Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Pastete. So viele zufriedene Kunden können sich nicht irren: Die Produkte aus unserem Hochpreissegment laufen immer besser!«
»Jetzt noch eine Frage, Herr Petermann: Wo kann man Ihre Gänseleber getrüffelt – Gourmet de Luxe eigentlich kaufen?«
»Wir haben sehr viele Abnehmer. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen vom Verkauf eine Liste unserer Kunden geben lassen. Die ist natürlich streng vertraulich.«
»Aber selbstverständlich.«
Angermüller und Jansen sahen sich kurz an.
»Dann danken wir für Ihre Zeit, Herr Petermann.«
»Keine Ursache.«
»Jetzt fällt mir doch noch etwas ein«, sagte Angermüller schon im Aufstehen. »Wissen Sie, ob Victor Hagebusch auch für andere Firmen die Pressearbeit gemacht hat?«
»Dass er noch für andere gearbeitet hat, weiß ich. Und ich meine mich zu erinnern, dass ein Weinkontor und ein Küchenausstatter dabei waren. Auch für ein Restaurant war er einmal tätig, aber fragen Sie mich jetzt nicht, welches. Ich weiß nur noch, dass er da irgendwelchen Ärger hatte.«
Herr Petermann ließ es sich nicht nehmen, die Beamten nach unten zu begleiten. Auf der Treppe fragte Angermüller, ob sich die Produktion ebenfalls hier im Haus befände.
»Wo denken Sie hin! Nein, dafür würde der Platz schon lange nicht mehr ausreichen. Wir hatten das Glück, nach der Wende hier günstig ein großes Grundstück zu erstehen, und Zuschüsse vom Land gab es natürlich auch. Da sind wir von Schlutup hierher gezogen. Diese Entscheidung habe ich noch getroffen, und sie war goldrichtig. Und jetzt haben wir schon eine zweite Halle neu gebaut. Alles ist bei uns inzwischen vollautomatisch und computergesteuert, hochmoderne Anlagen.«
Er bemerkte Angermüllers suchenden Blick durch eines der Fenster.
»Von hier aus können Sie nichts sehen. Die Produktionshallen liegen auf der anderen Seite des Hauses und sind ein bisschen weiter entfernt.«
»Die Feinkostmanufaktur Landglück produziert also gar nicht mehr in handwerklicher Tradition?«
»So würde ich das nicht sagen«, wand sich der Fabrikant. »Natürlich sind viele neue Artikel hinzugekommen. Aber wir führen unsere alte Familientradition fort und stellen zum Teil noch die gleichen Produkte her wie früher, nur auf modernere Art und Weise.«
»Petermann! Wo is dein Sohn?«
Das Gesicht zornesrot, stürzte ein kräftiger Mann auf den Seniorchef zu. Er trug eine blaue Arbeitshose und einen dicken Troyer. Aufgebracht fasste er dem alten Herrn an das Revers seines Jacketts.
»Isser abgehauen oder wat? Ich muss mit dem reden! Jetzt sofort!«
»Hey, hey, beruhigen Sie sich! Lassen Sie den Mann los!«, drängte sich Jansen dazwischen und schob den um einen halben Kopf Größeren von Petermann weg.
»Habt ihr jetzt schon Security hier, oder wat?«
Es klang noch lauter und wütender. Das muntere Geschnatter der Busgesellschaft, die im Hintergrund an den gedeckten Tischen schmauste, verebbte. Aller Augen richteten sich auf das Grüppchen am Fuß der Treppe.
»Die Herren sind von der Polizei, Herr Oswald«, erklärte der Fabrikant mit gedämpfter Stimme und wischte mit der Hand über die Stelle auf seinem Revers, die der andere berührt hatte.
»Bitte entschuldigen Sie den Lärm, meine Herrschaften, es ist alles in Ordnung«, wandte er sich laut an die Rentner. »Lassen Sie sich nicht bei Ihrem Genießerschmaus stören! Anke, Yvonne! Eine Runde von unserem Selbstgebrannten für die Damen! Und die Herren natürlich auch!«
»Bravo!«
Die Rentner klatschten. Petermann drehte sich wieder zu seinem aufgeregten Besucher.
»So, wir reden dann gleich, ja, Oswald?«
Der Angesprochene nickte, fast folgsam und sehr viel ruhiger, seit er von der Anwesenheit der Polizei wusste, und erklärte:
»Da sind nämlich heute Nacht wieder welche bei mir auf dem Hof gewesen, von diesen Verbrechern!«
»Verbrecher? Da sind wir ja zuständig«, fragte Angermüller. Interessiert betrachtete er den großen Rotblonden, den er auf Mitte 50 schätzte.
»Wen meinen Sie damit?«
»Diese Vollidioten, diese Tierschützer natürlich!«
Sofort war der Mann wieder in Rage. Petermann legte mahnend die Finger auf den Mund.
»Was machen Sie denn auf Ihrem Hof? Was für ein Problem haben die Tierschützer mit Ihnen?«, forschte der Kommissar nach.
»Die wollen mich fertigmachen! Ich bin doch nur ein ganz normaler Bauer, der Geflügel züchtet. Ich bin nie etwas anderes gewesen! Mein Opa hat schon Geflügel gezüchtet, mein Vater hat das gemacht, und ich bin jetzt die
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