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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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abgewendet hatte. An seiner Stelle hätte ich dasselbe getan. Aber ich hatte diese Wahl nicht. Ob ich ging, rannte oder kroch, ich hatte keine Hoffnung zu entkommen.
    Plötzlich verwandelte sich die Angst in Wut. Ich stürmte aus dem Krankenhaus und hielt das erste Taxi an.
    »Wohin soll's gehen, Chef?«
    »Euston Hotel. Und geben Sie Gas.«
    Es war riskant, meinen Wagen aus der Hotelgarage zu holen, da Diana wusste, dass ich ihn dort gelassen hatte. Aber selbst die Concentric Alliance konnte nicht überall sein. Mit dem Wagen konnte ich bis zum frühen Abend in Dorking sein. Und mit Hilfe der Pistole konnte ich Diana dieselbe Strafe zahlen lassen, die sie mir zugedacht hatte. Wenn ich schon nicht entkommen konnte, warum dann sie? Sie wollten mich töten, daran zweifelte ich nicht. Und sie waren außerhalb meiner Reichweite. Diana nicht. Und es würde mir Befriedigung geben, ihr Gesicht zu betrachten, wenn sie das begriff. Ich konnte nicht gegen sie gewinnen, das wusste ich jetzt. Aber wenigstens konnte ich die Bedingungen für meinen Untergang festsetzen.
    Im Euston Hotel lauerte mir niemand auf. Ich tankte den Talbot auf und ließ den Wagen laufen, kaum hatte ich Putney hinter mir gelassen. Geschwindigkeit war das, wonach ich vor allem verlangte: die Geschwindigkeit, ihnen davonzufahren. Doch wie schnell ich auch fahren würde, sie reisten schneller, das wusste ich - und sie hatten auch die größere Reichweite. In Leatherhead bog ich von der Straße ab und dachte bei einer Zigarette über die Sinnlosigkeit dieser Fahrt nach. Diana war vielleicht gar nicht im Amber Court. Selbst wenn, könnte ich sie wirklich kaltblütig ermorden? Und wenn ich das schaffte, erledigte ich dann nicht einfach nur die Arbeit für die Concentric Alliance? Vielleicht konnte ich ja Hornby die Wahrheit erzählen und ihm die Beweise überreichen, wenn ich genug Aufsehen erregte, um verhaftet zu werden. Aber konnte ich wirklich ernsthaft annehmen, dass man ihm erlaubte, sie zu benutzen? »Sie können solche Leute nicht vernichten«, hatte Caversham gesagt. Und er hatte recht gehabt. »Wenn ich es nicht schaffe, dann vernichten sie mich«, hatte ich geantwortet. Leider hatte ich ebenfalls recht.
    Ich fuhr langsam den Weg zum Haus entlang. Die Kegel der Scheinwerfer leuchteten vor mir in die Dunkelheit. Kurz vor dem Eingang parkte ich den Wagen unter einigen Bäumen und setzte den Weg zu Fuß fort. Surrey wirkte nach dem Lichterglanz und der Hektik Londons dunkel und ruhig. Das Quietschen meiner Schuhe auf dem Blätterboden des Randstreifens und das gelegentliche Knacken eines Astes unter meinem Absatz verstärkten sich in meinem Kopf, bis ich glaubte, die ganze Welt wisse, wo ich sei - und was ich vorhabe.
    Das Tor war verschlossen, was ich noch nie erlebt hatte. Und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Es war beruhigend zu wissen, dass anscheinend noch jemand Angst hatte. Ich fragte mich, ob Diana in Angst lebte, Angst davor, dass ich nachts kommen würde, bewaffnet und verzweifelt, um sie für ihre Taten zahlen zu lassen. Sie musste gehofft haben, dass ich in Dublin getötet und es dort enden würde. Aber das hatte es nicht. Es blieb in der Schwebe, für uns beide.
    Ich wollte gerade über das Tor klettern, als ich einen Wagen kommen hörte. Dann sah ich die Scheinwerfer. Ich hatte gerade noch Zeit, mich im Unterholz zu verstecken, dann war er auch schon da, kam die Straße hoch und bremste, als er vor dem Eingang hielt. Ich wich zurück und beobachtete, wie jemand ausstieg und auf das Tor zuging: Es war die unverwechselbare untersetzte Gestalt Quincy Z. McGowans.
    Quincy! Natürlich. Warum hatte ich nicht früher an ihn gedacht? Nur jemand mit einem persönlichen Groll gegen die Concentric Alliance war verrückt genug, mir zu helfen. Und Quincy hatte einen solchen Groll, denn er wusste von ihrer direkten Verantwortung für Maud Charnwoods Tod. Seine Liebe zu seiner Schwester war vollkommen und irrational. Er hatte versucht, sie zu rächen, als er 1918 gegen die Deutschen gekämpft hatte. Und er würde nicht zögern, es wieder zu tun, indem er gegen die wahren Schuldigen kämpfte. Hier war endlich der Bundesgenosse, den ich brauchte.
    Als er sich mit dem Vorhängeschloss abmühte, trat ich vor und sprach seinen Namen aus.
    »Wer ist da?« bellte er und fuhr herum.
    »Guy Horton.«
    »Guy!«
    »Leise, um Himmels willen! Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Nun, ich will schon seit unserem Dinner mit Maundy Gregory letzte Woche mit Ihnen reden, zu

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