Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
und feinem Porzellan abgebildet, daneben das Logo des Landglück-Bauernhauses mit dem fröhlichen Konterfei einer Gans. Einige Dosen wurden in einem Weidenkörbchen, umhüllt mit Klarsichtfolie, zugebunden mit blauweißen Bändchen, als vorverpackte Geschenke angeboten.
Fröhlich begrüßten zwei junge Frauen die Besucherschar. Sie waren nett anzusehen in ihren ländlich anmutenden Gewändern, mit frischen weißen Spitzenblusen und Schürzen über langen Röcken in Blaudruckmuster. Als Angermüller den Besitzer oder Geschäftsführer zu sprechen wünschte, bemühte sich eine der beiden sofort, seiner Bitte nachzukommen, griff zum Telefon und bat freundlich um einen Augenblick Geduld. Es dauerte keine zwei Minuten, und ein älterer Herr im eleganten grauen Anzug tauchte auf.
»Petermann, angenehm!«
Beflissen bat er die Beamten, ihm in sein Büro zu folgen.
»Darf ich Ihnen zuvor etwas anbieten? Einen kleinen Imbiss unserer hauseigenen Produkte? Einen Kaffee, Tee? Ein Wasser?«
Bedauernd schüttelte der alte Herr den Kopf, als Angermüller und Jansen alle seine Angebote dankend ablehnten.
»Also wirklich gar nichts?«
Der Raum, in dem Herr Petermann residierte, lag im oberen Stockwerk des Reetdachhauses. Mit einem modernen Büro hatte er nicht viel gemein. Zwar standen in einer Ecke ein Flachbildschirm und eine Computertastatur, doch sie waren mit Schutzhüllen bedeckt und wirkten wie Fremdkörper in dem mit einem Ölgemälde, dunklen Eichenmöbeln und Teppichen ausgestatteten Zimmer. Außerdem war es recht klein. Die altmodische Behaglichkeit passte zu seinem Benutzer.
»Meine Herren, was kann ich sonst für Sie tun? Sagten Sie wirklich, Sie sind von der Mordkommission?«
»Das stimmt. In unserem aktuellen Fall spielt eines Ihrer Produkte, die Gänseleber getrüffelt – Gourmet de Luxe eine wichtige Rolle.«
Petermann ließ Angermüller nicht weiterreden.
»Ja, die getrüffelte Gänseleber! Das ist unser Premiumprodukt«, erklärte er lebhaft. Der recht behäbige Mann sprühte plötzlich vor Begeisterung. Er beugte sich nach hinten und griff eine Dose des besagten Artikels, die neben anderen wie eine Trophäe auf einem Regalbrett arrangiert war.
»Hier: Nur beste Zutaten, frisch verarbeitet, nach altem Hausrezept fein abgeschmeckt, in hochwertiger Verpackung, ein echtes Edelprodukt für jeden anspruchsvollen Gourmet! Kennen Sie unsere Gourmetpastete denn schon? Ich lasse Ihnen gern eine Kostprobe bringen, meine Herren!«
Angermüller hob abwehrend die Hände.
»Vielen Dank, sehr freundlich, Herr Petermann. Wir sind im Dienst.«
»Schade. Na, ich werde Ihnen nachher ein bisschen was mitgeben«, meinte er augenzwinkernd und stellte die Dose auf seinen Schreibtisch. »Aber was hat unsere Pastete mit einem Mordfall zu tun?«
»Kennen Sie einen Victor Hagebusch?«
»Na, aber selbstverständlich! Herr Hagebusch macht seit Jahren für uns die Pressearbeit«, gab Petermann Auskunft. »Sagen Sie, ist dem Herrn Hagebusch etwas zugestoßen? Ist er vielleicht derjenige, welcher?«
Er schaute ungläubig zu den Beamten. Angermüller nickte.
»Das kann doch nicht wahr sein! Was ist denn passiert? Wissen Sie schon, wer es gewesen ist?«
Der Kriminalhauptkommissar verneinte. Bestürzung trat ins Gesicht des Fabrikanten.
»Ich verstehe nicht ganz, welche Rolle unsere Gänseleberpastete dabei spielt. Können Sie mir das erklären?«
»Tut mir leid, dazu kann ich Ihnen beim jetzigen Stand der Ermittlungen noch gar nichts sagen. Aber erzählen Sie uns bitte mehr über Ihre Zusammenarbeit mit Victor Hagebusch. Was genau hat er für Sie gemacht?«
Der alte Herr bemühte sich, wieder ruhig zu werden.
»Was hat er gemacht? Pressemitteilungen geschrieben, Artikel in Zeitschriften für Lebensart und Kulinarik veröffentlicht, Produktvorstellungen organisiert. Er war schließlich ein echter Profi, hatte viele Kontakte.«
Petermann schüttelte den Kopf.
»Der Hagebusch! Ermordet! Ich kann das noch gar nicht glauben.«
»Kannten Sie den Toten näher?«
»Nein. Das war eine reine Geschäftsbeziehung. Der Hagebusch war ja sehr beschäftigt und hat sich nur für seine Arbeit interessiert. Über Privates haben wir nie geredet. Aber sonst sind wir gut miteinander klargekommen.«
»Wie haben Sie ihn für seine Tätigkeit bezahlt?«
»Herr Hagebusch hat uns Honorarrechnungen ausgestellt. Außerdem nahm er auch gern mal eine Auswahl unserer Produkte an. Er liebte die getrüffelte Gänseleber – Gourmet de luxe. Ja, ja«,
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