Geschlossene Gesellschaft
dies zu beweisen, Max von einem unserer eigenen Leute angeschossen wurde. Ich war zynisch, egoistisch und gesund zurückgekehrt, Felix aber am wie ein beschädigtes Paket zurück: die Verpackung lose, er Inhalt entweder verschwunden oder übel zugerichtet -und die Verantwortung dafür wurde mit amtlicher Geringschätzung zurückgewiesen.
Ich ging die Viertelmeile vom Bahnhof Napsbury zum rankenhaus und fragte mich, ob es klug war zu kommen. Ich hatte Felix seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Der geistige Abbau, den ich nach dieser langen Zeit zu erwarten hatte, war kein Grund zu Optimismus. Aber ich ging dennoch weiter und wappnete mich gegen die Düsternis, die die verstreuten roten Ziegelgebäude des Krankenhaustraktes immer auszustrahlen schienen. Die Stürme der letzten Zeit steigerten die Hoffnungslosigkeit der feuchten und windgepeitschten Szenerie. Immerhin war es an diesem Tage trocken. Auf den Wegen, die sich unter den Tannen entlang schlängelten, konnte ich einige Patienten sehen, die heftig zitternd ziellos daher wanderten.
Ich betrat Felix' Station voller böser Vorahnungen und bemerkte die überraschte Miene der Schwester, als ich ihr sagte, zu wem ich wollte. Er wurde aus einem überfüllten Aufenthaltsraum geholt, wo ein Radio laut spielte. Er schien es fast zu bedauern, dass er überhaupt herausgekommen war. Er war so dünn wie immer, wirkte aber gebeugter und zitterte mehr, als ich es in Erinnerung hatte. Er war eine seltsame Mischung aus einem forschen jungen Soldaten und einem mürrischen alten Invaliden. Doch er erkannte mich sofort. Das hatte er immer getan, selbst als er bei anderen hoffnungslose Schwierigkeiten gehabt hatte. Er erkannte mich und schlang seinen Arm durch meinen.
»Bist gekommen... Gekommen, um mich zu einem Spaziergang zu holen, Gewgaw?« Er hatte mich Gewgaw getauft, als ich mein Stipendium für Winchester gewonnen hatte, und mich mit der Erklärung wütend gemacht, dass Dr. Johnsons Definition eines Gewgaw — »wunderbar verschwenderisch und protzig ohne Wert« - genau auf mich passte. Jetzt ärgerte es mich nicht mehr; ich wunderte mich nur darüber, dass er sich immer noch an den Ausdruck erinnerte.
»Ein Spaziergang ist eine gute Idee«, antwortete ich und sah aus den Augenwinkeln, wie die Schwester zustimmend nickte. : Wir gingen langsam zum Ausgang. »Wie ist es dir ergangen, Felix?«
»Ich habe eine Erkältung bekommen.«
»Fast wie die Regierung.«
Er schaute mich forschend an. »Ist Mr. Asquish krank?«
Ich brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass Mr. Asquish schon lange tot und vergessen war. »Nicht ganz«, murmelte ich und führte ihn hinaus in den Park. »Worüber wollen wir uns unterhalten?« fragte ich, während wir einen schattigen Weg entlang schlenderten.
»Über alles... irgendetwas.«
»Es tut mir leid, dass ich dich in letzter Zeit nicht so oft besucht habe.«
»Ich habe angenommen... du bist beschäftigt gewesen.«
»Ja. Das bin ich.« Ich lächelte. »Ich habe Teile der Everglades in Florida gekauft und als Bauland wieder verkauft, Geschäfte mit kanadischen Bierbrauern und Spelunken in New England vermittelt. Ich sitze im Aufsichtsrat von einem halben Dutzend sehr wichtig klingender Finanzierungsgesellschaften. Ich bin auf der Welle geschwommen - und habe Pleite gemacht. O ja, ich war sehr beschäftigt. Erst kürzlich habe ich versucht, mit dem Feuer zu spielen und es wieder zu löschen.«
Er schaute mich verständnislos an. »Sie wollen mir keine Streichhölzer geben.«
»Ich vermute, sie haben Angst vor dem Feuer.«
»Sie wollen mich... im Dunkeln lassen.«
»Die Angestellten, meinst du?«
»Nein, der Feind.«
Ich glaubte, er meinte die Deutschen. »Der Krieg ist vorbei, Felix.«
»Das ist genau das, was... sie dich glauben machen wollen. Aber das ist er nicht. Die Eichhörnchen wissen es. Sie sehen sie.« In diesem Moment huschte ein Eichhörnchen vor uns über den Weg. »Sie sehen sie hinter den Bäumen.«
»Wen sehen sie?«
»Den Feind... wie er mir folgt... und... auf seine Chance wartet...«
Ich schaute mich um. »Uns folgt niemand.«
Er lächelte mich nachsichtig an, weil er anscheinend nicht erwartet hatte, dass ich verstand. »Du kannst sie auch nicht sehen. Das würden sie nicht zulassen. Man kann nur ab und zu einen... Blick auf sie erhaschen... wenn es dämmert... und sie sorglos werden. Dann sehe ich sie... aus den Augenwinkeln. Aber ich kann nie... kann sie nie deutlich erkennen.« Wir kamen an das Ende
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