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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Seltsames geschehen wäre. Der Alnwick Advertiser glaubte offenbar, dass ehemalige Kollegen vom plötzlichen Ableben eines ihrer Angestellten benachrichtigt werden wollten.« Caversham wandte sich zu mir. »George Duggan ist ermordet worden.«
    »Sieht so aus«, erwiderte ich gleichgültig.
    »Deshalb heißt es »sie oder ich«, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Nur, dass es jetzt heißen könnte »sie oder wir«.«
    »Nicht, wenn es veröffentlicht ist. Dann können sie nichts mehr dagegen tun.«
    »Meinen Sie? Ja, sicher.« Wir hatten das Ende der Horse Guards Avenue erreicht und gingen jetzt zum Embankment hinüber. Dort blieb ich stehen und schaute über die Themse. Caversham blickte nach Süden, auf den im Nebel liegenden Gebäudekomplex des Parlaments. Aber das Zifferblatt des Big Ben war nicht zu sehen. Die Zeit war unsichtbar.
    »Sie haben Glück gehabt, Horton. Ich hätte auf deren Lohnliste stehen können. Dann hätte ich Ihnen ein Treffen mit meinem Herausgeber vorgeschlagen. Aber so...«
    »Ja?«
    »Ich bin Ehemann und Vater und ein relativ zufriedener Mann. Vor zehn Jahren hätte ich Ihnen vielleicht noch geholfen, es mit ihnen aufzunehmen.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    »Jetzt bin ich zu vernünftig, um es zu versuchen. Sie kämpfen gegen Windmühlen. Wenn Sie wirklich beweisen können, was Sie mir da erzählt haben, und ich zweifle nicht daran, dann können Sie mehr beweisen, als wir ertragen können. Es würde zu viel auseinanderreißen. Verstehen Sie das nicht? Selbst die Unschuldigen würden das nicht zulassen.«
    »Weigern Sie sich, mir zu helfen?«
    »Ich weigere mich, bei einem Himmelfahrtskommando mitzumachen, ja. Ich habe im Krieg genug Selbstaufopferung erlebt. Das reicht mir für den Rest meines Lebens, das, wie ich hoffe, noch lang und ereignislos sein wird.«
    »Ich werde eine andere Zeitung finden, die die Story übernimmt, wenn Sie sie nicht wollen.«
    »Das werden Sie nicht. Sie werden niemanden finden, der sich die Finger verbrennen will. Selbst wenn... Diese Alliance, wie Sie sie nennen, hat genug Einfluß, um dafür zu sorgen, dass diese Geschichte nie veröffentlicht wird. Die Leute, die Sie genannt haben, kontrollieren fast das halbe wirtschaftliche Leben dieser Stadt. Zusammen sind Sie einfach unangreifbar. Und wir wissen aus George Duggans Beispiel, was denen passiert, die verrückt genug sind, sich ihnen zu stellen.« Er schnippte seine Zigarettenkippe in den Fluss. »Leben Sie wohl, Horton. Ich werde versuchen, alles zu vergessen, was Sie mir erzählt haben. Schlage vor, Sie tun dasselbe.«
    Als er an mir vorbeiging, packte ich seinen Ellbogen. »Caversham! Um Himmels willen...«
    »Lassen Sie mich los!« Er schüttelte meine Hand ab, und ich sah, wie er zitterte. Dann sah er sich um, als fürchte er, man beobachte uns. »Lassen Sie mich in Ruhe, verflucht. Ich will nichts mehr hören! Verstanden?«
    »O ja. Ich verstehe. Sie haben Angst vor ihnen.« »Allerdings. Und das sollten Sie auch haben. Sie können solche Menschen nicht vernichten. Das kann niemand.« »Wenn ich es nicht schaffe, werden sie mich vernichten.« »Ich weiß.« Er schüttelte den Kopf, als wolle er sich entschuldigen. »Ich weiß, dass sie das tun werden.« Dann starrte er mir direkt ins Gesicht und fügte hinzu: »Ich bin sogar sicher.«
    Mit diesen Worten marschierte er zur Hungerford Bridge weiter. Ich schaute ihm nach und fragte mich, ob er zurückschauen würde. Aber das tat er nicht. Anscheinend war er froh, mich zum letzten Mal gesehen zu haben. Und so würde sich jeder verhalten, dem ich von der Sache erzählte. Keiner würde bei dem mitmachen wollen, was ich vorhatte. Keiner würde verrückt genug sein, mir zu helfen. Ich war der Mann geworden, der zu viel wusste. Und ich konnte nichts vergessen.
    Ich ging ziellos in die entgegengesetzte Richtung. Eine Stunde später, als es langsam dunkel wurde, betrat ich das Royal Hospital und spazierte durch seine Gärten. Dabei nickte ich respektvoll den Veteranen zu, die mir schlurfend begegneten. Vor der Büste von Karl II. blieb ich stehen und rauchte eine Zigarette. Ob diese stolzen Soldaten wohl das Wissen begrüßen würden, das ich besaß ?
    Nicht, dass es etwas geändert hätte. Es sah offenbar nicht so aus, als könnte ich mein Geheimnis mit jemandem teilen. Irgendwo da draußen war die Concentric Alliance, so unsichtbar wie Londons Wahrzeichen im Nebel. Sie versperrte mir die Tür zu meiner Zukunft. Ich konnte es Caversham nicht verübeln, dass er sich

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