Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
schwere Last von meinen Schultern nehmen würde.
    »Sie werden damit nicht ungestraft davonkommen, Guy. Keiner von ihnen. Meine eigene Nichte, um Himmels willen. Wie konnte sie nur mit diesen Menschen einen Deal machen? Wie konnte sie es ertragen?«
    »Das würde ich sie sehr gern selbst fragen.«
    »Wo versteckt sie sich?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Meinen Sie, Vita weiß es?«
    »Vielleicht.«
    »Ich werde es aus ihr herausquetschen, wenn es sein muss. Sie hat die ganze letzte Woche in diesem Haus gesessen und ihr Geheimnis gehätschelt wie eine alte Hexe, die ein totes Kind wiegt. Sie ist nur einmal ausgegangen. Nach Dorking, letzten Freitag. Wir wissen jetzt auch, warum, nicht wahr? Um einen Brief an einen toten Mann aufzugeben. Auf wessen Seite steht sie wirklich?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ist das wichtig?«
    Quincy seufzte. »Vermutlich nicht, wenn man die letzte Konsequenz bedenkt. Die Lügen laufen am Ende doch auf eins hinaus. Den gottverdammten Krieg. Und Maudies Tod. Wenn ich daran denke, dass ich kurz davor stand, ihren Mördern auch noch gutes Geld in den Rachen zu werfen. Und wofür? Um den Hals von ein paar verräterischen, kaltherzigen...« Als seine Worte versiegten, sah ich, wie seine Hand das Steuerrad krampfhaft umklammerte. »Diana hat immer wie ihre Mutter ausgesehen. Deshalb habe ich geglaubt, sie sei wie ihre Mutter. Aber nein. Sie hat den Charakter ihres Vaters. Maudies Aussehen, aber Fabian Charnwoods Seele. Soll sie in der Hölle verrotten!«
    Ich war froh, dass er so verbittert war. Die Wahrheit hatte seine onkelhafte Sorge um Diana und ihre Tante zu einem plötzlichen Hass auf die Charnwoods und ihre Taten verwandelt. Ich konnte nur hoffen, dass es reichte, um ihn für die Gefahren eines Angriffes gegen die Concentric Alliance blind zu machen.
    »Ich wette, Sie waren sich nicht sicher, ob ich Ihnen Glauben schenken würde«, meinte er schließlich und ließ das Steuerrad los.
    »Wie hätte ich das sein können? Es ist ja auch ... schwierig zu glauben.«
    »Nicht für mich, Guy. Es ergibt Sinn, verstehen Sie? Es passt zusammen.«
    »Womit?«
    »Mit Maudies Heimfahrt im Frühling 1915. Irgendetwas ging ihr im Kopf herum. Etwas, was sie mitteilen wollte. Über Fabian, sagte sie. Ich dachte erst, er habe eine Affäre. Das sollte sie lieber mit ihrer Mutter besprechen als mit ihrem kleinen Bruder. Aber sie deutete immer wieder an, dass es etwas Geschäftliches sei. Nun, ich wollte nichts davon wissen. Sie war immer schon... außerordentlich moralisch. Bei einigen Hieben, die unser alter Herr ausgeteilt hatte, hätte sie sich sicher auch auf die Hinterbeine gestellt. Also, ob Fabian nun über seine ehelichen Stränge oder ob er einige geschäftliche Haken schlug... mir jedenfalls schien es das Beste, wenn sie es einfach vergaß, was es auch war. Und das sagte ich ihr auch.«
    »Ist sie niemals deutlicher geworden?«
    »Nicht bis zu dem Tag, an dem die Lusitania nach England abdampfte... Am 1. Mai 1915. Dieses Datum ist in mein Gedächtnis eingegraben. Tief eingegraben. Mutter ging es nicht gut genug, um uns begleiten zu können. Vater und Theo hatten ... zu viel zu tun. Also war ich der Vertreter der Familie. Und wie sich herausstellen sollte, auch der letzte, der sie lebend sah. Sie schien an diesem Morgen ziemlich in Gedanken versunken und wirkte schwermütig und beunruhigt. Ich ging mit ihr an Bord und öffnete in ihrer Kabine eine Flasche Champagner. Doch das hob ihre Stimmung nicht. Ich vermutete, dass ihr der Abschied schwerfiel. Aber das war es nicht. Sie war nie eine Freundin von tränenreichen Abschieden gewesen. Aber irgendwie war sie nicht aufgeregt, sie wirkte eher... niedergedrückt. »Was würdest du tun, Quincy«, fragte sie mich, »wenn du herausfinden würdest, dass jemand, den du liebst, etwas wirklich Schreckliches getan hat?« Nun, ich hatte nicht den Eindruck, dass sie es wirklich für so schrecklich hielt; ich glaubte eher, sie würde überreagieren. Doch jetzt...«
    »Glauben Sie, dass sie es wusste?«
    »Sie hatte irgendetwas herausgefunden. Und es muss etwas mit der Concentric Alliance zu tun gehabt haben, nicht wahr? Mit irgendjemand, den sie liebte. Und etwas wirklich Schreckliches. Sie war nach Hause gekommen, um einen Rat einzuholen. Aber sie fuhr weg, ohne ihn bekommen zu haben.«
    »Welche Antwort haben Sie ihr gegeben?«
    »Eine nutzlose, Guy. Die Antwort eines smarten jungen Klugschwätzers in Champagnerlaune. »Du wirst es vergessen, Maudie«, habe ich

Weitere Kostenlose Bücher