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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hände auf die Rückenlehne von Vickers' Stuhl und schaute auf mich herab. »Wahrscheinlich seit Samstagmorgen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass er von Dorking direkt dorthin gefahren ist?«
    »Das ist anzunehmen. Und dann vermutlich mit dem Zug zurück nach London.« Er runzelte die Stirn. »Es sei denn, Sie hätten andere Alternativen vorzubringen.«
    »Natürlich nicht«, fuhr ich hoch und bereute im selben Moment meinen Ton, weil ich fürchtete, er könnte sie auf die Lüge aufmerksam machen, die ich ihnen erzählt hatte.
    »Nun, wir werden mehr wissen, wenn wir morgen hinfahren und uns die Sache ansehen. Bis jetzt wissen wir nur, was die Polizei in Hampshire uns erzählt hat. Ein verlassener Talbot Saboon mit dem Kennzeichen, das Sie uns genannt haben.«
    »Mit Blutspuren auf dem Lenkrad«, fügte Vickers hinzu.
    »Ja«, meinte Hornby, »das sollten wir nicht vergessen, nicht wahr?«
    Ich musterte sie abwechselnd und versuchte, sie mit vorgetäuschter Teilnahmslosigkeit zu provozieren. Nach ungefähr zwanzig Sekunden redete Hornby weiter.
    »Ich glaube, das ist vorläufig alles, Sir. Wir müssen los.« Vickers stand auf, und sie gingen beide zur Tür. Ich blieb, wo ich war, zu wütend und verblüfft, um sie hinauszubegleiten. »Wir werden Sie selbstverständlich über alle weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden halten.« »Danke«, murmelte ich.
    »Noch eins«, versetzte Hornby und drehte sich in der Tür zu mir um. Er zog sich am Ohrläppchen, und es tröstete mich, dass ich das Folgende vorhergesehen hatte - sowohl die Art als auch die Dramaturgie seines Postskriptums: er wurde berechenbar. »Mr. Aubrey Wingate hat mir gesagt, dass Sie diese Wohnung verlassen werden.«
    »Das werde ich wohl, ja.«
    »Sie denken doch daran, uns Ihre neue Adresse mitzuteilen, nicht wahr?«
    »Muss ich das?« Ich schaute ihn fragend an, sicher, dass er verstand, was ich meinte.
    »Betrachten Sie es als einen Akt der Höflichkeit«, erwiderte Hornby grinsend.
    Im Moment schien mein ganzes Leben aus dem Ruder zu laufen. Die Polizei glaubte, dass ich mit einem Mörder gemeinsame Sache machte. Max hatte unsere Freundschaft aufgekündigt. Meine Finanzen schmolzen zusammen. Und ich würde bald nicht einmal mehr eine eigene Wohnung haben.
    Ich verließ die Wohnung knapp eine Stunde nach Hornbys Verschwinden, von einem Kater und mehr unbeantworteten Fragen geplagt, als mein schmerzender Kopf ertragen konnte. Eine Massage und ein langes türkisches Schwitzbad im Hammam an der Jermyn Street klärten meinen Kopf, aber die Fragen blieben.
    Wo war Max? Was hoffte er mit seinem Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei zu gewinnen? Hatte Charnwood ihm verraten, dass ich sein Informant war? Oder was sonst warf er mir vor?
    Ich ging in die Bar des Carlton Hotel und studierte mein rauchverschleiertes Spiegelbild in einem der großen Spiegel, während ich eine ganze Reihe kräftiger Manhattans trank. Die Gespräche an den Tischen ringsum drehten sich um die neugebildete Regierung. Offensichtlich war bei dem Kommen und Gehen, das ich in der Downing Street beobachtet hatte, eine Art Koalition herausgekommen. Ich jedoch konnte nur an Max' Gesicht denken, daran, wie sich unsere Blicke über die Zuschauer hinweg getroffen hatten. In seiner Miene hatte etwas Verstohlenes gelegen, ein Verdacht, und etwas, was Hass furchtbar nahe gekommen war. Wenn ich ihn fände, könnte ich alles erklären. Aber er wollte nicht, dass ich ihn fand. Soviel war klar.
    Ich verließ die Bar und ging zum Plaza Cinema, wo ich mir die Hälfte eines albernen Streifens namens These Charming People anschaute. Dabei fragte ich mich die ganze Zeit, ob Max irgendwo im Dunkeln hinter mir saß. Doch niemand folgte mir, als ich zum Berkeley Square ging. Keine Schatten huschten unter den Laternen vorbei oder lungerten herum, als ich unter den Bäumen eine Pause machte, eine Zigarette rauchte, beobachtete und wartete - vergebens.
    Der Morgen bringt neue Entschlossenheit, wenn sie auch nicht von langer Dauer ist. Am nächsten Tag überflog ich die Anzeigen der Hotels. Ich konnte höchstens fünf Guineas pro Woche ausgeben, ohne meine Mittel zu erschöpfen, bevor sich ein Weg aus meinen Schwierigkeiten zeigte. Das Eccleston Hotel, in der Nähe der Victoria Station, schien dieser Rechnung zu genügen. Gegen Mittag hatte ich mich dort für längere Zeit eingeschrieben. Es war zwar nicht gerade das Ritz, aber die Kunden bestanden aus unehrenhaft entlassenen Majoren und geschiedenen Snobs, so dass

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