Geschlossene Gesellschaft
wohl kristallklar. Ich beschuldige Sie und Diana der Mittäterschaft bei zwei Morden. Sie haben einen Meineid geleistet und gelogen, wann immer Sie den Mund aufmachten. Ich beschuldige Sie, auf Befehl geweint und auf Stichwort getrauert zu haben. Und Fabian Charnwood bei seinen Versuchen, der Justiz zu entkommen, geholfen zu haben und seine Komplizen bei all seinen verdammenswerten Taten gewesen zu sein.«
Vitas Griff um Dianas Arm verstärkte sich. Sie wuchs geradezu an ihrer, wie sie glaubte, beeindruckenden Darstellung wütender Unschuld. »Absurd! Grotesk! Und zutiefst beleidigend!«
»Für jeden, der einen Hauch Anstand im Leibe hat, ja. Aber nicht für Sie beide. Ich werde Ihnen sagen, was Sie so hart trifft. Die Wahrheit. Eine ungewohnte Ware in Ihrer Welt. Nun, hier ist sie, offen ausgesprochen. Und sie wird nicht wieder weggehen.«
»Ich glaube, das ist genau das, was Sie nach diesem Schwall verletzenden Unsinns tun sollten«, meinte Vita. »Verschwinden Sie, und lassen Sie uns versuchen zu vergessen, was Sie gesagt haben.«
»O nein. Ihnen wird nicht erlaubt werden, auch nur eine einzige Sache zu vergessen. Wenn ich hier verschwinde, werde ich zur Polizei gehen. Ich werde erreichen, dass man mir dort zuhören und glauben wird, Vita. Also denken Sie nicht, Sie könnten meine Worte so einfach ignorieren. Sie werden von nun an bis zu dem Tag, an dem Charnwood aus seinem Versteck gezerrt wird, in Ihren Ohren klingen. Bis ihr alle drei gezwungen werdet, euch für das zu verantworten, was ihr getan habt.«
»Die Polizei wird Ihnen nicht zuhören, dafür ist sie zu vernünftig. Abgesehen davon gibt es nicht auch nur den Hauch eines ...« Vita brach ab, presste die Lippen zusammen und starrte mich an. Beweis, hatte sie sagen wollen. Damit hätte sie zugegeben, dass es überhaupt etwas zu beweisen gab und meine Beschuldigungen nicht so grundlos waren, wie sie behauptete.
»Wir werden sehen«, sagte ich gedehnt. »Ich werde Hornby bestimmt dazu bringen, eine Exhumierung zu veranlassen. Was, glauben Sie wohl, wird dabei herauskommen? Ich denke, man wird mit Sicherheit ein winziges, übersehenes Detail finden, das beweist, wer wirklich in diesem Grab liegt. Ihr Bruder oder jemand von ähnlichem Körperbau und Aussehen. Worauf würden Sie Ihr Geld setzen? Denken Sie daran, dass eine große Summe auf dem Spiel steht. Sie können sich nicht leisten, es zu verlieren. Tun Sie es, dann haben Sie neben der Polizei Faraday und all die unbarmherzigen Menschen auf dem Hals, die er repräsentiert. Die Menschen, die Ihrem Bruder beim Betrügen geholfen haben. Seine Kumpane bei einer siebzehn Jahre alten Verschwörung.«
• »Was für eine Verschwörung?« wollte Diana wissen. Ihr drängender Ton verriet, dass sie es wirklich nicht verstand.
»Es ist zu spät, das Unschuldslamm zu spielen«, erklärte ich. »Dein Vater muss dir von der Concentric Alliance erzählt haben. Vermutlich schon vor langer Zeit. Schließlich stammt das Geld für deine Erziehung, für deine Kleider, für deine ganze verhätschelte Existenz aus den Gewinnen, die er mit dem Krieg gemacht hat. Schade, dass deine Mutter dabei gestorben ist. Aber vielleicht rechnest du das ebenso leicht gegen die Vorteile auf.«
»Achte nicht auf ihn«, zischte Vita. »Deine Mutter hat nichts damit zu tun.« Doch der Blick, mit dem Diana ihre Tante bedachte, verriet Zweifel. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht doch nicht alles wusste.
»Moment mal, Vita«, sagte ich und trat näher. »Haben Sie und Ihr Bruder etwas vor Diana verheimlicht?«
»Natürlich nicht.«
»Das ist es, nicht wahr? Sie weiß nichts von der Concentric Alliance? Sie weiß es wirklich nicht?«
»Keiner von uns weiß etwas. Wir haben keine Ahnung, was Sie damit meinen ...«
»Das Symbol hat Sie bis ins Mark erschreckt. Aber es hat Diana nicht erschüttert. Ich dachte, sie wäre einfach nur die bessere Schauspielerin. Jetzt bin ich nicht mehr so ...«
»Ich weiß nicht, wovon Sie...«
»Die konzentrischen Kreise, Sie verlogenes altes Miststück! Wir alle haben sie gesehen. Aber nur Sie haben reagiert, als wäre Ihnen ein Geist begegnet.« Ich drehte mich zu Diana um, und da, in ihrem Gesicht, sah ich das Geständnis. Sie hatte ihrem Vater bei der Flucht geholfen. Aber sie hatte nicht gewusst, wovor sie ihm flüchten half. »Hör mir gut zu, Diana. Was du jetzt hören wirst, ist die heilige Wahrheit.«
»Ich will, dass Sie sofort verschwinden!« kreischte Vita und
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