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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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gewesen ist?«
    »Nein.«
    »Oder warum er Charnwood getötet hat?«
    Ich überlegte, ob ich an Max' Unschuld festhalten sollte, doch Hornbys Gesichtsausdruck verriet mir, dass ich nur meinen Atem verschwenden würde. Wenn ich Max' Namen reinwaschen wollte, dann würde ich das ohne die Hilfe eines Chefinspektors machen müssen, der Bognor Venedig vorzog. »Er hat nichts gesagt.«
    »Abgesehen davon, dass er Sie und Miss Charnwood des Verrates bezichtigt hat?«
    Ich nippte an meinem Kaffee und schaute ihn unbewegt an. »Abgesehen davon.«
    »Ich kann verstehen, dass das eine harte Nuss für ihn gewesen sein muss. Sein Freund und seine Verlobte.« Damit wiederholte er vermutlich absichtlich das, was Varsini gesagt hatte. Ich wollte mich jedoch auf keinen Fall von ihm reizen lassen. »Darf ich Sie fragen, wie lange Sie und Miss Charnwood...« »Geht Sie das wirklich etwas an, Chefinspektor?«
    »Genaugenommen nicht. Aber es ist erst ein paar Wochen her, dass Sie vorhatten, als Trauzeuge bei ihrer Hochzeit zu fungieren. Das wirkt nicht sehr... loyal, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Wie wollen Sie es seinen Eltern erklären? Sie kommen morgen.«
    »Wirklich?« Über die Wingates, und was ich ihnen sagen wollte, hatte ich nicht nachgedacht. Und nun stand ihre Ankunft unmittelbar bevor. Ihnen konnte ich kaum sagen, dass meine Treulosigkeit Max gegenüber sie nichts anging.
    »Sie werden sich sicher etwas ausdenken, Mr. Horton. Darin scheinen Sie ja ziemlich gut zu sein.«
    »Ach ja?«
    »Nun, schließlich sind Sie der, der als letzter lacht, nicht wahr? Ich habe Ihnen bei Charnwoods Beerdigung versprochen, dass ich Wingate vor Gericht bringen und ihn wegen Mordes hängen lassen würde. Aber ich habe mich geirrt. Der Fall wird ohne Verfahren zu den Akten gelegt werden. Und Ihr Freund wird auf heiligem Boden begraben werden. Wenn Sie es so sehen, haben Sie und Miss Charnwood ihm einen mächtig großen Gefallen getan. Oder nicht?«
    Laut Hornby hatten die Wingates im Danieli gebucht und wurden ungefähr gegen Mittag erwartet. Darum baute ich mich gegen sechs Uhr an der Rezeption auf, nüchtern, gut gekleidet und so gut vorbereitet, wie es nur ging. Der Concierge, der mich offensichtlich von meinem Aufenthalt in der letzten Woche wiedererkannte, es sich aber nicht anmerken ließ, telefonierte auf ihr Zimmer. Nachdem er ihnen meinen Namen genannt hatte, gab es eine lange, bedeutungsvolle Pause. Dann richtete mir der Mann aus, dass Signor Wingate sofort herunterkommen würde. Er wirkte sehr müde und hatte tiefe Falten im Gesicht. Natürlich lächelte er nicht, aber der mechanische Händedruck war eine Art Zugeständnis. »Sollen wir in die Bar gehen, Sir?« fragte ich. »Nein. Ich würde lieber draußen mit Ihnen reden.« Ich folgte ihm durch die Drehtür auf die Riva degli Schiavoni hinaus. Ein wolkenverhangener Sonnenuntergang tauchte die Lagune und die Gesichter der Passanten in ein magisches, verschwenderisches, rosafarbenes Leuchten. Doch weder er noch ich schienen es wahrzunehmen.
    Wir gingen langsam nach Osten. Aubrey Wingate starrte mit erhobenem Kinn geradeaus, als würde er den Horizont nach jemandem absuchen. Als wir die erste Brücke erreicht hatten, sagte ich: »Das alles tut mir so furchtbar leid, Sir.« Er antwortete nicht und schaute mich auch nicht an. »Für Sie und Mrs. Wingate muss das ein... schrecklicher Schock gewesen sein. Ich kann nur mein... tiefstes Bedauern ausdrücken.«
    Wir ließen die Brücke hinter uns, und Wingate steuerte auf das Ufer zu. An einem Poller blieb er stehen, lehnte sich dagegen und rieb sich einige Male die Stirn. Dann kreuzte er die Arme und schaute mich an. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, Guy. Cecily ist außer sich. Für sie ist Max immer noch ihr Kind, und sie hat das Gefühl, man habe ihr das Kind entrissen. Und ich muss immer daran denken, was passiert wäre, wenn man ihn verhaftet und ihn verurteilt hätte. Die Qual, die Schande. Das reine Entsetzen.« Er schüttelte den Kopf. »Max hat uns in vielerlei Hinsicht enttäuscht. Aber wir haben ihn nie zurückgestoßen. Dieser Brief... ich bin nicht sicher, ob er wirklich glaubte, was er da schrieb. Ich musste mich einfach so verhalten, als würde er es tun. Verdammt, warum mussten Sie ihm recht geben ? Warum mussten Sie ihn hintergehen ? Dass Sie ihn der Polizei gegenüber verraten mussten, kann ich verstehen. Aber das mit dem Mädchen?« »Ich glaube nicht, dass ich erklären, geschweige denn entschuldigen kann, was

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