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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Opfer und tauchte mit einem spöttischen Lächeln vor meinem inneren Auge auf. Bald würde ich ihn in Fleisch und Blut vor mir sehen. Und dann würden alle seine Versuche, mich zu bestechen oder zu überreden, vergeblich sein. Ich wollte sein Geld nicht mehr und auch sonst nichts von dem, was er mir geben konnte. Nur Revanche. Nicht für Lightfoot oder die Millionen anderer, die ich nicht kannte. Sondern für Max und Felix. Für einen toten Freund und einen verlorenen Bruder. Ihretwegen hatte ich mir geschworen, dass er, seine Schwester und seine Tochter zahlen sollten. Und das würden sie auch. Sehr bald. Und sehr teuer.
    Ich verließ London am folgenden Spätnachmittag. Gegen sieben Uhr war ich in der Bar des Wotton Hatch, des Pubs an der Guildford Road, in dem Max und ich in dieser schicksalhaften Nacht eingekehrt waren und wo Alfred Hildebrand Lightfoot sich die Zeit vor seiner letzten Vorstellung vertrieben hatte. Ich erkannte das Barmädchen nicht, also erschien es mir sinnlos, ihr Lightfoots Foto zu zeigen. Stattdessen hockte ich ruhig in meiner Ecke und trank Whisky, ohne besondere Wirkung zu verspüren, bis es acht Uhr schlug und es Zeit wurde aufzubrechen.
    Ein Feuerwerk erhellte den Himmel über Dorking, als ich den Wagen in der Auffahrt des Amber Court stoppte und in die kalte Nacht hinauskletterte... Die Luft roch nach Schießpulver. Ich hatte vergessen, dass es die Guy-Fawkes-Nacht war. Überall verbrannte man ausgestopfte grinsende Puppen meines glücklosen Namensvetters, um damit die Vereitelung einer Verschwörung zu feiern, die im Vergleich zu der, die ich aufdecken wollte, geradezu nichtig erschien. Ich fragte mich, ob eine künftige Generation der Concentric Alliance mit Feuerwerk und Liedern gedenken würde. Oder würde sie niemals davon erfahren?
    Ich drückte auf die Klingel und wartete. Dabei dachte ich daran, wie mich Diana in jener Nacht mit ihrer Zurschaustellung von Trauer und Schock derartig getäuscht hatte, dass es mir selbst jetzt, wo ich die Wahrheit kannte, vorkam, als wäre es echt gewesen. Soviel Verstellung, soviel Verrat, damals und auch noch später. Aber nicht mehr länger.
    Das Mädchen öffnete die Tür und bat mich mit einem Lächeln hinein. Ich wurde erwartet und willkommen geheißen. Sie führte mich durch die Eingangshalle in den Salon. »Mr. Horton, Miss«, hörte ich sie sagen, während ich draußen wartete. »Danke, Susan«, antwortete Diana. Ich trat vor, während das Mädchen an mir vorbei hinausging. Und da saßen sie vor dem Kaminfeuer und nippten an ihren Sherrys: Vita groß und wohlwollend in Mauve und Pink, Diana dunkel und rätselhaft in einem blau-goldenen Kleid mit dem Topasanhänger, der wie immer von ihrem Hals herabbaumelte. Sie wandten sich gleichzeitig um und begrüßten mich, wobei Diana von ihrem Stuhl aufstand. »Guy, es ist so...« Doch dann sahen sie meinen Gesichtsausdruck. Möglicherweise errieten beide im selben Moment, was er bedeutete.
    »Was ist los, Guy?« wollte Diana wissen, blieb stehen und starrte mich an. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Ich würde gern mit dir allein reden.«
    Mein Ton duldete keinen Widerspruch. Diana überlegte kurz. »Gut. Würdest du uns entschuldigen, Tantchen? Wir gehen ins Frühstückszimmer.«
    »Nein, nein, Darling. Du bleibst hier. Ich will ohnehin mit dem Koch reden. Sicher ist es nichts...« Doch Vitas Zuversicht versiegte, als sie mich anschaute. Sie stand mit gespielter Mühe auf und verließ langsam den Raum. Ich hielt ihr die Tür auf, und Vita warf mir im Vorbeigehen einen besorgten und gleichzeitig irgendwie warnenden Blick zu. Dann war sie verschwunden.
    Einen Augenblick dachte ich, Diana würde ihre böse Vorahnung dadurch zerstreuen, dass sie lachte oder mich küsste. Aber sie sah mir an, dass ich kühl bleiben würde. Langsam ging sie wieder zu ihrem Stuhl zurück, nahm die Zigarette von dem Aschenbecher und schaute mich neugierig an, während sie einen Zug nahm. »Nun, Guy, worum geht's?« fragte sie schließlich.
    Ich ging zu ihr, zog Lightfoots Foto aus der Tasche und knallte es auf den Beistelltisch vor ihr. Einige Sekunden starrte sie mit gespielter Verwirrung darauf. Ich war mir ihrer Schönheit, ihres unendlich begehrenswerten Körpers unter den umschmeichelnden Formen ihres Kleides nur zu bewusst. Doch der Ärger vertrieb alle Gedanken daran. »Willst du mir etwa vorspielen, dass du nicht weißt, wer das ist?«
    Sie schaute mich geradeheraus an. »Ich weiß es nicht.«
    »Alfred

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