen Erregung würde auch meine Schwester das tun. »Ich muss gehen, Maggie. Tut mir leid.«
    Die Bournemouth Promenade begrüßte mich fünf Stunden später kalt und spöttisch. Der Regen peitschte, und die Brandung stöhnte unheimlich. Ein finsterer, menschenleerer Strand in einer öden Novembernacht. Dieses Bournemouth repräsentierte die schlimmsten Merkmale eines englischen Badeortes außerhalb der Saison. Das Pier war geschlossen, seine Tore verriegelt, und das Theater verschwand in den schwarzen Umrissen der zusammengekauerten Gebäude an dessen einem Ende. Ich blieb im dürftigen Schutz eines Münzfernrohres stehen, um mir eine Zigarette anzuzünden, und fragte mich, warum ich so dumm gewesen war, an diesen gottverlassenen Ort zu kommen. Die Aussicht, hier etwas Brauchbares zu erfahren, war gleich Null. Ich verschwendete Zeit und Energie an den Irrtum eines Narren.
    An dieser Einschätzung hatte sich auch nichts geändert, als ich am nächsten Morgen aus dem Solent Cliffs Hotel trat und im Regen zur Promenade ging. Aber es war sinnlos, jetzt einfach umzukehren. In der Bude neben dem Drehkreuz beim Eingang zum Pier konnte ich eine zusammengekauerte Gestalt erkennen. Ich klopfte an das Fenster, und sie riss zögernd ihren Blick von der Rennseite der Zeitung los.
    »Ist das Theater geöffnet?« Ich deutete mit einem Nicken darauf.
    »Nicht vor Ostern, Sir.«
    »Ist denn vielleicht jemand da, der mir Informationen geben könnte?«
    »Worüber, Sir?«
    »Es geht um eine Aufführung vom letzten August.«
    »Was für eine Aufführung, Sir?«
    »Das weiß ich nicht. Diese Information suche ich ja.«
    Er musterte mich mit einem ausgiebigen Ich-erkenne-Verrückte-Blick und sagte dann: »Versuchen Sie es bei dem Kulturbeauftragten oben im Rathaus, Sir. Mr. Oates. Das ist Ihr Mann.« Mit diesen Worten richtete er den Blick wieder auf seine Rennberichte.
    Mr. Oates' Schreibtisch stand in einer staubigen Ecke des großen Büros im obersten Stockwerk des Rathauses. Jedenfalls vermutete ich, dass unter all den Stapeln unordentlicher Briefe, Akten, Notizen und Schriftsätze ein Schreibtisch war. Nur von Mr. Oates war nichts zu sehen.
    »Er ist gerade kurz weggegangen«, verkündete die Frau, die hinter dem einzigen benutzten Schreibtisch saß. Sie war eine dünne Gestalt undefinierbaren Alters mit platinblond gefärbtem Haar und einem großen Klecks kirschroten Lippenstiftes. »Er sagte, es könnte vielleicht einige Zeit dauern.«
    »Wie

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