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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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stand dort auf dem Weg. An der weißen Lackierung mit dem auffälligen, blauen Streifen unschwer als Oswalds kleiner Lieferwagen zu erkennen.
    »Ja, stimmt, das ist er. Der ist mir auf dem Hinweg gar nicht aufgefallen.«
    »Wenn du aus der anderen Richtung kommst, is er auch nich zu entdecken da hinter den Bäumen. Vielleicht war er vorhin auch noch gar nich da. Aber wat macht der da? Pinkelpause?«
    Langsam ließ Jansen den Wagen wieder anfahren und bog ebenfalls in den unbefestigten Feldweg ein. In einigem Abstand zu Oswalds Lieferwagen hielt er an. Von hier aus war klar zu erkennen, dass jemand hinterm Steuer saß.
    »Dann kann er uns ja jetzt mal selbst erklären, wat da los war. Warum er wie so ’n Bekloppter durch die Gegend gefahren ist.«
    Jansen schwang sich aus dem Wagen.
    »Der sitzt da völlig bewegungslos am Lenkrad«, sagte Angermüller leise, während auch er ausstieg. Die ganze Zeit über ließ er die Augen auf den weißen Wagen mit dem blauen Streifen gerichtet.
    »Irgendwie find ich das komisch. Ich denke nicht, dass der hier seinen Mittagsschlaf macht.«
    Schritt für Schritt überwanden sie die vielleicht 20 Meter bis zu Oswalds Fahrzeug, bis sie sich nicht mehr weit von seiner Rückfront befanden. Jetzt war deutlich zu sehen, dass es Jan Otto Oswald war, der auf dem Fahrersitz saß.
    »Herr Oswald?«
    Keine Reaktion.
    Die Kommissare warfen sich einen fragenden Blick zu. Jansen umfasste mit der Hand seine Kehle und verdrehte die Augen. Aber Angermüller antwortete mit einem entschiedenen Kopfschütteln, obwohl auch er die Situation ziemlich befremdlich fand. Jetzt waren sie am Auto angekommen.
    »Herr Oswald, hören Sie mich?«, rief Angermüller noch einmal. »Wir sind’s, Angermüller und Jansen von der Kripo Lübeck. Wir würden gern noch mal mit Ihnen reden.«
    Stille, nur das Rauschen der Bäume im Wind. Im Auto keine Regung. Jansen ging, etwas gebückt, schrittweise an der Beifahrerseite entlang, Angermüller glitt ebenso vorsichtig zur Fahrertür. Die Augen starr geradeaus gerichtet, saß Jan Otto Oswald am Steuer und bewegte sich nicht. Angermüller zweifelte nun doch einen kurzen Moment, ob der Mann überhaupt noch lebte. Behutsam klopfte er gegen die geschlossene Seitenscheibe.
    »Herr Oswald?«
    Da, ganz langsam, drehte der Angesprochene seinen Kopf zu Angermüller. Er schaute ihn an, ohne ihn wahrzunehmen, wie es schien. Erst in diesem Moment sah der Kriminalhauptkommissar die Doppelflinte, die Oswald quer über seinem Schoß liegen hatte. Fast gleichzeitig rissen Angermüller und Jansen die Türen des Lieferwagens auf. Jansen hatte blitzschnell seine Dienstwaffe gezogen.
    »Oswald, Hände über den Kopf! Nehmen Sie sofort die Arme hoch! Oswald, hören Sie mich! Oswald!«
    Während Jansen schrie und immer weiter schrie, griff Angermüller nach der Waffe des Mannes. Offensichtlich begriff Oswald in diesem Moment gar nicht, was um ihn herum vorging. Er hatte den Kopf wieder nach vorn gedreht, immer noch diesen leeren Ausdruck im Gesicht, nahm weder die Arme hoch, wie Jansen von ihm gefordert hatte, noch versuchte er Angermüller daran zu hindern, die Doppelflinte aus dem Wagen zu ziehen. Jansen hörte auf zu schreien. Der Kriminalhauptkommissar entlud die Waffe und sicherte sie. Plötzlich stöhnte Oswald laut auf und sackte in sich zusammen. Sein Kopf fiel auf die Arme, die er über das Lenkrad gebreitet hatte, sein ganzer Körper bebte. Waren das Weinkrämpfe? Jansens ratloser Blick traf seinen Kollegen.
    »Kommen Sie mit erhobenen Händen raus, Oswald«, befahl er dann ohne Erfolg.
    Angermüller bedeutete Jansen, die Plätze zu tauschen. Der gab ihm stumm zu verstehen, dass er den Mann erst auf weitere Waffen durchsuchen wollte. Aber Angermüller schüttelte nur den Kopf, wechselte auf die andere Seite des Wagens und übergab Jansen das Jagdgewehr.
    »Herr Oswald, was ist denn passiert?«, fragte der Kriminalhauptkommissar dann und schob sich in das Auto auf den Beifahrersitz.
    »Sie wissen, wer ich bin, oder? Kommissar Angermüller, wir sind doch erst heute Mittag bei Ihnen auf dem Hof gewesen.«
    Angermüller sprach ganz ruhig und mit zurückgenommener Lautstärke. Oswald hing immer noch über dem Lenkrad. Er atmete schwer. Aber langsam schien er sich zu beruhigen.
    »Erzählen Sie mir doch einfach mal, was los ist. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
    Da endlich hob der Bauer seinen Kopf. Es schien, als ob die ganze Energie, die er vor nicht allzu langer Zeit noch ausgestrahlt

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