Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
uns in die Irre führen ... dann möchte ich es sofort erfahren.«
    »Das ist nur fair.«
    »Ich erwarte nicht, dass Sie darauf achten, aber...«
    »Ich verstehe.« Ich erinnerte mich wieder an die Worte, die ich im Garten belauscht hatte. »Ich bin froh, dass unsere Bemühungen nicht umsonst waren... Damit er weiterhin nur Vermutungen anstellt, Tantchen. Und zwar in die falsche Richtung.« Ja, ich verstand. Besser, als Quincy sich vorstellen konnte. »Wir alle müssen unsere... Vorsichtsmaßnahmen treffen, nicht wahr?«
    »Vermutlich.« Er nickte. »Also abgemacht?«
    »Ja.«
    »Guter Mann.« Er schlug mir auf die Schulter. »Sie werden es nicht bereuen.«
    Wirklich nicht? Diese Versicherung hatte ich in der letzten Zeit zu oft gehört, viel zu oft. Aber man muss am Ende doch um die Ecke biegen. Auch eine Pechsträhne ist einmal zu Ende. Als ich mein Glas hob und durch es hindurch Quincys lächelndes Gesicht anschaute - es sah zusammengedrückt aus wie in einem Vexierspiegel -, betete ich darum, dass dies der Moment sein möge. Die Atmosphäre während des Dinners war so sorglos, dass es mir beinahe vorkam, als ob die conversazione mit Quincy niemals stattgefunden habe... Aber gelegentliche Blicke aus seinen kleinen, runden, glänzenden Augen zeigten mir etwas anderes. Wenn ich mir überlegte, was ich hätte tun müssen, wenn er nicht eingeschritten wäre, so war sogar die Tatsache, dass er mich durchschaut hatte, erträglich. Stattdessen konnte ich Diana nun verheimlichen, dass meine Loyalität geteilt war. Als ich sie gegen Mitternacht in ihr Schlafwagenabteil zurückbrachte, signalisierte eine Veränderung der Geräusche, dass wir den Simplontunnel passiert hatten und uns in der Schweiz befanden. Wir ließen Italien - und Max - hinter uns. Diana küsste mich. »Jetzt sind wir in Sicherheit, Guy«, flüsterte sie. Ich sagte nichts, zufrieden damit, dass sie sich die meisten ihrer Illusionen selbst erschuf.
    »Quincy hat mir gesagt, dass er ein paar Tage in London verbringen muss«, bemerkte Vita, während wir von der Fähre auf die weißen Felsen von Dover blickten. Es war der Nachmittag des folgenden Tages, und der Himmel über England war von makellosem Blau. Einer weggeworfenen Zeitung zufolge, die neben uns auf einer Sitzbank lag, hatte die Regierung die allgemeinen Wahlen mit einer großen Mehrheit gewonnen, und der erste Herbstnebel hatte sich über die Hauptstadt gelegt. »Er muss dort Geschäfte erledigen. Aber Diana und ich hoffen, dass Sie mit uns nach Dorking kommen.«
    »Das ist sehr nett, aber...«
    »Im Amber Court ist viel Platz für Sie. Nach diesen Wochen in Venedig hasse ich den Gedanken, dass Sie allein in einem miesen Hotel wohnen.«
    »Komm mit, Guy«, flüsterte Diana und legte ihre Hand in meine.
    »Das würde ich auch gern, aber ich muss wirklich erst meinen Vater und meine Schwester besuchen. Ich habe ihnen eine Menge zu erzählen.« »Das ist nur richtig so«, stellte Vita fest. »Aber danach...« »Wäre ich erfreut, Ihre Einladung annehmen zu dürfen.« »Großartig!« Sie erhob sich und sog die Meeresluft ein. »Nun, wenn ihr jungen Leute mich entschuldigen wollt, ich finde es langsam kalt hier draußen. Ich werde unter Deck gehen und nachsehen, was aus Quincy geworden ist.«
    Nachdem sie davon gewatschelt war, küsste mich Diana auf die Wange und sagte: »Ich würde auch gern deinen Vater und deine Schwester kennenlernen, Guy.«
    »Das wirst du auch. Wenn ich die beiden auf eine derartig schöne Überraschung vorbereitet habe.«
    »Fährst du deswegen nach Letchworth? Um Sie darauf vorzubereiten?«
    »Ja. Und um ihnen zu erklären, was passiert ist.« Ich lächelte sie an. Ich merkte, wie leicht es mir fiel, sie anzulügen, und ich hatte nicht einmal den Hauch eines schlechten Gewissens. Diese Lüge war notwendig - im Interesse aller. »Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.«
    Als Quincy und ich Diana und Vita am Nachmittag dieses Tages in der Victoria Station in den Zug nach Dorking setzten, nahmen sie an, dass wir getrennte Wege gehen würden. Stattdessen stiegen wir beide im Grosvenor Hotel ab. Sobald der Page mich in mein Zimmer gebracht hatte, rief ich in Gregorys Büro an und verabredete mich mit ihm in einer Stunde. Quincy bekundete seine Freude über dieses Arrangement.
    »In welcher Branche arbeitet Gregory?«
    »Titel. Er verkauft Adelstitel und alle anderen Titel, an denen er verdienen kann.«
    »Man kann Titel kaufen?«
    »O ja. Kaufen und verkaufen.« Quincy stieß einen

Weitere Kostenlose Bücher