Geschlossene Gesellschaft
Aber ich habe es ihr versprochen. Und es ist immer gut, ein Versprechen zu halten, finden Sie nicht? Selbst wenn man sechzehn Jahre dafür braucht.«
Er ließ sich nach hinten aufs Bett fallen, federte leicht von der Matratze zurück und starrte an die Decke. Seine Stimme klang sehnsüchtig, als hätte selbst sein Zynismus eine Grenze. »Ich hätte auf sie hören sollen, Guy. Ich hätte sie an den Haaren von diesem Schiff zerren sollen. Dann wäre vielleicht nichts geschehen. Aber ich habe es nicht gemacht. Die Lusitania fuhr mit Maudie an Bord davon. Und an der Penn Station kaufte ich mir eine Stunde später, als ich auf den Zug nach Pittsburgh wartete, eine Zeitung und las die Anzeige der deutschen Botschaft. »Reisende, die die Absicht haben, eine Atlantiküberquerung zu machen, werden daran erinnert, dass zwischen Deutschland und Großbritannien Kriegszustand herrscht. Die Kriegszone schließt die Gewässer vor den Britischen Inseln ein. Schiffe unter britischer Flagge im Kriegsgebiet laufen daher Gefahr, versenkt zu werden, und Reisende, die mit ihnen fahren...«
Die Tür öffnete sich abrupt, und Vasaritch schritt herein, gefolgt von Faraday. Das Gesicht des Generals war gerötet und vor unterdrückter Wut verzerrt. Quincy setzte sich langsam auf und starrte ihn verständnislos an. Er hatte keine Ahnung, warum sein Arbeitgeber aufgeregt war. Ich jedoch schon. Nur zu gut.
»Was ist...?«
»Halten Sie den Mund!« brüllte Vasaritch. »Ich will diesen Mann...« Er beugte sich über mich, ein Messer in der Hand, ließ die Klinge herausspringen, setzte sie an das Tuch, das den Knebel hielt, und schnitt es durch. Danach entfernte er den Knebel aus meinem Mund. »Ich will diesen Mann hören. Wo ist das Geld, Horton? Wo ist es?«
»Ich habe keine...«
Ein heftiger Schlag traf mich am Kinn. An Vasaritchs Knöchel war Blut, als er die Hand zurückzog, und noch mehr davon war in meinem Mund, als er mich anbrüllte. »Sagen Sie nicht noch einmal: »Ich habe nicht« oder »Ich kann nicht« oder »Ich will nicht!« Sagen Sie mir einfach, wo es ist, bevor ich Sie töte!«
»He!« mischte Quincy sich ein. »Wo ist das Problem? Sie haben doch die Aufzeichnungen, oder?« »Wir haben sie«, bestätigte Faraday. »Aber sie enthüllen nichts. Charnwood hat eine unglaubliche Serie von Verlusten aufgeführt, vermutlich, um seine Spuren zu verwischen. Was er wirklich mit dem Geld getan hat, bleibt unerklärt.«
»Nein«, protestierte ich. »Die Verluste sind die Erklärung.«
»Absurd. Charnwood war ein fähiger Finanzier. Er hätte niemals solche Fehler gemacht, jedenfalls nicht in dieser Folge. Es ist einfach nicht möglich.«
»Wo ist es?« wiederholte Vasaritch.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wo?«
»Ich sage Ihnen doch...«
Vasaritch holte aus, um mich erneut zu schlagen, als Faraday ihn mit der Hand am Ellbogen zurückhielt. »Wenn er es wüsste«, sagte er leise, »dann hätte er Aufzeichnungen darüber. Wir haben jedes einzelne Blatt Papier in dieser Tasche überprüft. Aber er hat vielleicht die entscheidenden Stücke entfernt.«
»Sehr gut«, knurrte Vasaritch und senkte den Arm. »Durchsuchen Sie ihn.«
Faraday hockte sich grinsend vor mich. »In welcher Tasche ist es, Horton? Ich will sie nicht alle ausleeren müssen.«
»Ich habe nichts aus der Tasche entfernt.«
»Vielleicht nicht. Aber als Sie und Charnwood im Phoenix Park auf uns gewartet haben, habe ich da nicht gesehen, wie Charnwood Ihnen etwas gegeben hat? Irgendeinen Brief? Oder eine Notiz, wo er das Geld versteckt hat?«
Natürlich! Charnwoods Brief an Diana. Was war darin? Nicht der liebende Abschied eines Vaters, sondern die Nummer eines Schweizer Bankkontos? Es war möglich, sehr gut möglich. Und ich hatte vorgehabt, ihn ungeöffnet zu übergeben! »In der Innentasche meiner Jacke«, erklärte ich und deutete mit einem Nicken nach links. »Danke.« Ich erschauerte, als Faraday seine forschenden Finger hineinsteckte und den Umschlag fand. Es war eine unwillkürliche Reaktion, die Faraday zu amüsieren schien. »Keine Sorge, Horton. Ich will nur das hier.« Er stand auf und schwenkte den Brief. »Das hätten wir.«
»Er hat mich gebeten, ihn Diana zu geben«, erklärte ich. »Eine Botschaft von ihm an seine Tochter.«
»Und was steht drin?«
»Das weiß ich nicht.«
Faraday schielte auf das Siegel. »Sie haben ihn nicht geöffnet?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Das würden Sie nicht verstehen.«
Faraday hob eine Braue, als wollte er
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