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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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besitzen, wie kurz es auch immer sein würde, war unwiderstehlich. »Ich fürchte, es ist zu spät, Ihre Einladung zurückzunehmen«, sagte ich lächelnd. »Ich werde Sie ins Ballett begleiten, ob Sie wollen oder nicht.«
    So ging mein Doppel- oder Dreifachleben weiter. Die Empfänger der beiden Briefe willigten ein, mich zu sehen. Einer von ihnen war ein Stiefel- und Schuhfabrikant aus Northamptonshire. Seine ehrgeizige Frau hatte ihn in einen Palast der Tudors in Middlesex verpflanzt, und nun schnappte er nach dem Köder. Dem Lunch im Ambassador folgte ein Tee in Gregorys Wohnung in Hyde Park Terrace. Die Diskussionen über den Rittertitel und eine Zahlung von 10000 Pfund bewegten sich in einem feinen Gespann voran.
    Inzwischen begleitete ich Diana ins Ballett und dinierte anschließend mit ihr bei Gatti. Am folgenden Samstag fuhren wir nach Brighton, wo wir eine Führung durch den Royal Pavillion machten, im Metropole lunchten und den weißen Pferden zusahen, die auf dem Pier an uns vorbeitrabten. Die Selbsttäuschung, dass wir uns von dem, was geschehen war, und dem, was noch geschehen würde, isolieren könnten, war berauschend. Während wir zusammen waren, existierten wir in der Luftblase von Dianas verzweifelter Fröhlichkeit, die so lange anhielt, wie ich nicht versuchte herauszufinden, ob sie mir erliegen würde oder nicht.
    Der Kontakt zu meiner Familie beschränkte sich auf einen gemeinsamen Besuch bei Felix, den Maggie eingefädelt hatte. Sie bedauerte vermutlich, dass sie sich die Mühe gemacht hatte, weil der arme Felix von so viel Aufmerksamkeit offenbar überwältigt war und sich in seine Muschel zurückzog. Unser wie immer feinfühliger Vater füllte die Leere mit einer endlosen Rede über das wundervolle Beispiel, das der König gegeben hatte, indem er 50000 Pfund aus der Zivilliste gespendet hatte, um die finanziellen Probleme der Regierung zu lindern - ungefähr den Preis für fünf Rittertitel, kalkulierte ich unwillkürlich. Mein Vater sagte nichts über die Untersuchung, weder im Krankenhaus noch später bei bitterem Tee und alten Brötchen im St. Albans Cafe, obwohl er wusste, dass sie bevorstand. Königliche Exempel waren per se zu loben, während die Probleme seines Sohnes sorgfältig ignoriert wurden. Auch die seiner Tochter, sollte ich wohl hinzufügen, denn man hatte Maggies Gehalt, wie das aller Lehrer in Staatsdiensten, um fünfzehn Prozent gekürzt. Als ich ihre gehetzte und beunruhigte Miene in dem muffigen Cafe beobachtete, schwor ich mir, die Differenz mit dem Geld, das ich bei Gregory verdiente, auszugleichen. Wenigstens würde ich dann sagen können, dass der Adelsstand etwas Gutes bewirkt hatte - wenn auch ohne Absicht.
    Ich hörte weder etwas von den Wingates noch von Chefinspektor Hornby. Offensichtlich hatte es keine weiteren Briefe von Max gegeben, und man hatte ihn, wie ich vermutete, auch nicht zu Gesicht bekommen, weder in London noch sonst wo. Ich dachte oft an ihn, vor allem seit jener Nacht, und manchmal änderte ich die gewohnte Strecke zurück ins Eccleston, um zu sehen, ob er den Square beobachtete. Aber ich konnte ihn nie sehen. Als ich einmal in den frühen Morgenstunden den Strand entlangging, erblickte ich 30 Meter vor mir jemanden, der ihm ähnlich sah. Diesmal rief ich nicht seinen Namen. Stattdessen folgte ich ihm in einiger Entfernung, verlor jedoch seine Spur in den Passagen unter der Adelphi Terrace. Ich tastete mich zwischen den Trinkern und Pennern vor, die in Lumpen gehüllt in den Bogengängen lagen, und fragte mich aufgeregt, ob Max hier Zuflucht gesucht hatte, wenn er es denn gewesen war. Wenn ja, dann konnte ich ihm nicht helfen. Und am nächsten Tag war ich überzeugt, dass ich mich geirrt hatte; vermutlich war er es gar nicht gewesen.
    Zwei Tage vor der Untersuchung erhielt ich einen Brief von Diana. Wir hatten verabredet, uns vor Gericht so zu verhalten, als kennten wir uns nur flüchtig. Anschließend wollten wir uns in einem Hotel in Reigate treffen, um das Ergebnis zu besprechen. Doch unser Plan schien von den Ereignissen eingeholt worden zu sein.
    Amber Court,
    Dorking,
    Surrey
    13. September 1931 Lieber Guy,
    unsere heimlichen Treffen waren in den letzten Wochen ein großer Trost für mich. Sie haben mir mehr Vergnügen bereitet, als ich jemals wieder zu erleben glaubte. Aber die Probleme, vor denen ich mit Ihnen zu entfliehen suchte, sind erbarmungslos. Man kann sie sich nicht einfach wegzaubern. Im Gegenteil, sie scheinen sich sogar zu

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