Geschlossene Gesellschaft
Rand abstieß und in Rückenlage zurückkraulte, konnte ich erkennen, wer es war: Diana Charnwood. Kaum war ich hinter dem Pfeiler hervorgetreten, sah sie mich schon, hielt inne und wartete mitten im Pool auf mich.
»Sehr beeindruckend«, sagte ich, hob die Hand und lächelte.
»Mr. Horton«, erwiderte sie atemlos. »Ich wusste nicht... ich dachte, ich sei allein.«
»Ich auch.«
»Ich komme fast jeden Morgen her... um diese Uhrzeit.«
»Dann können Sie allerdings vernünftigerweise annehmen, allein zu sein. Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.«
»Seien Sie nicht albern. Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten?« Ihr Lächeln wirkte aufrichtig einladend. So athletisch wie möglich sprang ich ins Wasser, schwamm einmal an ihr vorbei und leistete ihr dann unter der Schildkröte Gesellschaft, wo sie sich gegen den Rand lehnte. Selbst mit Badekappe, nassem Gesicht und ohne Make-up fiel ihre ungewöhnliche Schönheit auf.
»Ich vermute, Sie haben Max nicht herlocken können«, bemerkte ich.
»Nein. Er behauptet, er könne nicht schwimmen.« »Das stimmt, fürchte ich. Sie werden es ihn lehren müssen.«
»Das würde ich gern, falls...« Sie errötete. »Ich weiß, dass Max und Sie gute Freunde sind, Guy. Darf ich Sie Guy nennen ? Max hat mir so viel von Ihnen erzählt, dass ich Sie schlecht als Mr. Horton betrachten kann. Nennen Sie mich bitte Diana. Max und ich... nun, wir... Es klingt albern, fast kindlich, aber ich habe noch nie jemanden so... Ich mag ihn sehr gern. Er macht mich glücklich. Einige Männer scheinen das schwierig gefunden zu haben. Sogar unmöglich.«
»Das kann doch nicht sein.«
»O doch. Aber... Sehen Sie, was ich sagen will, ist das: Ich glaube, Max und ich tun uns gegenseitig wirklich gut. Nur habe ich nicht die geringste Absicht, ihn zu ändern. Zu viele Menschen haben versucht, aus mir jemand anderen zu machen, als dass ich selbst diesen Fehler begehen würde. Also würde ich niemals zwischen Max und seine Freunde treten. Vor allem nicht zwischen ihn und seinen ältesten und besten Freund.«
»Das habe ich auch niemals angenommen.«
»Das ist gut.«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe auch von Mr. Faraday sagen.« Sie runzelte die Stirn. »Er fragt mich ständig nach Max aus. Vermutlich im Auftrag Ihrer Tante.«
»Das tut er nur in seinem eigenen Namen.« Ihr Tonfall hatte sich plötzlich geändert. »Ich weiß nicht, was Tante Vita an diesem schrecklichen kleinen Mann findet... Ich rate Ihnen, Mr. Faraday zu ignorieren, Guy. So wie ich. Ich wünschte, Tante Vita täte es auch.«
»Ich werde mein Bestes tun.«
»Wie wäre es, wenn Sie Ihr Bestes gäben und einige Bahnen mit mir schwimmen würden? Ein kleiner Wettkampf macht so richtig Appetit aufs Frühstück.«
Das mochte stimmen, doch in meinem Fall war am Ende unseres Rennens - das unentschieden ausging - noch ein anderer Appetit geschärft. Als Diana aus dem Pool herauskletterte und zu ihrer Umkleidekabine ging, klebte der nasse Badeanzug ihr auf der Haut. Ihr schönes Gesicht zu bewundern war nicht weiter gefährlich gewesen. Doch nun, angesichts der physischen Realität ihres perfekten Körpers, spürte ich, wie sich sexuelles Begehren regte. Und das war alles andere als ungefährlich. Hätte sie doch statt an Max an mir Gefallen gefunden! Profit war ja ganz schön, aber Max schien auch sonst noch ziemlich auf seine Kosten zu kommen. Während ich nur zuschauen konnte - und phantasieren.
Eine Wolkendecke kündigte England mit seiner sommerlichen Schwüle an. Die Küste von Cornwall tauchte grau und teigig an Backbord auf. Ich ging in meine Kabine, um zu packen. Kaum hatte ich damit angefangen, als Max erschien. »Wir müssen uns unterhalten, alter Knabe«, verkündete er. »Das wäre eine erfreuliche Abwechslung, Max, wirklich.« »Ich war in letzter Zeit ziemlich beschäftigt.« »Oh, das verstehe ich vollkommen. Diana hat mir heute Morgen alles erklärt.« »Das hat sie mir gesagt.«
»Deine Werbekampagne scheint ein voller Erfolg zu sein.« »Bis jetzt, ja. Und vergiss nicht - es ist unsere Kampagne.« »Das habe ich durchaus nicht vergessen. Aber ich kann es nur schwer glauben. Ich frage mich, wie weit diese Romanze noch gehen soll. Muss ich vielleicht schon meine Rede als Trauzeuge vorbereiten?«
»Sehr komisch, Guy.« Aber er lachte nicht, sondern wirkte derart ernsthaft, dass man annehmen konnte, ihm liege der Gedanke an eine Ehe gar nicht so fern. »Wäre eine Mitgift nicht genauso akzeptabel wie ein
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