Geschlossene Gesellschaft
gesagt. »Du wirst alles vergessen. Lass einfach Gras darüber wachsen.« Sie schaute mich so... so mitleidsvoll an. In diesem Augenblick muss sie begriffen haben, dass sie sich an niemanden wenden konnte, diese Last mit niemandem teilen konnte.«
»Aber Sie können doch nicht sicher wissen, was sie meinte.«
»Nein, nicht absolut sicher. Aber ich kann mir Fragen stellen. Was sie nach ihrer Rückkehr nach England tun wollte. Was sie getan hätte, wenn es nicht diesen Torpedo vor der irischen Küste gegeben hätte.«
Er schien fast zu glauben, dass Charnwood absichtlich Mauds Tod herbeigeführt hatte. Ich konnte diesen Verdacht in seiner Stimme hören. Doch nichts in den Dokumenten ließ auf so etwas schließen. Das allerdings konnte er nicht wissen. Und es gab auch keinen Grund für mich, ihm dieses Wissen aufzudrängen. »Ob direkt oder indirekt, kann ich nicht sagen, Quincy, aber die Concentric Alliance ist für den Tod Ihrer Schwester verantwortlich. Und für jedes andere Opfer dieses Krieges.«
»Auch nach dem Tode Fabians leben noch genug Mitverschwörer ganz wunderbar von den Gewinnen aus diesem Tag?«
»Ja, das tun sie.«
»Dann kriegen wir sie, Guy. Bei Gott, das werden wir.«
»Aber wie? Laut Caversham wird keine Zeitung es wagen...«
»Keine britische Zeitung, vielleicht. Aber was ist mit der amerikanischen Presse? Nach dem, was Sie gesagt haben, hat die Concentric Alliance keine Verbindungen nach Amerika.«
»Soweit ich weiß, nicht...«
»Dann ist das die Antwort. Wir dienen die Story der New York Times an. Oder der Washington Post. Wir werden ihnen die Beweise geben. Und ich garantiere Ihnen, dass sie sie nutzen werden. Mehr als hunderttausend Amerikaner sind in diesem Krieg umgekommen. Und Hunderttausende wissen nicht, warum. Jetzt werden sie es erfahren, nicht wahr?«
Er hatte recht. Die Concentric Alliance hatte nicht genug Einfluss in Amerika, um zu verhindern, dass dort die Wahrheit erzählt wurde. Und von da aus würde sie um die Welt gehen. Es gab also doch einen Ausweg für mich. Quincy McGowan hatte ihn mir gezeigt.
»Zusammen können wir das schaffen, Guy. Wir haben die Macht und den Reichtum der McGowan Steel Corporation im Rücken. Wir haben alles, was wir brauchen, um diese Leute zur Strecke zu bringen. Wollen Sie es versuchen?«
»Selbstverständlich.« Die Entscheidung war ganz einfach, weil es schlechterdings keine Alternative gab.
»Die Babcock-Affäre könnte Sie in den Staaten einholen. Das ist Ihnen klar?«
»Das macht nichts.« Sie schien tatsächlich kaum von Bedeutung, ein unwichtiges Anhängsel einer längst vergessenen Existenz.
»Gut. In diesem Fall müssen wir Sie - und die Dokumente -so schnell wie möglich über den Atlantik bringen.«
»Aber wie? Ich kann nicht einfach...«
»Und ob Sie können. Hören Sie zu. Ich fahre morgen als allererstes nach London und kaufe uns Karten für die nächste Überfahrt nach New York. Wenn es dann soweit ist, erzähle ich Vita, dass ich ein paar Gießereien im Norden besuchen will. Stattdessen stoße ich in Southampton zu Ihnen, und wir schleichen uns mit den Dokumenten weg. Eine Woche später können sie auf dem Schreibtisch von jedem Herausgeber liegen, den wir für gut halten.«
Das klang einfach. Warum auch nicht? Faraday suchte mich, nicht Quincy. Ich musste mich einfach nur verstecken, bis wir in See stechen würden. Die Tasche von der Bank holen und nach Southampton fahren. Den Rest erledigte Quincy. »Solange wir vorsichtig sind, kann nichts schiefgehen. Nachdem ich die Karten gekauft habe, werde ich in den Anglo-American Club nach Iver fahren. Rufen Sie mich dort morgen Nachmittag an. Sagen wir gegen drei Uhr. Ich werde dann in der Lounge sein, wo man mich leicht ausrufen kann. Dann werde ich Ihnen die genaue Zeit unserer Abreise nennen. Am Tag davor werde ich den Zug nach London nehmen, kehrtmachen, nach Southampton fahren und in einem Hotel in der Nähe der Docks übernachten.«
»Dem South Western!«
»Genau das. Wir treffen uns dort, zwei Stunden bevor das Schiff ablegt. An Bord gehen wir erst im letzten Augenblick. Und benutzen Sie nicht den Schiffszug.«
Bald, sehr bald würde ich frei sein. »Quincy, ich...«
»Wenn Sie mir danken wollen, Guy, dann sparen Sie sich die Mühe. Ich tue das für Maudie.«
»Ich weiß. Aber trotzdem...«
»Heben Sie es sich auf, bis wir auf See sind, ja?« Er nahm mir den Flachmann aus der Hand und setzte ihn an die Lippen. »Auf den Torpedo, den wir abfeuern.«
»Solange
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