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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Und Max auch, in jeder Hinsicht. Es ist schwer, sehr schwer, sich zusammenzunehmen, wenn niemand da ist, an den man sich wenden kann...«
    Sie schien den Tränen nahe zu sein. Ich stellte mich vor sie, um sie vor den anderen Leuten im Zimmer abzuschirmen, drückte kurz ihre Hand und lächelte sie beruhigend an, als sie zu mir aufschaute. In ihrem Blick lagen Angst, Hoffnung und Trauer, zu einem unsicheren Appell vermischt. Sie wusste kaum, was sie da erbat, und ich wusste nicht genau, was ich anbot. Aber es wurde eine lautlose Frage gestellt und eine unausgesprochene Antwort gegeben. »Wann immer Sie es nicht ertragen können, allein zu sein, Diana... Wann immer Sie Hilfe brauchen...«
    »Sie sind zu gut, Guy.«
    »Ich meine es so. Wann auch immer.«
    Und das tat ich auch, in dem Moment, in dem wir uns anschauten, und auch in den Minuten danach, als wir nur Zentimeter voneinander entfernt standen und ich ihre makellose Schönheit betrachten konnte. Kaum eine Stunde nach der Beisetzung ihres Vaters stellte ich mir vor, wie es sein würde, dieses raschelnde Stück Stoff von ihrem blassen, erregten Körper abzustreifen.
    Aber der Zauber der Lust ist weniger dauerhaft als die Verlockungen des Reichtums. Ich hatte Diana glauben lassen, dass ich Faraday ebenso verachtete wie sie. Doch als die Versammlung zum Aufbruch rüstete und ich mich verabschiedete, wartete er auf der Veranda auf mich, um kurz mit mir zu reden. Und ich hörte ihm zu.
    »Ich habe mit Mr. Gregory über Sie gesprochen, Mr. Horton. Er würde Sie gern unter weniger beschränkenden Umständen sprechen. Sein Büro ist in 38 Parliament Street. Rufen Sie nach dem Wochenende doch dort an und machen Sie einen Termin aus. Sie werden Ihre Zeit keineswegs verschwenden.« Ich erwiderte nichts, aber die Adresse war unauslöschlich in meinem Gedächtnis verankert, als ich in den Talbot stieg und wegfuhr. Ich hatte Max reichlich Gelegenheit gegeben, mir zu erklären, was er von mir wollte, und er hatte es verschmäht. Die Zeit war gekommen, zu dem zurückzukehren, was, wie ich immer empfunden hatte, mein eigentliches Metier war: Eigennutz.

6
    Ein elendes Wochenende zwischen den Bridgerunden und den Klatschtanten des Eccleston bestärkte mich in der Meinung, die ich mir schon in Dorking gebildet hatte. Es gab nichts, was ich für Max tun konnte, und offensichtlich wollte er auch nicht, dass ich etwas für ihn tat. Scham und Bedauern über die Rolle, die ich bei seinem Sturz gespielt hatte, wichen, als die Werte, die uns beiden in den letzten zehn Jahren zugute gekommen waren, wieder ihre Autorität geltend machten. Da ich Max nicht helfen konnte, würde ich mich darauf konzentrieren, mir selbst zu helfen.
    Mein allererster Schritt in diese Richtung war, einen Termin mit Maundy Gregory zu verabreden. Offenbar schätzte er Faradays Meinung, denn ich wurde gebeten, ihn innerhalb von 24 Stunden anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. In 138 Parliament Street war auch der Sitz der Whitehall Gazette, doch ich war überzeugt, dass hinter diesen Mauern noch viel diskretere und gewinnträchtigere Aktivitäten als die Herausgabe eines Klatschmagazins stattfanden.
    Gregorys Büro war ein barock eingerichteter Raum, dessen Wände mit Fotografien von Berühmtheiten und so vielen elektronischen Geräten angefüllt waren, dass man damit einen ganzen Spionagering hätte ausstatten können. Es war Cocktailstunde, und Gregory bot begeistert Martini an. Ich verachtete beinah automatisch alles an ihm - den glatten Charme, den Duft nach Eau de Cologne, die modische Kleidung, das Monokel, die Ringe, die Stimme und vor allem seine hungrigen Fischaugen. Aber ich hatte schon für verachtenswürdigere Leute gearbeitet, ohne es bereut zu haben. Ich nahm nicht an, dass wir uns gegenseitig mögen mussten.
    »Charnwoods Ermordung ist eine schreckliche Sache, Mr. Horton.«
    »Absolut scheußlich.«
    »Mr. Faraday erzählte mir, dass Sie beeindruckende diplomatische Fähigkeiten entwickelt hätten, um mit den Konsequenzen daraus fertig zu werden.« »Freut mich, dass er so denkt.«
    »Was bedeutet, dass Sie vielleicht für die Arbeit geeignet sind, für die ich immer Hilfe benötige. Es ist eine sehr delikate Arbeit, Sie verstehen.« Er lächelte. »Aber sehr lohnend.« Ich lächelte ebenfalls. »Genau mein Fachgebiet.« »Gut.« Er betrachtete mich einen Augenblick und sagte dann: »Ich bin der Herausgeber von Burke's Landed Gentry. Wussten Sie das?« »Natürlich.«
    »Nun, das

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