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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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überlasse ich Ihnen. Das Geld wird unter der Bedingung gezahlt, dass er ganz und unwiderruflich mit meiner Tochter bricht. Selbstverständlich ohne ihr den wahren Grund zu erzählen. Er kann jede Lüge ersinnen, die ihm genehm ist.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen über die Reaktion Ihrer Tochter?«
    »Sie ist unverwüstlich. Ich wäre wesentlich besorgter, wenn die Illusion von Glück, die Mr. Wingate ihr in den Kopf gesetzt hat, noch länger andauern würde. Meine Schwester hätte verhindern sollen, dass sie sich überhaupt eingepflanzt hat, aber sie hat ein unheilbar weiches Herz. Ich nicht.«
    »Offensichtlich.«
    »Sind wir uns dann einig, Mr. Horton?«
    2000 Pfund waren ein fairer, ja sogar ein sehr großzügiger Preis. Durch Feilschen hatte ich nichts zu gewinnen. »Ich glaube schon, ja.«
    »Gut.«
    »Aber ich habe eine Frage.« Die Kellner unterbrachen mich mit dem Hauptgang, und ich fragte mich, ob ich so etwas ihm gegenüber überhaupt ansprechen sollte. Ich wollte ihn mir in diesem Stadium auf keinen Fall zum Feind machen. Aber ich nahm an, er würde mich richtig verstehen. »Wenn die Adelstitel so einfach zu haben sind, warum ist ein Mann von Ihrer Bedeutung und Ihren Beziehungen dann immer noch einfach Mr. Charnwood?«
    »Weil ich das, was leicht zu haben ist, nicht will.«
    »Was wollen Sie dann?«
    Sein Blick schien sich in die Ferne zu richten. Als er antwortete, klang seine Stimme sehnsüchtig, ohne die geringste Spur von Verstellung. »Noch einmal die Vergangenheit erleben.« Er lächelte mir zu. »Können Sie das bewerkstelligen, Mr. Horton? Ich würde Ihnen jeden Pfennig zahlen, den ich besitze, wenn Sie es könnten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann niemand, nicht einmal... Gott.« Es war seltsam und ungewohnt für mich, eine so tiefgründige Bemerkung zu äußern. Ich bezweifelte, dass ich in den letzten zehn Jahren anders als entweihend vom Allmächtigen gesprochen hatte. Und es war bizarr, dass ich es jetzt tat, in einer solchen Umgebung, etwas, was Charnwood ebenfalls zu bemerken schien.
    »Ein seltsamer Gedanke, was? Wenn Sie eine Sache ändern könnten, nur eine, die die Vergangenheit Ihrem Zugriff entzogen hat, was wäre das?«
    Unerklärlicherweise hörte ich mich ehrlich und instinktiv antworten. »Ich würde meinem Bruder Felix seine Gesundheit zurückgeben. Er hat sie...« Ich unterbrach mich, als mir bewusst wurde, wie enthüllend meine Antwort war. Es war das erste Mal, dass ich einem Fremden gegenüber Felix' Namen erwähnte, seit ich Letchworth verlassen hatte. »Er hat sie im Krieg verloren«, schloss ich.
    »Ja, der Krieg«, sagte Charnwood nachdenklich. »Immer ist es der Krieg.«
    »Was würden Sie ändern?«
    »Ich würde verhindern, dass meine Frau am x. Mai 1915 in New York an Bord der Lusitania geht. Schon wieder der Krieg, sehen Sie?« Wir schauten uns wachsam an, misstrauisch wegen der plötzlichen Intimität unserer Unterhaltung. Ich glaube, wir waren beide froh, wieder Abstand zu gewinnen. »Die Gegenwart ist so viel einfacher, Mr. Horton. Nehmen Sie Ihr Geld, und lassen Sie meine Tochter in Ruhe. Mehr brauchen Sie nicht zu tun. Das ist alles, was jeder von uns vernünftigerweise verlangen kann. Stimmen Sie dem nicht auch zu?«
    »Doch. Das tue ich.«
    »Dann genießen Sie das Essen. Und den Wein.« Er hob das Glas und hielt es über den Tisch, um mit mir anzustoßen. »Auf dass Sie Ihre unrechtmäßigen Gewinne klug verwenden.«

3
    Ein verregnetes Wochenende in London hätte mich normalerweise maßlos deprimiert, aber die hervorragenden Nachrichten, die ich für Max hatte, hielten mich bei Laune. Am Dienstag stellte ich die Atkinson-Whites Trojan beim Lunch in seinem Club vor. Unser Gespräch verlief zufriedenstellend, und ich kehrte anschließend in einer brandyseligen Hochstimmung nach Hay Hill zurück. Als ich die Wohnung betrat, marschierte Max auf dem Teppich vor dem Kamin hin und her. In der einen Hand hielt er eine Zigarre, in der anderen ein Glas Champagner. Das Grinsen auf seinem Gesicht verriet, dass er einen guten Grund zum Feiern hatte, was mich irgendwie verwirrte, da ich ihm meinen Grund noch gar nicht mitgeteilt hatte.
    »Guy«, verkündete er feierlich und schlug mir auf die Schulter. »Du kommst gerade rechtzeitig. Nimm dir ein bisschen von dem Sprudelwasser.«
    Das »Sprudelwasser« entpuppte sich als ziemlich kostspieliger Pol Roger, der unbeachtet in einem Eiskühler auf dem Tisch stand. »Hat Charnwood mit dir gesprochen?« fragte ich,

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