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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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zögernd zustimmen, riss dann die Lasche des Umschlags auf, zog ein Blatt Papier heraus und entfaltete es. »Charnwoods Handschrift, unzweifelhaft«, murmelte er. »Keine Adresse, nur ein Datum. Der 10. November. Der Tag vor...«
    »Was steht drin?« unterbrach Vasaritch ihn.
    »Ich lese ihn vor, einverstanden?« antwortete Faraday besänftigend. »Zweifellos enthält er unter den üblichen väterlichen Segenswünschen das, was wir wollen. »Meine liebe Diana, morgen werde ich Horton im Phoenix Park treffen, um ihm die Unterlagen über die Concentric Alliance zu übergeben. Wenn Du das erfährst, wirst Du vermutlich annehmen, dass ich darauf bestanden habe, mich mit ihm anstatt mit Dir zu treffen, um mich nicht persönlich vor Dir für das, was ich getan habe, verantworten zu müssen. Doch ganz so feige bin ich nicht. Mein wirklicher Grund ist der, Dich von den Gefahren fernzuhalten, von denen es vielleicht eine Menge gibt. Was morgen auch passieren wird, und ich befürchte das Schlimmste, Du sollst wissen, dass ich Deine Mutter sehr geliebt habe. Leider habe ich auch ihren Tod herbeigeführt. Unabsichtlich, gewiss. Indirekt, als eine der unvorhersehbaren Konsequenzen des Krieges. Aber es war ein Krieg, den eine Organisation, die ich geschaffen und kontrolliert habe, ausgelöst hat. Daher kann ich der Verantwortung nicht entkommen. Sie hat lange schwer auf mir gelastet. Vor ein paar Wochen bin ich nach Cork gereist, habe auf dem Old Head of Kinsale gestanden und auf die Stelle hinausgeschaut, an der die Lusitania sank und der Leichnam Deiner Mutter möglicherweise immer noch liegt. Ich habe ihr damals gebeichtet, was ich nun Dir gegenüber zugeben muss. Warum ich.. .«
    »Das Geld!« schrie Vasaritch plötzlich und brach den Bann, den Charnwoods Worte geschaffen hatten. »Was sagt er über das Geld? Ich will nichts über Old Head of Kinsale hören!«
    Faraday warf ihm einen, wie mir schien, eine Spur verächtlichen Blick zu und seufzte. »Ich glaube, wir kommen gleich zum Punkt. Soll ich fortfahren?« Er erntete nur einen Blick und schaute dann wieder auf den Brief. »Warum ich es getan habe«, fuhr er dann fort. »Warum ich mir einen Plan ausgedacht und ausgeführt habe, um einen europäischen Krieg zu beschleunigen? Aus Gewinnsucht, wie meine Mitverschwörer annahmen? Nicht letztendlich. Vermutlich eher um herauszufinden, ob es ging. Um zu erforschen, ob ich die Geschichte mit einem kalkulierten Eingreifen ändern und die Zukunft bestimmen könnte. Der Tod Deiner Mutter war die Antwort darauf. Ich habe viele Dinge verändert. Ich habe das Leben von Millionen Menschen geändert. Aber ich habe nichts vorherbestimmt. Ich habe nur den Tod meiner eigenen Frau beschleunigt. Und was war meine Belohnung? Zusehen zu müssen, wie ein Pack gieriger.. .« Faraday räusperte sich. »Zusehen zu müssen, wie ein Pack gieriger Narren reich wurde«, las er dann ausdruckslos weiter.
    »Er nennt uns Narren?« spie Vasaritch geradezu hervor. »Da kommt nicht mehr viel«, antwortete Faraday. »Es muss den Schlüssel enthalten. »Ich gab ihnen Reichtum und Macht, zu viel von beidem. Ich sah zu, wie sie meine Geschenke missbrauchten. Und ich sah ihre Habsucht, die nur ein Spiegel meiner eigenen war, in Dir widergespiegelt. Das war am schwersten zu ertragen. Das war es, was mich schließlich dazu brachte zurückzunehmen, was ich gegeben hatte. Geld zu verlieren ist genauso einfach, wie es zu gewinnen, wenn man weiß, wie. In den beiden letzten Jahren habe ich systematisch all das Geld verschwendet, das sie mir anvertraut haben. Ich habe wertlose Anlagen gekauft und zum Untergang verurteilte Investitionen getätigt. Ich habe den größten Teil ihres Reichtums weggeworfen.. .« Faradays Stimme drohte zu versagen. »Und damit auch viel von ihrer Macht... Die große Depression... war das Mittel..., die Sache zu Ende zu bringen. «
    Das folgende Schweigen war erfüllt von unser aller Unglauben. Charnwood hatte das Geld weder verloren noch versteckt. Er hatte es vernichtet. Er hatte es Pfund für Pfund der allgemeinen Insolvenz in den hungrigen Rachen geworfen. Geblieben war nur eine Konfettiwolke von wertlosen Anteilen und Bankrottaktien.
    Einige Sekunden vergingen, dann fiel der Brief aus Faradays Fingern und flatterte zu Boden. Faraday lehnte sich langsam an die Wand, seufzte schwer und schloss die Augen. »Weg«, murmelte er. »Alles weg.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Vasaritch. Seine tiefe Stimme klang wie eine Glocke.
    »Natürlich

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