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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hundert-Jahr-Jubiläum steht bevor, und ich will den Inhalt vollkommen überarbeiten. Der Redakteur und seine Leute überprüfen jeden Eintrag auf seine Richtigkeit.« »Eine beträchtliche Aufgabe, stelle ich mir vor.« »Allerdings. Und auch eine sehr heikle. Verstehen Sie, ich betrachte diese Veröffentlichung mehr als eine Reverenz an die, deren Leben sie aufzeichnet. Die Überarbeitung sollte die Gelegenheit bieten, Verdienste anzuerkennen und eine gebührende Belohnung anzuregen. In diesen Fällen müssen wir außerordentlich taktvoll vorgehen. Es gibt einige Menschen, die eine Ausschmückung ihrer Titel und ihrer Stellung verdienen und unseren Rat dafür brauchen, wie sie sie am besten erhalten.«
    »Sie meinen, es gibt einige, die vielleicht hoffen, in Burke's Peerage, Baronetage und Knightage erhoben zu werden?« Er gestattete sich ein Kichern. »Ja. Es gibt einige, die das zu Recht hoffen. Und für die, die auch die nicht unbeträchtlichen Kosten übernehmen können, die mit einer solchen Sache verbunden sind, können wir viel tun. Höchst vertraulich, selbstverständlich. Wenn Verhandlungen geführt werden müssen, soll das mit äußerster Diskretion geschehen. Aus diesem Grund ziehe ich es vor, ein oder zwei handverlesene Repräsentanten für diesen Zweck zu beschäftigen und den Redakteur und seine Leute vollkommen herauszuhalten.«
    »Ich verstehe sehr gut, Mr. Gregory. Ich glaube, ich könnte Ihnen sehr hilfreich dabei sein, die notwendigen Sondierungen durchzuführen.«
    Sein Lächeln wurde zu einem ekligen Grinsen. »Ja, junger Mann, ich glaube, das könnten Sie.« Ich kümmerte mich nicht darum, wie er die Worte junger Mann aussprach, und es war auch kaum der richtige Zeitpunkt, ihm zu erklären, welche seiner Laster ich nicht teilte. »Angenommen, ich sollte einen oder zwei... Kandidaten... für Sie auswählen, damit sie sich Ihnen nähern können, wie sollte ich da vorgehen?«
    »Ein einleitender Brief, denke ich, in dem wir vorschlagen, uns mit ihnen zu treffen, um die Überarbeitung ihres Eintrags in Burke's Landed Gentry und die anhängigen Angelegenheiten zu besprechen. Dem Brief folgt ein Telefonat, in dem solch ein Treffen arrangiert wird. - Zur Liste der Kandidaten. Nehmen Sie eine Ausgabe der Whitehall Gazette, die vom letzten Juni zum Beispiel. Dort gibt es ein hervorragendes Foto des Derby Dinner, das ich im Ambassador gegeben habe. Es zeigt genug Herzöge, Marquis und Viscounts, ganz zu schweigen von Kabinettsmitgliedern, um selbst den Skeptischsten davon zu überzeugen, was wir alles zu seinen Gunsten tun können.«
    Ich nickte eifrig. »Dann, wenn sie interessiert wirken, Lunch... vielleicht im Ambassador...« »...wo ich einige Nettigkeiten mit ihnen austauschen könnte...«, nahm er versonnen den Faden auf.
    ».. .während ich die Summe erwähne, die notwendig wäre, um die entscheidenden Räder zu ölen.«
    Gregory lächelte so stark, dass seine Augen zu Schlitzen wurden. Er erhob sich von seinem Stuhl, trat um den Schreibtisch herum auf meine Seite und klopfte mir auf die Schultern. Ich blickte auf seine beringten Stummelfinger und konnte nur mit Mühe ein Erschauern unterdrücken. »Ich denke, unsere Verbindung wird sehr fruchtbar sein, Mr. Horton. Möchten Sie vielleicht noch einen Martini?«
    Ende der Woche hatte ich zwei Briefe an Mitglieder der Oberschicht abgeschickt, von denen Gregory befand, sie hätten die ideale Kombination aus überschüssigem Geld und sozialen Ambitionen. Anfang der folgenden Woche hatte ich vor, mit ihnen telefonischen Kontakt aufzunehmen. Ich wollte die Dinge unbedingt vorantreiben, da Gregory keine Provision bezahlte, bevor nicht Geld den Besitzer wechselte. Aber ich musste geduldig sein. Solche Affen fing man entweder sachte oder gar nicht.
    Während ich an dem dazwischenliegenden Wochenende untätig die Beine hochlegte, bekam ich im Ecclestone zwei Besuche. Der erste kam verdächtig früh am Samstagmorgen. Es war ein Constable, dessen Ankunft die Neugier der andern Gäste und das Missfallen der Angestellten hervorrief. Er stellte mir eine Vorladung zu, als Zeuge bei der gerichtlichen Untersuchung über Charnwoods Tod zu erscheinen, die im Gerichtssaal in Dorking am Mittwoch, dem 16. September, stattfinden sollte, und verschwand wieder.
    Ich wusste, dass dies nicht zu umgehen war, war jedoch immer noch bedrückt darüber, dass ich nunmehr öffentlich verkünden musste, was ich für mich zögernd gefolgert hatte: dass Max Charnwood ermordet hatte.

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