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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Erleichterung wich schnell der Besorgnis. War mir Max zu Charnwoods Bank gefolgt? Hatte er vielleicht sogar meine Unterhaltung mit dem Kassierer belauscht? Über diese furchtbare Möglichkeit wollte ich gar nicht erst nachdenken. Ich schob den Gedanken beiseite, drückte meine letzte Zigarette aus und ging nach Hay Hill.
    Ich achtete nicht auf die große schwarze Limousine, die ein paar Meter von der Wohnungstür entfernt parkte. Aber das hätte ich tun sollen, denn als ich aufschloss, tauchten Chefinspektor Hornby und ein anderer Detektiv in Zivil auf und nahmen mich in die Mitte.
    »Dürfen wir hereinkommen, Sir?« fragte Hornby. »Es gibt eine neue Entwicklung.«
    »Das will ich hoffen.« Mehr sagte ich nicht. Es gab so viele neue Entwicklungen, dass ich mir gar nicht vorstellen mochte, was jetzt passiert sein könnte. Während wir die Treppe hinaufstiegen, beschloss ich, nichts davon zu sagen, dass ich Max in Whitehall gesehen hatte. Wenigstens das sollte er mir nicht vorwerfen können.
    »Das ist Detective-Sergeant Vickers«, sagte Hornby und deutete auf seinen Kollegen, als wir das Wohnzimmer betraten. »Mein Assistent.« Und offenbar auch aus dem gleichen Holz geschnitzt, seiner Figur und seiner Miene nach zu urteilen.
    »Was kann ich für Sie tun, Chefinspektor?«
    »Sie können das hier erklären, Sir.« Vickers reichte ihm einen großen Umschlag, aus dem er ein gefaltetes Blatt Papier nahm. »Das ist ein Brief, den Mr. Aubrey Wingate heute Morgen bekommen hat.« Er faltete ihn auseinander, bevor er ihn mir gab. Ich erkannte die Handschrift sofort.
    »Er ist von Max.«
    »Das hat Mr. Wingate zugegeben. Vielleicht möchten Sie ihn ja gern lesen.«
    Ich schaute auf den Brief in meiner Hand und bemerkte, dass sowohl das Datum als auch die Adresse fehlte. Dann las ich, was mein Freund geschrieben hatte.
    Lieber Vater,
    Du wirst mittlerweile erfahren haben, wessen ich beschuldigt werde. Ich möchte, dass Du und Mutter wissen, dass ich an Fabian Charnwoods Ermordung unschuldig bin. Ich weiß nicht, wer ihn umgebracht hat und warum, aber ich war es nicht. Ich kann mich nicht stellen, weil sich meine Freunde gegen mich gewandt haben. Außer Euch wird mir niemand glauben. Vertraut weder Diana noch Guy. Sie haben mich hintergangen. Ich kann nicht mehr schreiben, bis ich die Wahrheit herausgefunden habe. Und das werde ich. Euer liebender Sohn
    Max
    »Nun, Sir?«
    Ich nahm Hornbys Frage kaum wahr, als ich auf den nächsten Stuhl sank und den Brief erneut las. Jetzt wusste ich, warum Aubrey Wingate mich hinauswarf: weil sein Sohn mich als Verräter denunziert hatte. Aber er konnte unmöglich von meinem einzigen Verrat erfahren haben, außer durch Charnwood selbst. Außerdem hatte er auch Diana beschuldigt. Und sie hatte solch harte Worte gewiss nicht verdient.
    »Wie erklären Sie sich das, Mr. Horton?« fragte Vickers.
    »Ich... ich verstehe das nicht. Was meint er?«
    »Wir hatten gehofft, dass Sie uns das sagen könnten, Sir.«
    »Der Brief ist gestern Nachmittag aufgegeben worden«, sagte Hornby. »In Banbury.«
    »Banbury?«
    »Ja. Sie kennen die Stadt, nicht wahr?« Irgendetwas in Hornbys Gesicht, die Art, wie er die Augen zusammenpresste, ließ mich vermuten, dass er meine letzten Bewegungen sehr genau verfolgt hatte - einschließlich meiner Abfahrt vom Bahnhof Banbury nach London vor weniger als vierundzwanzig Stunden. Die Polizei musste mir gefolgt sein. Und Max ebenfalls. Jetzt durfte ich keine Lüge riskieren.
    »Ich habe dort gestern Nachmittag einen Zug genommen.«
    »Wirklich? Ein ziemlicher Zufall, nicht wahr?«
    »Ja?« »Nun, wenn es kein Zufall ist, dann muss ich mich fragen, warum Sie und Mr. Wingate an einem Sonntagnachmittag in einer Stadt sind, zu der Sie sonst keine Beziehung haben. Wenn Sie beide da waren, natürlich.«
    »Ich habe Ihnen gerade gesagt, dass ich da war. Und die Briefmarke beweist, dass auch Max da war.«
    »Nicht ganz. Sie beweist, dass ein von ihm geschriebener Brief dort aufgegeben worden ist. Das beweist nicht, dass er ihn auch selbst aufgegeben hat.«
    »Und wer, glauben Sie, soll...?« Ich unterbrach mich, als mir klar wurde, worauf er hinauswollte. »Ich habe Max seit Freitagnacht nicht gesehen.«
    »Das behaupten Sie.«
    »Zufällig ist das...« Ich hielt inne. Wie viel wusste Hornby wirklich? Wenn auch seine Leute Max unter der Menge in der Downing Street gesehen hätten, hätten sie ihn sicher verhaftet. Selbstverständlich konnten sie ihn nicht ebenso leicht erkennen wie

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