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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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wenigstens hinlänglich für Anonymität gesorgt war.
    Ich verbrachte den Nachmittag damit, durch die Hotels der Nachbarschaft zu streifen und jedem Portier oder jeder Concierge, die überhaupt hinsehen wollten, ein Foto von Max und mir vorzulegen. Es war ein Schnappschuss, den Dick Babcock 1925 im Surf and Sand Club in Palm Beach aufgenommen hatte. Wir lächelten beide, was nicht weiter verwunderlich war, denn damals war es uns gut gegangen. Aber niemand erkannte das Gesicht. Ich glaube, sie merkten nicht einmal, dass ich der andere auf dem Foto war.
    Ich kehrte niedergeschlagen und mutlos zur Wohnung zurück, um meine Sachen abzuholen. Bevor ich ging, rief ich gehorsam bei der Polizeiwache in Dorking an, um meine neue Adresse durchzugeben. Ich hatte gehofft, einfach nur eine Nachricht hinterlassen zu können, aber zu meinem Ärger wurde ich zu Sergeant Vickers durchgestellt.
    »Eccleston Hotel, Eccleston Square, S.W.1. Ordnungsgemäß notiert, Sir. Haben Sie die Telefonnummer?«
    »Victoria 8042.«
    »Danke, Sir.«
    »Nun, wenn Sie alles haben, dann werde ich...«
    »Noch eins, bevor Sie auflegen, Mr. Horton. Wir sind mit Ihrem Wagen fertig. Leider müssen wir für den Moment darauf bestehen, dass Sie uns benachrichtigen, falls Sie die Absicht haben, ihn zu verkaufen oder ihn außer Landes zu bringen. Er wird vielleicht als Beweisstück gebraucht, Sie verstehen. Inzwischen können Sie ihn jederzeit von der Wache in Winchester abholen.«
    »In Winchester?«
    »Nun, wir sind kein Fahrdienst, Sir.«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Auf Wiedersehen, Sir.«
    Ich legte den Hörer auf und erinnerte mich daran, wie ich 1915 mit Max das College für immer verließ. Wir trugen unsere Rifle-Corps-Uniformen und stelzten wie zwei Kampfhähne herum, voller Stolz über den Klang unserer beschlagenen Stiefel auf den Pflastersteinen. Später waren wir beide der Meinung, dass wir vermutlich nie wieder zurückkehren würden, weil es immer ein Fehler war, zurückzugehen. Aber Max war zurückgegangen. Und es sah so aus, als würde ich es ebenfalls müssen.
    Winchester lag unverändert unter dem wolkenlosen Himmel, als ich am nächsten Morgen dort eintraf. Wäre es nicht ein so wundervoller Spätsommertag gewesen, hätte ich den Wagen einfach abgeholt und wäre direkt nach London zurückgefahren. Oder vielleicht doch nicht? Irgendetwas zwang mich dazu, den Umweg zum College zu machen, an der Begrenzungsmauer zu parken und die Kingsgate Street hinabzugehen. Dabei fragte ich mich, was Max an diesen Ort mit seinen hohen Mauern und vertrauten Fenstern zurückgebracht hatte - mit Blutspuren auf dem Lenkrad, das ich eben berührt hatte.
    Ich ging zum Kriegerdenkmal. Zu meiner Zeit war es den Toten des Burenkrieges gewidmet, doch ich erinnerte mich dunkel, dass in einem Kreuzgang direkt dahinter auch der Gefallenen des Großen Krieges gedacht worden war. Ich hatte einen Aufruf zur Finanzierung des Baus in The Wykehamist gelesen, einer Zeitung, die Max und ich seit Jahren und über verschiedene Kontinente hinweg bezogen. Überflüssig zu sagen, dass ich keinen Pfennig beigesteuert hatte, andere waren jedoch offensichtlich großzügiger gewesen. Ich stand nämlich in einem weitläufig angelegten und kostspielig gekachelten viereckigen Innenhof, in dem doppelsäulige Steinbögen einen makellos gepflegten Garten mit einem Kreuz in der Mitte umsäumten, an dessen Innenwänden auf Schildern die Namen einiger hundert Toter angegeben waren, nach Jahrgängen und Regimentern geordnet.
    Auf der Suche nach meinen Altersgenossen wollte ich die Eintrittsjahre bis 1910 durchgehen. Aber noch bevor ich das Jahr 1900 erreicht hatte, bog eine Gestalt um die Nordwestecke des Innenhofs. Eine schlanke, elegante junge Frau in einem schwarzen Kostüm, deren Augen von der Krempe eines dazu passenden Hutes verdeckt wurden.
    Es war Diana.
    Als wir uns sahen, blieben wir stehen. Diana hob eine Hand und lächelte: »Hallo, Guy.«
    Ich trat neben sie in den sonnenüberfluteten Bogengang, mehr denn je ergriffen von ihrer außerordentlichen Schönheit, die von der schmucklosen Trauerkleidung noch verstärkt wurde. »Das ist... Was führt Sie hierher, Diana?«
    »Was führt Sie hierher?«
    »Ich wollte den Wagen abholen, da die Polizei mit ihm fertig ist.«
    »Man kann wohl sagen, dass ich aus demselben Grund hier bin. Chefinspektor Hornby hat mir gesagt, dass man ihn hier gefunden hat, und ich wollte...« Sie schüttelte den Kopf. »Nun, ich dachte, es würde helfen, mir Max'

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