Geschlossene Gesellschaft
wäre vom Stuhl gesprungen und hätte ihm seine teure Zigarre, zusammen mit seinem Gequatsche, in den Hals gestopft. Aber ich konnte mich nur winden.
»Ich war ziemlich wütend, als ich hörte, was im Phoenix Park passiert war. Nicht, weil sie Fabian getötet hatten. Ich hatte Vita zwar gesagt, dass er nach der Übergabe der Unterlagen in Sicherheit sei, aber ich glaube nicht, dass sie mir das abgenommen hat. Wie auch immer, er hat es heraufbeschworen. Und ich war auch nicht sauer, weil es mein Honorar gefährdete. Faraday hatte Sie leicht in Dublin aufstöbern können, also glaubte ich nicht, dass Sie weglaufen konnten. Nein, Sie waren nicht der wirkliche Sorgenpunkt. Diana war es.
Als die irische Polizei die Morde im Phoenix Park untersuchte, fand sie einen Taxifahrer, dessen Beschreibung eines Fahrgastes, den er von einem Stand in der Nähe des Shelbourne Hotel zum Park gefahren hatte, auf die eines Mannes passte, der nach der Schießerei weggelaufen war. Im Shelbourne fand man heraus, dass die Beschreibung auch auf einen englischen Gast namens Morton passte, den man seit der Nacht davor nicht mehr gesehen hatte. Man sagte der Polizei, dass er der ständige Begleiter eines anderen englischen Gastes gewesen war, einer Miss Wood, die immer noch in dem Hotel war. Also nahmen sie Miss Wood mit zum Verhör. Sie behauptete, dass Morton nur ein Bekannter sei, über dessen Angelegenheiten sie nichts wisse. Schließlich entschieden sie sich, ihr die drei Leichen zu zeigen. Sie behauptete, sie hätte keinen der Männer je zuvor gesehen.«
Arme Diana. Ich hatte Mitgefühl mit ihr. Sie hatte den ganzen Tag darauf gewartet, dass ich zurückkomme, und sich gefragt, wohin ich wohl gegangen sein mochte. Und Charnwoods Leichnam auf einer Totenbahre: ein toter Vater, den sie nicht kennen durfte.
»Es muss hart für sie gewesen sein, Guy, was Sie sicher verstehen. Sie stand da in der Leichenhalle und durfte ihn nicht erkennen. Nun, sie ist hart. So hart wie ein Diamant. Und entschlossen. Zuletzt gaben sie das Verhör auf und ließen sie gehen. Ungefähr zu der Zeit, als Sie mich am Tor des Amber Court überraschten. Soll ich sagen »überraschten«? Meine Gebete wurden erhört, müsste es wohl eher heißen. Ich hatte Sie. Wo Faraday nicht nur einmal, sondern zweimal gescheitert war, hatte ich Erfolg gehabt. Genug für einen zusätzlichen Bonus, würde ich sagen. Nun, das werden wir ja noch sehen.
Ich musste natürlich rasch reagieren, aber das konnte ich schon immer gut. Mein alter Herr pflegte zu sagen, dass ich zwar schnell in Schwierigkeiten komme, mich aber genauso schnell auch wieder hinausmanövriere. Wie auch immer, ich hatte Sie erwischt, nicht jedoch die Aufzeichnungen. Noch nicht. Aber Sie hatten meine Story mit den amerikanischen Zeitungen geschluckt, also würde ich bald die Aufzeichnungen in meine Hände bekommen. Nicht schlecht, was? Und seien Sie nicht zu wütend darüber. Denn es war wirklich das Beste, was Sie hätten tun können. Das Allerbeste.
Diana kam am Samstag in Dorking an, während ich in London war. Vita sagte ihr aus Angst vor ihrer Reaktion nichts von dem Brief, den ich an Fabian geschickt hatte. Und aus demselben Grund verriet sie ihr auch nichts von meiner Verwicklung in den Fall. Dianas Nerven waren zum Zerreißen gespannt, weil sie weder wusste, wo Sie waren, noch was Sie vorhatten oder was sie intelligenterweise tun sollte. Als ich aus Iver zurückkam, erkannte ich ihren Zustand. Ich glaubte, dass es nur einen Weg gab, sie zu entspannen, ohne mich zu verraten. Vita willigte ein, mich zu decken. Ich sagte, Sie hätten sich mit mir in Verbindung gesetzt, mir alles erzählt und vorgeschlagen, dass wir mit all den Unterlagen in die Staaten fahren sollten. Ich konnte selbstverständlich nicht erklären, warum Sie sich allein mit Fabian getroffen hatten, ohne Vitas Brief zu erwähnen, also müssen Sie sich etwas ausdenken, um dem Rechnung zu tragen. Aber sorgen Sie dafür, dass es glaubhaft ist. Wir wollen nicht, dass...«
Er brach ab, als er mein verwirrtes Gesicht im Spiegel sah. Dann grinste er breit. »Sie haben es noch nicht kapiert, Guy, nicht wahr? Wir kommen alle davon. Sie, ich, Diana und Vita im Austausch für die Aufzeichnungen. Das sind die Bedingungen, denen Faraday und Vasaritch zugestimmt haben und die mein gutes und großzügiges Selbst herausgeholt hat. Diana wartet in ihrer Kabine auf der Leviathan. Ich habe ihr gesagt, sie solle auf Ihren Wunsch früh an Bord gehen. Sie würden
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