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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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hätte mich weigern können, und vielleicht hätte ich es auch tun sollen. Aber ich hatte bereits mein Geld gesetzt. Es war offensichtlich, dass Max nicht aufgeben würde, bis unsere Chancen, anständig ausgezahlt zu werden, vertan waren. Und eine Flucht bei Nacht und Nebel mit anschließender Enterbung mussten wir um jeden Preis verhindern. Wenn ich jedoch eine Rolle dabei spielen konnte, Charnwood dazu zu bringen, Max als Schwiegersohn zu akzeptieren, würde vielleicht dennoch etwas Lohnendes aus der Situation herausspringen. »Na gut«, sagte ich nach kurzem Nachdenken. »Ich werde mich mir ihr treffen.«
    Das Wetter an diesem Morgen täuschte so etwas wie Sommer vor. Ich wartete in der Sonne auf der Rückseite von Harrods und konnte mir fast einreden, mir sei warm. Ich hatte ein Dutzend Ladies, die Vita sehr ähnlich waren, rein- oder rausgehen gesehen, und ein Veteran mit Holzbein, ordengeschmückter Brust und einer Sammelbüchse hatte zwei Runden um das Gebäude geschafft, als Diana Charnwood herauskam. Ihr Anblick zeigte mir wieder einmal, dass echte Schönheit sehr selten ist. Und dass sie sie geradezu verkörperte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Guy«, sagte sie. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ihr Lächeln Max' Herz geschmolzen hatte. »Ich wusste, dass wir uns auf Sie verlassen können.« Sie drückte meine Hand eine Sekunde lang, und etwa so lange hielt auch ich mich für verlässlich. »Wollen wir ein bisschen Spazierengehen?« »Wie Sie wollen.« Wir gingen die Basil Street hinunter. »Max sagte, Sie wollten sich unbedingt mit mir unterhalten.«
    »Hat er Ihnen erzählt, was dieses Wochenende passiert ist?«
    »Ja. Es tut mir leid, wenn...«
    »Das Verhalten meines Vaters ist nicht Ihr Fehler. Und Sie müssen sich nicht dafür entschuldigen, dass Sie ein Geschäft mit ihm abgeschlossen haben, das Sie nicht hätten abschließen dürfen.« Sie bemerkte meine Verblüffung und lächelte. »Max ist völlig ehrlich mit mir. Er verheimlicht mir nichts.« Das konnte ich kaum glauben. Sicher, ich wollte es auch nicht glauben. Doch anscheinend war er offener gewesen, als ich es für gut befand. Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl, dass seine neugewonnene Fähigkeit zur Liebe mir den Boden unter den Füßen wegzog. »Zwischen einem Mann und der Frau, die seine Frau werden soll, darf es keine Geheimnisse geben, Guy. Das verstehen Sie doch sicherlich?«
    »Werden Sie denn seine Frau, Diana? Soweit ich verstanden habe, will Ihr Vater nichts davon wissen.«
    »Er begreift nicht, wie Liebe den Charakter eines Menschen verändern kann. Oder vielleicht hat er es vergessen. Es ist jetzt sechzehn Jahre her, seit Mutter gestorben ist und... Aber Sie wollen sicher nicht meine Familiengeschichte hören. Papa weiß, dass ich Max liebe, aber er glaubt einfach nicht, dass Max mich um meinetwillen liebt.« Wir bogen in den Hans Crescent ein. »Wir müssen ihn überzeugen, dass er sich irrt.«
    »Wir?«
    »Ich meine Sie, natürlich. Wenn Sie wollen.«
    »Wie soll ich das bewerkstelligen?«
    »Indem Sie ihm erklären, dass Max Ihre Erwartungen vollkommen über den Haufen geworfen hat.«
    »Das hat er ganz bestimmt.«
    »Indem Sie als sein Freund erklären, dass seine Gefühle für mich ihn verändert haben und dass das, was Sie und Papa vereinbart haben, schlicht... irrelevant ist.« Mit einem Kopfnicken wischte sie so einfach, wie es nur eine Millionenerbin kann, 2000 Pfund vom Tisch. Ihr Haar schimmerte dort, wo die Sonnenstrahlen es unter dem breiten Rand ihres Strohhutes trafen, goldbraun mit einem Stich ins Rötliche. Ihr Blick glänzte vertrauensvoll, als sie mich anschaute. Diesen Vertrauensvorschuss bot sie mir zauberhafterweise ausgerechnet auf dem Bürgersteig vor dem größten Warenhaus der Welt an, in dem fast alles erhältlich ist - und nichts davon umsonst. »Er wird Ihnen glauben, Guy, weil Sie und er dieselbe Sprache sprechen.«
    »Was eindeutig nicht die Sprache der Liebe ist, nicht wahr?«
    Sie errötete und wandte sich ab. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich wollte Ihnen nicht einmal Ungelegenheiten bereiten, wie ich es offenbar getan habe, als ich mich in Ihren Freund verliebt habe.«
    »Das ist keine Frage von...«
    Der alte Soldat tauchte plötzlich vor uns auf und rasselte mit seiner Dose. Diana gab ihm eine halbe Krone und beschämte mich, als ich in meinen Taschen nach einigen Pennies kramte. Ich versteckte sie in meiner Hand, während ich sie in die Dose steckte. Sie schaute ihm über die

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