Geschlossene Gesellschaft
Pfiff aus. »Soviel zum britischen Adel. Ich vermute, das macht meine Aufgabe noch einfacher. Zumindest dürfte dieser Bursche gewohnt sein, über Geld zu reden.«
»Daran gewöhnt?« Ich lächelte. »Geld ist Maundy Gregorys Muttersprache.« Und war auch meine, seitdem sich die Idee in meinem Kopf festgesetzt hatte. Wenn Quincy Charnwoods Gläubiger davon überzeugen konnte, dass es keinen verborgenen Geldschatz gab, und diese sich mit McGowans Aktien zufriedengeben würden; wenn der Verbleib eines solchen Schatzes das Geheimnis war, das sich Vita und Diana teilten, ohne dass außer mir jemand davon wusste; wenn Diana und ich eine gemeinsame Zukunft haben sollten... dann winkte möglicherweise tatsächlich Reichtum. »Wie viel hat sie dir erzählt, Guy?« hatte Max gefragt. »Nichts«, hätte ich antworten sollen. »Noch nicht.«
Der Parliament Square lag im Nebel, als wir ihn eine Stunde später überquerten. Der Westminsterpalast war ein undeutlicher Klotz und das Zifferblatt des Big Ben ein vornehmes Leuchten. Wir marschierten durch die Schwingtüren mit der Aufschrift Whitehall Gazette, an dem Portier und der Sekretärin vorbei ins innere Heiligtum, wo Gregory schon darauf wartete, mich zu empfangen. Allerdings rechnete er nur mit einem Gast. Da ich befürchtet hatte, er könne sich weigern, Quincy zu empfangen, hatte ich einfach nicht erwähnt, dass ich ihn mitbringen würde. Und diese Unhöflichkeit missfiel unserem Gastgeber ganz eindeutig.
»Wer ist dieser Gentleman, mein lieber Junge?« fragte er und runzelte drohend die Stirn. Nachdem ich meinen Gefährten vorgestellt und seine Beziehung zu Charnwood erklärt hatte, wurde das Runzeln noch stärker. »Sie sind Fabian Charnwoods Schwager?« sagte er zu Quincy, nachdem ich fertiggeredet hatte. »Offen gestanden bezweifle ich, Sir, dass wir uns etwas zu sagen haben.«
Quincy lächelte. »Da irren Sie sich, Mr. Gregory. Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen. Und Guy hat mir gesagt, dass Sie immer an Vorschlägen interessiert sind - vor allem wenn es dabei um große Summen Geldes geht.«
Bei den letzten Worten milderte sich Gregorys Miene. »Was für einen Vorschlag meinen Sie?«
»Einen, der von gegenseitigem Vorteil ist.«
»Und der, wie ich denke, ernsthafte Erwägung verdient«, mischte ich mich ein. »Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass weder Diana noch Vita uns zu Charnwoods Schatz führen können - aus dem einfachen Grund, weil er nicht existiert.«
Gregory schaute mich finster an. »Die Frage ist nicht, ob Sie überzeugt sind, sondern ob die, die Charnwood beraubt hat, überzeugt werden können.«
Quincy lächelte ihn immer noch an. »Entschuldigen Sie, aber Sie irren sich schon wieder. Die Frage ist, wie viel Geld sie überzeugen wird - ganz gleich, woher es kommt.«
Gregory starrte uns abwechselnd an. Auf solch ein direktes Vorgehen war er nicht vorbereitet. Aber er versuchte bereits sein Bestes, um es einzuordnen. »Vielleicht«, sagte er langsam. »Vielleicht ist das so.«
»Die McGowan Steel Corporation ist eventuell in der Lage, einen Schadenersatz für die geschädigten Klienten meines verstorbenen Schwagers zu bieten, vorausgesetzt, die Antwort auf das Angebot ist realistisch.«
»Verstehe.«
»Und darüber hinaus könnte der Makler einer solchen Vereinbarung ein großzügiges Honorar erwarten.«
»Ah ja, der Makler.« Gregorys Mundwinkel zitterten. »Den sollten wir nie vergessen.«
»Der wird von meiner Nichte und ihrer Tante nichts bekommen. Aber ich will nicht, dass die beiden deswegen zu Schaden kommen.«
»Lobenswert, wirklich.« Jetzt lächelte Gregory ebenfalls. Er begann sich vorzustellen, wie er Quincys Angebot verkaufen würde und welche Provision er dafür einstreichen konnte. »Ich denke, wir haben die Grundlage für ein profitables Gespräch entdeckt, Mr. McGowan.« Er schaute mich an. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie uns verließen, lieber Junge?« Ich erriet sofort, warum er mit Quincy allein reden wollte. So würde ich nie herausfinden, auf welche Bedingungen sie sich geeinigt hatten und ob mein Anteil an seiner Provision angemessen war. Aber das kümmerte mich nicht. Etwas viel Lohnenderes als die Brosamen von Maundy Gregorys Tisch war zum Greifen nahe. »Warten Sie draußen, ja?«
»Gewiss.« Ich stand auf und ging hinaus. Im Vorbeigehen zwinkerte ich Quincy zu. Das Geschäft war so gut wie geritzt.
Und so war es auch. Zwanzig Minuten später riss Gregory seine Bürotür auf und
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