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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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ein Mitgiftjäger, aber Ihre Tochter hat einen hingebungsvollen Freier aus ihm gemacht.«
    Charnwood lachte bitter. »Dummes Zeug!«
    »Das dachte ich zunächst auch. Aber sie haben mich vom Gegenteil überzeugt.«
    »Und jetzt hoffen Sie, mich überzeugen zu können?«
    »Ja.«
    »Reichen Ihnen die 2000 Pfund nicht? Versuchen Sie, mehr herauszuschlagen? Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Lesen Sie keine Zeitungen? Die Parteichefs werden aus dem Urlaub zurückgerufen. Die Bankiers halten Krisensitzungen ab. In der Threadneedle Street kursieren Gerüchte, dass die Bank of England in Kürze ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen kann. Was sind Ihre 2000 Pfund dann noch wert? Ich rate Ihnen, nehmen Sie das Geld, solange Sie können, und tauschen Sie es bei der ersten Gelegenheit in Dollar um.«
    »Ich wünschte, ich könnte es. Unglücklicherweise ist Max nicht länger an dem Geld interessiert.«
    »Aber Sie sind es?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sehr gut.« Charnwood erhob sich aus seinem Stuhl und trat an das Fenster dahinter, von wo aus er auf die Börse blicken konnte. Mit den Fingern klopfte er einen Wirbel auf den eisernen Heizkörper unter dem Fensterbrett. »Erzählen Sie dem geläuterten Mr. Wingate, dass ich genauso viel Vertrauen in seine Ehrlichkeit habe wie in die Goldwährung: nämlich keine. Ich werde meine Tochter anweisen, ihre Verlobung als aufgelöst zu betrachten. Ich werde ihr jeden weiteren Umgang mit ihm verbieten. Und ich werde alle notwendigen Schritte unternehmen, um dafür zu sorgen, dass sie mir gehorcht.«
    Es hätte nicht schlimmer kommen können. Verzweifelt versuchte ich, Zeit zu gewinnen. »Mr. Charnwood, vielleicht habe ich es nicht klar genug erklärt...«
    »O doch, das haben Sie!« Er wirbelte vom Fenster zu mir herum. »Sie wollen vernünftig sein, aber Ihr Freund weigert sich. Ist es nicht so?«
    »Ich glaube schon, ja.«
    »Und Sie kalkulieren, dass Ihre einzige Hoffnung auf eine Belohnung die ist, als Makler für eine Hochzeit meiner Tochter aufzutreten.«
    »Nun, ich...«
    »Sie begehen dabei einen Fehler. Die Sache scheitert daran, dass Sie sie nur von Ihrem Gesichtspunkt aus betrachten. Sehen Sie her.« Er nahm eine silberne Fünf-Shilling-Münze aus der Westentasche und legte sie vor mich auf den Schreibtisch. »Welche Form hat die Münze?«
    »Welche Form?«
    »Ja.«
    »Nun, es ist ein Kreis.«
    »Genau. Und nun?« Er nahm sie in die Hand und hielt sie mir zwischen Zeigefinger und Daumen so hin, dass ich nur ihren gerillten Rand sehen konnte. »Welche Form hat sie jetzt, Mr. Horton?«
    »Ehm...«
    »Vergessen Sie, dass es eine Münze ist. Beschreiben Sie einfach, was Sie sehen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist eine gerade Linie.« »Exakt.« Er lächelte, stellte die Münze aufrecht auf die polierte Oberfläche des Schreibtisches und drehte sie. Mit offensichtlicher Befriedigung betrachtete er, wie sie herumwirbelte. »Also können ein Kreis und eine Linie dasselbe sein, je nachdem, von welchem Gesichtspunkt aus Sie es betrachten.«
    »Ich verstehe nicht ganz...«
    »Meine Tochter und Ihr Freund suchen Ihre Hilfe. Nun, das tue ich ebenfalls.«
    »Sie?«
    »Dianas... Vernarrtheit... könnte stärker sein als ihre Ergebenheit mir gegenüber. Sie und Mr. Wingate werden vielleicht versuchen, mich mit vollendeten Tatsachen zu konfrontieren, und darauf hoffen, dass ich meinen Widerspruch überwinden werde, wenn sie erst einmal verheiratet sind. Selbstverständlich wäre das ein Irrtum. Ich würde sie enterben...« Die Münze kam klappernd auf dem Schreibtisch zur Ruhe. »Ohne ihnen auch nur eine Fünf-Shilling-Münze zu hinterlassen.« Er schaute mich direkt an. »Machen Sie sich keine Illusionen, Mr. Horton. Ich würde meine Tochter in Armut stürzen und Ihren Freund mit ihr - wenn es sein müsste.«
    »Ich bin nicht sicher, ob diese Aussicht sie abschrecken wird.«
    »Ich auch nicht. Deshalb suche ich Ihre Hilfe. Ich werde Diana Ende des Monats ins Ausland schicken, weit außerhalb von Mr. Wingates Reichweite. Bis dahin besteht jedoch diese Gefahr, von der ich gesprochen habe. Wenn ich vor ihren Plänen gewarnt werden würde, sozusagen früher darüber informiert würde, könnte ich ihnen natürlich zuvorkommen. Als ihr Vertrauter könnten Sie mir diese Warnung zukommen lassen.«
    »Ach ja?«
    »Natürlich würden Sie in dem Fall eine Belohnung erhalten. Sie bekämen den Anteil, der Ihnen schon ausgezahlt worden wäre,

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