Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
ich. Vielleicht hatten sie ihn verpasst. Doch selbst wenn, konnte ihnen auf keinen Fall entgangen sein, wie ich seinen Namen gerufen hatte. »Genaugenommen dachte ich, ich hätte ihn vor einigen Stunden in Whitehall gesehen.«
    »Was?«
    »Es war nur... ein flüchtiger Blick. Ich...«
    »Hatten Sie vor, das zu melden?«
    »Ich melde es doch gerade, oder?«
    Hornby schaute mich finster an. Bevor er noch mehr sagen konnte, förderte Vickers ein Notizbuch und einen Bleistift zutage. »Was genau haben Sie gesehen, Sir?«
    Während ich den Vorfall schilderte und Vickers eifrig mitschrieb, starrte Hornby mich zweifelnd an. Es war klar, dass er mir nicht glaubte, was ziemlich ironisch war, da ich ihm dieses eine Mal die reine Wahrheit erzählte. Vielleicht war es das, was mich dazu verleitete, mit einer irreführenden Bemerkung zu schließen. »Ich kann selbstverständlich nicht sicher sagen, ob er es war. Es waren so viele Menschen zwischen uns, dass ich mich leicht hätte irren können.«
    Hornby grunzte. »Irgendwo gibt es da sicher einen Irrtum.«
    »Denken Sie immer noch, dass ich Max gestern getroffen und den Brief für ihn aufgegeben habe?«
    »Geben Sie zu, dass Sie es taten, Sir?«
    »Natürlich nicht. Verdammt noch mal, Sie haben doch Max' Wort dafür, dass er mich für einen Verräter hält.«
    Hornby nahm mir den Brief wieder ab und blickte darauf herab. »Und tut er das zu Recht?«
    »Nein.«
    »Wie kommt er dann dazu?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es gibt überhaupt keinen Grund dafür?«
    »Nicht den geringsten.« Unvermittelt wurde mir klar, wie leicht ich in die Falle gegangen war. Hornbys Theorie war, dass Max' Denunziation meine Rolle als sein Helfer verschleiern sollte. Und jetzt hatte ich einiges getan, um seine Theorie zu stützen. »Sehen Sie, das ist absurd. Hätte ich seit Freitagnacht mit Max geredet, hätte ich ihn dazu gedrängt, sich zu stellen. Er hat keine andere Wahl.«
    »Nun, er kann immer noch flüchten. Aber er braucht Hilfe, wenn er auch nur die geringste Chance haben will, das zu schaffen. Eine heimliche Überfahrt über den Kanal und das Geld, um sie zu bezahlen. Diese Art Hilfe.«
    Waren sie mir in die Lombard Street gefolgt und hatten den Kassierer befragt? Wenn ja, mussten sie auch erfahren haben, dass ich mit leeren Händen von dannen gezogen war. Doch dass ich im Besitz eines Schecks von Charnwood Investments war, würde mehr Zweifel in Hornbys Schädel gesät haben, als ich jemals beschwichtigen konnte. »Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß, Chefinspektor. Ich helfe Max in keiner Weise.« Vickers setzte sich in einen Stuhl mir gegenüber und musterte mich skeptisch, während Hornby im Zimmer herumlief und die eintönigen Drucke von Jagdszenen an den Wänden betrachtete. Die beiden Beamten schienen meine Ausführungen auf ihre Ernsthaftigkeit und Bedeutung hin abzuwägen. Schließlich sagte Vickers: »Es ist oft eine Sache des Instinkts, Sir.«
    »Was?«
    »Hilfe. Wem Sie welche gewähren und wem nicht. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, lautet ein Sprichwort. Und die enthalten meistens viel Wahrheit. Für beide Enden der sozialen Leiter.«
    »Was meinen Sie genau?«
    »Sie und Mr. Wingate waren zusammen auf der Schule, nicht wahr?«
    »Und was folgt daraus?«
    »Winchester, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Nun, dort haben Sie...«
    »Noch ein Zufall!« mischte sich Hornby mit neuem Eifer ein. »Sie summieren sich langsam, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Man hat Ihren Wagen gefunden. In Winchester.«
    »Winchester?«
    »Ja. In der Kingsgate Street. Die, wie Ihnen wohl bewusst sein dürfte, an dem College entlangführt, an dem Sie und Ihr Freund die, wie man so sagt, schönste Zeit Ihres Lebens verbracht haben. Nun, was Sie beide betrifft, denke ich, dürfte das zutreffen.«
    Ich lehnte mich, überwältigt von diesen Geheimnissen, auf dem Stuhl zurück. Warum war Max ausgerechnet dorthin zurückgefahren? Warum hatte er die Stätten unserer Jugend aufgesucht? Um über unsere Freundschaft zu trauern, von der er dachte, dass ich sie verraten hätte? Oder um sie zu vergessen? »Ich bin nicht mehr in Winchester gewesen, seit ich es vor sechzehn Jahren verlassen habe«, sagte ich nachdrücklich. »Und, soweit ich weiß, Max ebenfalls nicht.«
    »Scheint so, als hätte er es jetzt getan, Sir«, meinte Vickers.
    »Der Wagen scheint einige Zeit in der Kingsgate Street gestanden zu haben, bevor er jemandem aufgefallen ist«, sagte Hornby, stützte die

Weitere Kostenlose Bücher