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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hildebrand Lightfoot.«
    »Wer?«
    »Sagt dir der Name nichts?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Nun, vielleicht hast du dir ja nie die Mühe gemacht, ihn herauszufinden. Das war nur ein langweiliges Detail, das du Papa überlassen konntest. Aber das Gesicht. Du kennst das Gesicht, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Stell ihn dir ein paar Jahre älter vor, mit grauem Haar, ohne Schnurrbart... und einer großen, klaffenden Wunde auf einer Hälfte des Gesichts.«
    Sie brachte eine angewiderte Grimasse zustande. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Das ist der arme Kerl, den du in jener Nacht identifiziert hast. Das ist der Leichnam, der im Grab deines Vaters verrottet.«
    »Guy, um Himmels...«
    »Soll ich es wirklich aussprechen, ja?« Ich schrie und hörte, wie meine Stimme brach, sah, wie meine Hand zitterte. Aber ich schaffte es nicht, ruhig zu bleiben. Davon zu reden bedeutete, gegen die List zu wüten, die sie uns vorgespielt hatten. »Du und deine Tante, die angeblich keiner Fliege etwas zuleide tun kann, habt eurem Vater geholfen, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Ich weiß nicht genau, warum er so überzeugend verschwinden musste, aber ich vermute, dass das Geld die Antwort ist. Auf diese Weise konnte er sich vor der Zahlung seiner Schulden drücken und gleichzeitig seine verbrecherischen Gewinne behalten. Ihr brauchtet nur zwei nichtsahnende Seelen, um das zuwege zu bringen, und die habt ihr in Max Wingate und Alfred Hildebrand Lightfoot gefunden. Max sollte der verzweifelte Freier mit einem Motiv für den Mord sein und Lightfoot sein Opfer. Dein Vater hat Lightfoot mit dem falschen Auftrag hierhergelockt, ihn darzustellen. Dann habt ihr den Mann verstümmelt, und du musstest nur noch den Leichnam als den deines Vaters identifizieren und so Max zum Sündenbock machen. Ganz schön gerissen, was? Verdammt clever sogar, wenn du dieses harte Wort entschuldigst. Die Polizei ist nie auch nur auf die Idee gekommen, seine Identität in Frage zu stellen. Warum auch, wenn seine Schwester und seine Tochter so ausgiebig über seinem Leichnam klagten? Der Pathologe und der Leichenbestatter kannten ihn auch nicht gut genug. Und seines Kammerdieners hattet ihr euch bereits entledigt, so dass keine Gefahr bestand, dass er Ärger machte und bezweifelte, ob die Leiche sein Herr war oder nicht. Du bist sogar damit fertig geworden, dass ich unerwartet auftauchte. Wie alle anderen habe ich nie auch nur einen Moment angenommen, du würdest lügen; deshalb habe ich natürlich auch den Leichnam nicht besonders sorgfältig untersucht. Schließlich war es kein besonders angenehmer Anblick, doch das sollte es ja auch nicht sein, nicht wahr?«
    Ihr Blick war die ganze Zeit auf mich gerichtet, als könnte sie allein mit dessen Intensität die Beschuldigungen zurückweisen. Ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst, und die Hände hielt sie steif an der Seite. Sie musste eingesehen haben, dass es sinnlos war, es zu leugnen. Aber wenigstens konnte sie sich weigern, es zuzugeben.
    »Schon bevor du uns an Bord der Empress of Britain getroffen hast, habt ihr es geplant, nicht wahr? Du und Vita habt nach jemandem Ausschau gehalten, der wenig Freunde oder Verwandte hatte, an die er sich wenden konnte, wenn er plötzlich vor einer Mordanklage fliehen musste, um sein Leben zu retten. Wer war dafür besser geeignet als einer der zwei Ausgebürgerten, die nach einer längeren Abwesenheit nach England zurückkehrten? Deshalb auch Vitas großzügige Einladung zu eurer Party. Vermutlich musste ich dankbar sein, dass Max vor mir ankam. Sonst wäre wohl ich ausgewählt worden. Vielleicht hast du ihn für geeigneter gehalten, hast angenommen, er erliege deinem Werben schneller, schenke deinen Lügen bereitwilliger Glauben. Denn es waren Lügen, nicht wahr? Von Anfang an. Jedes einzelne honigsüße Kosewort. Die Verlobung war ein Schwindel und der Fluchtversuch eine Falle. Ich habe sie fast platzen lassen, weil ich gehorsam das Bestechungsgeld deines Vaters genommen habe. Max aber steckte fest in seinen Klauen. Es hätte perfekt geklappt, wenn er kurz danach verhaftet worden wäre. Oder wenn er nie wieder aufgetaucht wäre. Aber da hat euch das Glück verlassen, fürchte ich. Das tut es letztlich immer.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte sie schließlich. Sie war von einer eiskalten Hartnäckigkeit.
    »Dann lass mich dir auf die Sprünge helfen. Lightfoot kam zu früh zu seiner Verabredung. Max auch. Und er brachte mich mit. Wir alle

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