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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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sagen?«
    »Nein. Das heißt...«
    »Einen Moment«, mischte Vita sich ein. »Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich euch allein lasse. Entschuldigt mich.« Sie stand auf, eilte durch das Zimmer und blieb nur kurz stehen, um Diana besorgt die Hand auf die Wange zu legen, bevor sie durch die Tür verschwand und sie hinter sich schloss.
    Wir schwiegen, nachdem die Tür mit einem Klicken ins Schloss gefallen war. Diana machte ein paar Schritte auf mich zu, doch ich ging ihr nicht entgegen. »Es tut mir leid«, murmelte ich und senkte den Kopf.
    »Was tut dir leid?« »Alles.«
    »Warum gehst du?«
    »Weil ich nicht bleiben kann. Das verstehst du doch sicherlich?«
    »Weil Max tot ist?«
    »Ich kann ihn nicht vergessen.«
    »Natürlich kannst du das nicht, genauso wenig wie ich. Aber ich kann auch nicht vergessen, was geschehen ist, bevor er hereingestürmt kam. Was das bedeutete, jedenfalls für mich. Auf die Polizei - und vielleicht auch auf Tante Vitamag es schäbig und verachtenswert gewirkt haben. Aber das war es doch nicht, oder?«
    »Nein. Das war es nicht.«
    »Das kann es nicht gewesen sein, nicht wahr? Nicht, wenn es mehr als körperliches Begehren gibt.«
    »Liebe, meinst du?«
    »Ja. Liebe.«
    »Diana, ich...« Ich drehte mich zum Fenster um. Bevor ich weiterreden konnte, fühlte ich ihre Hand an meinem Ellbogen. Bei ihrer bloßen Berührung schössen mir die Bilder von ihr, wie sie nackt auf dem Bett lag, in den Kopf. Dann sah ich Max' wutverzerrtes Gesicht vor mir und hörte seine Stimme: »Hast du geglaubt, ich würde dir nicht folgen?«
    »Ich wollte ihn nicht töten, Guy. Selbst die Polizei hat mir geglaubt. Du nicht?«
    »Ich glaube dir.«
    »Was stimmt dann nicht?«
    »Wir beide. Du und ich. Was wir taten, hat Max in den Tod getrieben. Was das Gesetz dazu auch sagt, wir sind verantwortlich.«
    »Das meinst du nicht so.«
    »Doch, Diana, ich meine es.«
    Ihre Hand glitt von meinem Ellbogen, und ich hörte, wie sie wegging. Als sie sprach, schien ihre Stimme aus einer viel größeren Entfernung zu kommen, als das in diesem Raum möglich war. »In diesem Fall solltest du gehen. Ich werde nicht versuchen, dich aufzuhalten.«
    Den Rest dieses Tages und den größten Teil des nächsten verbrachte ich damit, entweder spazieren zu gehen oder mich besinnungslos zu betrinken. Ich fühlte mich wie eine Fliege, die in eine Flasche gesperrt ist und sich nach der Welt außerhalb des Glases sehnt. Nur dort konnte ich zu Max' Gunsten die Wahrheit herausfinden. Aber ich durfte das Glas nicht zerbrechen oder den Korken herausziehen, bevor der venezianische Untersuchungsrichter endlich seine Zustimmung geben würde. Für mich gab es kein Entrinnen.
    Als ich am späten Mittwochnachmittag zur Casa dei Pellicani zurückkehrte, erzählte man mir zu meiner Überraschung, dass ein Engländer nach mir gefragt habe und in der Oliva Nera auf mich warte. Das war eine langweilige Bar, die ihm von meiner Vermieterin empfohlen worden war. Ihr Bruder war der Besitzer. Ich fragte mich, wer wohl mein Besucher sein mochte, und ging geradewegs dorthin. Ich erblickte ihn schon von weitem. Er saß draußen an einem Tisch, trug Regenmantel und Filzhut und passte ungefähr so zu Venedig wie ein Gondoliere in die Alpen.
    »Chefinspektor Hornby?«
    »Ah, Mr. Horton, da sind Sie ja. Setzen Sie sich. Möchten Sie ein Bier?«
    »Nein, danke, nur Kaffee.« Ich setzte mich und wartete, bis man meine Bestellung aufgenommen hatte. Dann zündete ich mir eine Zigarette an und reichte auch Hornby eine. Er akzeptierte sie, warf dann aber die italienische Mischung fort, die einen Hustenanfall bei ihm ausgelöst hatte. »Tut mir leid, dass ich nicht da war. Hätte ich gewusst, dass Sie kommen...« »Ich wusste es ja selbst nicht. Doch als wir die Nachrichten gehört haben... Nun, irgendjemand musste herkommen, um die Einzelheiten zu überprüfen.« Er bewegte seine Schultern. »Und ich bin nicht erste Klasse gereist, also glauben Sie nicht, dass ich erfreut darüber bin, hier zu sein.« Er warf einen Blick über den kleinen Platz. »Bognor ist mehr nach meinem Geschmack«, fügte er hinzu.
    »Hätten Sie das nicht den örtlichen Behörden überlassen können? Max ist tot. War das nicht alles, was Sie wissen wollten?«
    »Nicht ganz. Bleibt noch die Frage offen, wie er es geschafft hat, aus England herauszukommen.«
    »Da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen. Er hat es mir nicht gesagt.«
    »Hat er Ihnen gar nichts gesagt? Zum Beispiel, wo er seit dem Mord

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