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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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widerrufen.«
    »Bleibt die Frage, ob Sie das können. Doch sei's drum, im Moment reicht es mir völlig, wenn Sie mir auf einem kurzen Ausflug Gesellschaft leisten. Ich will einer Jacht, die vor den Zattere ankert, einen Besuch abstatten. Bei San Marco wartet ein Boot auf mich. Kommen Sie doch einfach mit. Die Leute auf der Jacht würden Sie gern kennenlernen.«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Einflussreiche Persönlichkeiten.« »Etwa wie Sie?«
    »Nein, ganz und gar nicht wie ich.« Er machte eine kurze Pause. »Sie werden es nicht bereuen.«
    Mein Instinkt riet mir, mich zu weigern, aber ich hasste es auch, allein zu sein. Und es war unwahrscheinlich, dass alle Bekannten Faradays so ekelhaft waren wie er. »Einverstanden«, willigte ich schließlich mürrisch ein. »Warum nicht?«
    »Exzellent. Dann kommen Sie mit.« Er ging voraus zu San Marco, und ich folgte ihm. Als wir den Ponte della Paglia überquerten, sagte er: »Haben Sie schon die Neuigkeiten aus England gehört? Es gibt allgemeine Wahlen.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie scheinen daran nicht besonders interessiert zu sein.«
    »Bin ich auch nicht.«
    »Das sollten Sie aber sein. Politik ist eine Sache von Leben und Tod. Von jedermanns Leben und Tod. Selbst von Ihrem.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Nein? Vielleicht wird es Zeit, dass Sie es tun.« Er spitzte die Lippen. »Oder vielleicht auch nicht.«
    Wie erreichten die Mole vor den Giardinetti Reali. An einer war ein kleines Boot vertäut, neben dem eine große, muskulöse Gestalt wartete. Der Mann nickte Faraday zu und half uns an Bord, wobei er mich mit einem durchbohrenden Blick seiner blauen Augen bedachte. Sein finsteres Gesicht war von Pockennarben übersät und von einer Mähne graublonden Haares verdeckt. Er war mir auf den ersten Blick unsympathisch, was offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Faraday nannte ihn Klaus und redete mit ihm Deutsch. Wir legten ab, steuerten in offenes Wasser und fuhren dann direkt an der Punta della Dogana vorbei. Als wir sie umrundet hatten und auf die Zattere zusteuerten, bemerkte ich einen eleganten Dreimastschoner vor uns. »Ist er das?« Ich musste schreien, um mich verständlich zu machen. »Ja«, brüllte Faraday zurück. »Die Quadratice. Hübsch, nicht wahr?«
    Ich verstand den Namen so, wie er ihn aussprach, nicht, aber als wir längsseits gingen, stand er in schimmerndem Kupfer am Bug. Quadratice. Ein seltsames Wort, mit einem französischen Beiklang. Es klang wie ein Begriff aus der Algebra oder wie eine mythologische Figur - eine Quadratgleichung oder eine vierköpfige Schlange. Ich wollte gerade nach seiner Bedeutung fragen, als Faraday mir auf den Arm klopfte.
    »Der Kapitän wartet darauf, uns an Bord zu begrüßen. Sie kennen ihn besser unter seinem Titel » General «.«
    Es war Vasaritch, der in seiner weißen Kapitänsuniform noch größer wirkte, als ich ihn in Erinnerung hatte. Er grinste uns von der Reling an wie Zeus vom Olymp und streckte uns einen wahrhaftig göttergleichen Arm entgegen, um uns hoch zu helfen. Faraday ging als erster, dann drängte Klaus mich vor, als wäre er darum besorgt, dass ich es mir nicht anders überlegte. Bereits fragte ich mich, ob es wirklich klug gewesen war, dieser Einladung Folge zu leisten, doch jetzt blieb mir nichts weiter übrig, als ein mutiges Gesicht zu machen.
    »Guten Morgen, General«, sagte ich, als mein Gastgeber meine Hand schüttelte, wobei er sie fast brach. »Ich habe Ihre Lobrede bei Fabian Charnwoods Beerdigung gehört. Damals hatte ich keine Gelegenheit, mit Ihnen zu reden, aber...«
    »Wir unterhalten uns jetzt, was?« Er schlug mir auf die Schulter, womit er mich aus dem Gleichgewicht brachte. »Wir alle werden uns unterhalten. Wir und meine Freunde.«
    Seine Freunde saßen um einen runden Tisch versammelt: Faraday und zwei andere. Den einen hätte man für groß und stämmig halten können, wenn Vasaritch nicht gewesen wäre. Er sah gut aus, war ungefähr fünfzig und trug Blazer und Flanellhose. Daneben stand stocksteif ein alter Mann in einem cremefarbenen Anzug mit einem weißen Käppi. Seine Kopfbedeckung und sein Bart verliehen ihm ein leicht ländliches Aussehen. Hinter der Gruppe nahm eine braungebrannte Brünette in einem sehr knappen Badeanzug ein Sonnenbad. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille, lag rücklings auf einem Handtuch und schien ihre Umgebung nicht zu beachten.
    »Das ist der Horton, von dem Sie so viel gehört haben«, erklärte Vasaritch. »Noels letzte

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