Geschlossene Gesellschaft
sich dann bei ihr auf dem Schiff melden. Vita und ich würden morgen auf der Olympic folgen, um zu verhindern, dass eine gemeinsame Abreise Verdacht erregte. Wir alle wollten uns nächste Woche in New York treffen, um dort die Bombe einer nichtsahnenden Öffentlichkeit zu präsentieren. Nun, es wird nicht ganz so laufen. Es wird keine Bombe geben, weil es keine Aufzeichnungen gibt. Die werden hier bleiben. Sie werden Diana erzählen, dass Sie sie an Faraday verkauft haben. Sie werden ihr sagen, dass Sie das getan haben, was einem Schwindler im Blut liegt: Nimm das Geld und lauf.« Er grinste und blies selbstzufrieden ein paar Ringe in die Luft. Sie stiegen zur Decke und lösten sich wunderbar konzentrisch auf.
»Ja, Quincy«, hätte ich gern geantwortet. »Sehr schlau. Geld ist der Felsen, auf dem Ihr Plan ruht. Es gibt jedoch keins, verstehen Sie? Sie werden mir jetzt zweifellos einen verächtlichen Bruchteil Ihres Honorars anbieten, wenn ich Diana diese Lügen erzähle. Aber Sie brauchen sich keine Mühe zu machen. Weil Sie nicht bezahlt werden. Sie werden keinen Penny bekommen.« »Sie muss überzeugt werden, dass alles vorbei ist, Guy«, sagte er und senkte die Stimme. »Wenn Sie einfach nur mit den Aufzeichnungen verschwinden, wird sie weiter der kleinsten Chance hinterherjagen, ihre Mutter zu rächen, vor allem jetzt, wo sie auch noch ihren Vater rächen muss. Sie wird so lange weitermachen, bis sich Faradays Leute gezwungen sehen, sie zum Schweigen zu bringen. Nein, sie muss glauben, dass man Sie gekauft hat. Sie muss begreifen, dass ihr einziger Bundesgenosse ein Strohmann ist. Und sie muss England verlassen. Hier gibt es zu viele Erinnerungen, zu viele Gründe, um hinter der Wahrheit herzujagen. Sie wird sich in den Staaten davon befreien, glauben Sie mir. Ich werde dafür sorgen. Oh, diese Seite der Dinge können Sie getrost mir überlassen. Darin habe ich Erfahrung. Sie müssen ihr nur sagen, dass Sie sie betrogen haben und dann aus ihrem Leben verschwinden. Fabian schuldete Ihnen tausend Pfund, als er gestorben ist, nicht wahr? Nun, ich schreibe Ihnen einen Scheck über diese Summe aus, und zwar einen, der nicht platzen wird. Übrigens erwarte ich nicht, dass Sie an Bord bleiben, bis das Schiff New York erreicht hat. Nicht mit dem Trubel um den Babcock-Prozess. Nein, nein, ich bin ein vernünftiger Mann. Die Leviathan wird heute Abend in Cherbourg anlegen. Gehen Sie dort von Bord. Gehen Sie hin, wohin Sie wollen. Sie haben eine Menge Geld in der Tasche. Mehr als genug, um es beim Pokern gewinnbringend anzulegen. Oder damit eine reiche Witwe in Monte Carlo aufzureißen. Sie werden aus dieser ganzen Sache besser herauskommen, als Sie hätten erwarten dürfen. Dank mir.«
»Glauben Sie das wirklich, Quincy? Tatsächlich?« »Ich werde Ihnen ein Geheimnis anvertrauen, Guy. Diana wollte glauben, dass Sie den Handel mit ihr immer noch einhalten. Sie wollte es so sehr glauben, dass ich mir wirklich verdammt viel Mühe geben musste, um sie zum Narren zu halten. Oh, es klang gut, ich weiß. Die freiheitsliebende amerikanische Presse, der Sprung über den Atlantik in weitgeöffnete Arme, der Sieg gegen alle Wahrscheinlichkeit. Ich kann ziemlich überzeugend lügen, wenn es sein muss, keine Frage. Aber da gab es noch mehr. Ich glaube, sie empfindet wirklich etwas für Sie. Ein echtes Gefühl, meine ich. Wenn ich recht habe, dann macht Sie das unter allen Männern zu einem besonderen Exemplar. Schade, dass wir es niemals herausfinden werden, nicht wahr?«
Hatte er recht? Zwischen echten Zweifeln und falschen Hoffnungen, zwischen Leidenschaft und Perversität, gab es da tatsächlich etwas, was uns zusammenhielt? In welcher Stimmung würde sie sein, während sie auf der Leviathan wartete? Was würde sie von unserem Treffen erwarten ? War ich mehr als ein letzter Bundesgenosse? Und war sie mehr?
»Ich werde Ihnen noch ein anderes Geheimnis erzählen. Das letzte, was Maudie sagte, als ich mich auf der Lusitania damals von ihr verabschiedete... Es war nichts über die Concentric Alliance. Sondern über die Reise. Sie hatte so eine Vorahnung, dass sie sie nicht überleben würde. Und ich musste ihr versprechen, dass ich mich in diesem Fall um Diana kümmern würde. Sie war besorgt, dass Fabian zu viel Einfluss auf das Mädchen gewinnen würde, wenn sie nicht mehr da war. Und sie machte sich auch wegen der Art des Einflusses Sorgen. Mit gutem Grund, wie sich herausgestellt hat. Ich habe sie damals nicht ernst genommen.
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