Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
dat is, wie wenn du dem Düvel deine Seele verkaufen tätst.«
Das kurze Lachen, das er hören ließ, wollte zu der Verbitterung, die aus seinen Worten sprach, überhaupt nicht passen.
»Wenn Sie wüssten, wie recht meine Frau hatte.«
Kapitel XI
Bereits zum vierten Mal an diesem Tag standen die beiden Beamten wieder vor der Haustür auf dem Geflügelhof. Mit mürrischem Gesicht öffnete ihnen Frau Oswald und wollte sogleich anfangen zu schimpfen, da fiel ihr Blick auf ihren Mann.
»Hallo, Annegret«, sagte der mit einem schiefen Lächeln.
»Jan Otto!«, erschrocken riss die Frau die Augen auf. »Was ist denn los? Ist was passiert?«
Sie schaute fassungslos zwischen Angermüller und Jansen hin und her. Ihr Mann blieb stumm und senkte den Kopf.
»Keine Angst, es ist nichts passiert, Frau Oswald«, beschwichtigte sie der Kriminalhauptkommissar.
»Ja, aber warum …«, begann Frau Oswald. »Wieso bringt dich die Polizei nach Hause? Was hast du gemacht?«
»Vielleicht setzen Sie zwei sich jetzt mal bei einer Tasse Tee zusammen, und Ihr Mann erzählt Ihnen alles«, schlug Angermüller vor und fuhr fort, an Jan Otto Oswald gerichtet: »Ihr Eigentum können Sie sich bei uns in Lübeck irgendwann abholen. Ich nehme an, Sie brauchen es momentan nicht.«
»Danke«, sagte Oswald nur, ohne aufzusehen.
Die Kommissare ließen die beiden allein zurück.
»Ja, der feine Herr Petermann«, meinte Angermüller, während Jansen den Dienstwagen langsam durch den kalten Novembernachmittag lenkte. »Reißt sich so nebenbei den Hof von dem armen Teufel unter den Nagel. Kalt lächelnd.«
»Lackaffe, hab ich ja gleich gesagt«, brummte Jansen. »Und der braucht die Kohle für seine Olsch, der Petermann. Ist doch klar!«
»Mit der Einschätzung liegst du bestimmt nicht falsch«, bestätigte Angermüller. »Schade, dass wir den jetzt nicht gleich zur Rede stellen können, ob der was über Hagebusch und das Video weiß.«
»Allerdings«, nickte Jansen. »Dat kannst wohl laut sagen.«
»Ich möchte jetzt ja nicht in der Haut von dem Oswald stecken. Hof weg, ein Berg voll Schulden. Keine schöne Perspektive«, sinnierte der Kriminalhauptkommissar nach einer Weile. »Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, da war noch was anderes hinter seiner Wut auf den Petermann. Der Oswald hat den ja geradezu dämonisiert! Das würd ich wirklich gern wissen, wie das zwischen den beiden da genau abgelaufen ist, mit welchen unfeinen Methoden der Petermann gearbeitet hat.«
»Mmh.«
Auch Jansen machte nur ein ratloses Gesicht.
Das Außenthermometer zeigte null Grad. Der Himmel hatte so eine eigentümliche, graublau gefärbte Wolkenschicht. Es war Anfang November, etwas zu früh für den Winter, aber die Luft draußen roch irgendwie nach Schnee. Auf der langen, schmalen Straße kam ihnen ein Zweirad entgegen.
»Schau mal, der Junge da auf dem Mofa! Das ist bestimmt der jüngere Sohn von Oswalds, Lennart hieß der doch, oder? Halt mal an, Claus!«
Die Eltern des Jungen saßen am Küchentisch und waren völlig überrascht, als hinter ihrem Sohn auch wieder die zwei Kriminalbeamten hereinkamen.
»Hallo, Papa«, sagte Lennart ein wenig schuldbewusst. »Die Polizei hat gefragt, wo du Montagabend warst, und ich hab gesagt, dass du spätabends, als ich noch mal runtergekommen bin, ferngesehen hast. Stimmt doch, oder?«
Jan Otto Oswald zuckte nur mit der Schulter.
»Wo hast du dich denn bis dahin an dem Abend aufgehalten, Lennart?«, fragte Angermüller.
»Na, in meinem Zimmer.«
»Und wo ist das?«
Das Zimmer lag oben unterm Dach, von der Hofseite abgewandt. Lennart hatte Computerspiele gespielt und seine Lieblingsmusik gehört, Punk, und zwar total laut. Erst nach halb zwölf war er noch einmal nach unten zu seinem Vater gegangen und hatte ihn im Wohnzimmer vor dem Fernseher vorgefunden, gerade als seine Mutter von ihrem Landfrauentreffen nach Hause gekommen war. Oswalds Alibi war im Grunde gar kein Alibi. Der Bauer sah zu Boden und zuckte wieder nur mit den Schultern, als Jansen ihm diese Erkenntnis vorhielt. Angermüller musste an etwas ganz anderes denken.
»Herr Oswald, Sie hatten vorhin irgendetwas erwähnt, was der Petermann gemacht hat, bei dem Sie mitbekommen haben, wie skrupellos er wirklich ist. Woran haben Sie dabei denn gedacht?«, fragte er.
Plötzlich war zu spüren, wie in Oswalds Innerem etwas in Bewegung kam. Hektisch wanderten seine Augen in der Küche umher, ohne dass er jemanden ansah.
»Weiß gar nicht mehr, was
Weitere Kostenlose Bücher