Geschlossene Gesellschaft
landeten schließlich im gleichen Pub an der Guildford Road, dem Wotton Hatch. Und Lightfoot stellte sich der Bardame mit seinem Vornamen vor, den wir zufällig hörten. Hildebrand. Ein sehr ungewöhnlicher Name, weißt du. Leicht zu behalten. Und genau das tat Max, als er ein paar Tage später durch Bournemouth kam und diesen Namen auf einer Reklametafel am Pier sah. Es muss ihm wohl als seltsamer Zufall erschienen sein, und er ging aus Neugier zu der Vorstellung. Vielleicht kam ihm das dunkle Theater auch als ein gutes Versteck vor. Wie auch immer, bald stieß er auf noch mehr Zufälle. Lightfoots Auftritt war abgesagt worden, und niemand wusste, warum. Er war einfach nicht aufgetaucht. Doch als Max Lightfoots Agenten aufsuchte und das Foto an der Wand sah, wusste er es. Er wusste zum ersten Mal, was du ihm angetan hattest. Und dann ist er dir gefolgt. Hast du es gemerkt? Hast du gespürt, dass er dir auf der Spur war? Hast du mir deswegen schöne Augen gemacht? In der Hoffnung, dass er uns zusammen sehen und falsche Schlussfolgerungen ziehen würde?« Ich trat näher zu ihr, streckte langsam die Hand aus und umfasste ihr Kinn. »Nun, was war der Grund, Diana? War all diese Leidenschaft nur ein Ablenkungsmanöver?«
Ihre Haut war kühl und weich. Ich glitt weiter nach oben, bis ich ihre Lippen berührte. Angestachelt von ihrem Schweigen, drückte ich sie gewaltsam auseinander, bis ich sah, wie sie die Zähne zusammenbiss, und ihren heftigen Atem auf meinen Knöcheln spürte.
»Du verräterisches Miststück! Du hast dafür gesorgt, dass er uns fand. Du hast ihn glauben lassen, dass wir beide ihn verraten haben. Und dann, als du Angst bekamst, dass er mir erzählte, was geschehen war, hast du ihn getötet. Nicht, um mich zu retten. Sondern um dich selbst zu retten. Du hast ihn genau auf die Stelle geschlagen, die er dir ahnungslos verraten hatte. Und zwar hart genug, um dafür zu sorgen, dass er nie wieder reden konnte. Du hast ihn ermordet, Diana, wie dein Vater Lightfoot ermordet hat. Nur war Lightfoot nicht mein Freund, aber Max war es.« Sie wich mit dem Kopf zurück, als mein Griff stärker wurde, und ihre Augen weiteten sich. Mit einem Fluch riss ich die Hand fort. Sie schrie auf und stolperte zum Sofa, lehnte sich hilfesuchend dagegen und hob schützend den Arm, als wolle sie sich gegen mich abschirmen.
»Willst du es nicht einmal leugnen? Oder versuchen, mich umzustimmen? Mich auf deine besondere, intime Art und Weise zu überreden? Es würde selbstverständlich nicht funktionieren. Dafür ist es zu spät. Aber ich wäre enttäuscht, wenn du nicht wenigstens den Versuch unternehmen würdest. So leicht aufzugeben passt nicht zu dir. Und es ist auch deines Vaters unwürdig, findest du nicht?«
»Du irrst dich«, keuchte sie. »Es ist alles... verrückt!«
»Ja, das ist es. Das, was du getan hast. Warum, Diana? Das verstehe ich nicht. Warum hast du so viel für diesen Mann getan? Um Himmels willen! Schau dir das Bild deiner Mutter hier an der Wand an. Ihr Blut klebt an seinen Händen. Ihr Blut und das all der armen Teufel, für die wir nächste Woche eine zweiminütige Schweigepause einlegen werden. Von einem österreichischen Erzherzog bis hin zu einem zweitklassigen Zauberkünstler. Sie alle sind wegen deines Vaters gestorben.«
Sie drehte sich zu mir um und sah mich an. Ihre Miene war anders, aufrichtiger. »Was... was hat meine Mutter mit...?«
»Die Concentric Alliance! Darüber weiß ich auch Bescheid, mein kleiner Liebling. Glaub nur nicht, ich fiele noch einmal auf deine Kaltblütigkeit herein wie damals in Venedig, als der Brief zugestellt wurde. Nur weil du dich besser im Griff hattest als deine Tante, werde ich dir noch längst nicht...«
»Das reicht!« erklärte Vita und stürmte ins Zimmer. Sie War rot im Gesicht und zitterte. Es konnte Furcht oder auch Wut sein. »Das ist mehr als genug!« Sie blieb vor mir stehen und versuchte, mich mit ihrem Blick einzuschüchtern. Als sie merkte, dass ich nicht nachgab, ging sie an mir vorbei und schlang schützend ihren Arm unter den Dianas. »Wie können Sie es wagen, so mit meiner Nichte zu reden? Was soll das bedeuten?«
»Brennen Ihnen die Ohren vom Lauschen am Schlüsselloch, Vita? Ich hoffe, das ist Ihnen leichter gefallen, als sich beim Herüberbeugen über die Reling der Empress of Britain den Hals zu verrenken.«
»Ihr... Ihr Gefasel konnte man im ganzen Haus hören, junger Mann. Und ich wiederhole: Was hat das zu bedeuten?«
»Das ist doch
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