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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hatte, aus seinem kräftigen Körper gewichen war. In seinem Gesicht stand die pure Hoffnungslosigkeit geschrieben.
    »Mir kann keiner helfen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Erst wollt ich ihn abknallen und dann war ich nah dran, selbst Schluss zu machen. Aber nich mal das hab ich hingekriegt.«
    »Sie wollten jemanden umbringen? Wen denn? Und Schluss machen wollten Sie? Das klingt aber gar nicht gut. Wollen Sie mir erzählen, warum, Herr Oswald? Vielleicht kann ich ja doch irgendwas für Sie tun. Es gibt immer einen Ausweg.«
    »Sehen Sie das da?«
    Oswald wies mit der Hand nach vorn durch die Scheibe. Zwischen den leicht geschwungenen Hügeln waren die Dächer der Tierhallen und das Bauernhaus zu erkennen.
    »Der Hof gehört schon seit fast 100 Jahren meiner Familie. Ich bin dort geboren und aufgewachsen, genau wie mein Vater. Und meine zwei Söhne sind auch dort groß geworden.«
    Er verstummte. Seine Augen schienen an dem heimatlichen Panorama wie festgesaugt.
    »Ja«, sagte Angermüller nach einer Weile, »Sie haben schon neulich erzählt, dass bereits Ihr Großvater eine Geflügelfarm besessen hat.«
    »Dat is jetzt allns to End«, stellte Oswald fest, mehr für sich selbst als für seinen Nachbarn.
    »Und warum glauben Sie das, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin pleite, so einfach is dat. Und dieses Schwein ist schuld!«
    »Ganz so einfach find ich das jetzt nicht. Wer ist schuld, dass Sie pleite sind? Können Sie mir das vielleicht ein bisschen genauer erklären?«
    »Wozu? Sie können da ja auch nix machen.«
    »Manchmal tut reden einfach gut.«
    Jansen, der das Jagdgewehr in ihrem Dienstwagen verstaut hatte, war zurückgekommen und stellte sich neben die Fahrertür.
    »Wissen Sie, freie Bauern sind wir schon lange nicht mehr«, begann Oswald nach längerem Schweigen. »Wir Züchter sind abhängig von den Betrieben, die unsere Ware abnehmen, und von den Preisen, die die zahlen.«
    Der Mann sprach langsam und leicht zögernd.
    »Ich hab den Fehler gemacht, mich fast zu 100 Prozent in die Abhängigkeit eines Mannes zu begeben.«
    Wieder unterbrach er sich, schien über das Gesagte nachzudenken.
    »Natürlich hat der mir das Blaue vom Himmel versprochen. Schnacken, dat kann er.«
    »Wer denn, Herr Oswald? Von wem reden Sie?«
    »Na, von dem Petermann, diesem Halsabschneider!«, rief der Geflügelbauer aufgebracht. Sein altes, leicht erregbares Wesen schimmerte jetzt wieder durch. Wenigstens das, dachte Angermüller.
    »Anfangs lief das auch sehr gut. Doch dann hatten wir mehrere Krankheiten unter unseren Tieren, und kurz darauf sanken plötzlich überall die Geflügelpreise. Wir hatten uns grade wieder aufgerappelt, da kam die Vogelgrippe und wir mussten Tausende Tiere töten. Hinterher hat sich herausgestellt, das war völlig überflüssig gewesen. Entschädigung? Da kannst nur drüber lachen. Und dann hat der Petermann die Preisschraube immer mehr angezogen, hat gesagt, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen, können sie uns nicht mehr zahlen.«
    Bekümmert sah er vor sich hin.
    »Was sollt ich machen? Alternativen gibt es für uns Erzeuger auch keine. Kein Abnehmer will mehr bezahlen. Und die Discounter machen den Leuten vor, es geht immer noch mehr billig-billig. So is dat.«
    Sein Reden war immer flüssiger geworden, und es schien so, als wolle Oswald sein ganzes Elend endlich einmal loswerden.
    »Anfang dieses Jahres stand ich schon einmal kurz vor der Pleite. Da hat mir der Petermann mit dem ersten Kredit ausgeholfen. Tscha.«
    Jan Otto Oswald schnaufte vernehmlich. Langsam wurde er immer lauter und heftiger.
    »Im Frühsommer dann noch mal. Er hat sich die Kredite als Hypothek eintragen lassen. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Er hatte mir ja versprochen, die fälligen Hypothekenzinsen zu stunden, wenn ich nicht zahlen kann. Und heute hab ich einen Anruf von seinem Anwalt gekriegt. Wenn ich nicht sofort die Zinsen zahle, wird die ganze Summe sofort fällig. Das Geld hab ich natürlich nicht. Dabei hatte mir’s der Petermann in die Hand versprochen, dass er wartet!«
    Oswald haute mit der Faust auf das Lenkrad, dass der ganze Wagen wackelte.
    »Dieser Petermann ist ein gewissenloses Schwein! Ich weiß das. Der schreckt vor nix zurück! Wenn Sie das mitgekriegt hätten, was ich mit dem erlebt habe …«, er brach ab. »Dabei hab ich doch alles gemacht, wie er es von mir verlangt hat.«
    Er schüttelte seinen Kopf.
    »Meine Frau, die hat mich schon immer vor dem gewarnt. Wenn du von dem Hilfe annimmst,

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