Geschmiedet im Feuer
Wir passen schon auf Ihre Schwester auf.«
Russ bekam die verspannten Kieferknochen kaum auseinander. »Ich will mit ihr reden.«
»Das wäre momentan nicht ratsam. Sie sollten sich jetzt nicht aufregen.«
Was zum Henker hatte das denn zu bedeuten?
Russ schnappte nach Luft. »Ich warne Sie, Manheim, wenn Sie Ihr wehtun, wenn Sie einem von ihnen wehtun …«
»Gerade Sie sollten doch wissen, wie sinnlos solche Drohungen sind. Also lassen Sie es einfach, ja? Wir wollen das, was Sie uns versprochen haben. Sobald wir es haben, bekommen Sie Ihre Schwester und ihre Familie wieder, minus einem Kind.«
Die Leitung war tot.
Großer Gott.
Russ’ Finger wurden taub und er ließ das Telefon fallen.
Minus eines der Kinder?
Hatten diese Schweine eines der Kinder getötet?
Er rieb sich mit zitternden Händen über das Gesicht und hielt den Atem an, um die in ihm aufsteigende Panik zurückzuhalten. Er konnte nichts an dem ändern, was bereits geschehen war. Aber um zu verhindern, dass noch Schlimmeres passierte, musste er diese verdammten Passagiere in seine Gewalt bringen.
Womit er wieder bei Chastains Familie war. Angesichts all der Qualen, die die Frauen hatten durchmachen müssen, hatte man sie bestimmt in ein Krankenhaus gebracht. Aber in welches?
Er runzelte die Stirn und ging die Frage in Gedanken durch. Es musste auch Verletzte gegeben haben. Zwar waren diese vier SEALs gut, aber sie hatten es mit ausgebildeten, mit MP5en bewaffneten Profis zu tun bekommen. Einen hatte es bestimmt erwischt. Die Frauen konnte man irgendwohin gebracht haben, aber schwere Verletzungen wurden in der nächsten Notaufnahme behandelt. Und die Chancen standen gut, dass sich die Geiseln ebenfalls dort aufhielten.
Er hob sein Handy vom Boden auf und suchte im Internet nach der Notaufnahme, die dem Haus in Enumclaw am nächsten war. Laut Google war es das Sacred Hearts. Er rief die Information an und landete schon bei der ersten Person, mit der er sprach, einen Treffer.
Zwei Personen mit Schussverletzungen waren innerhalb der letzten Stunde eingeliefert worden.
Gut, jetzt wusste er, wo er anfangen konnte, diesen Schlamassel zu beseitigen. Er musste nur ins Sacred Hearts gehen und Amy Chastain in seine Gewalt bringen. Das war zu schaffen. Danach konnte er dafür sorgen, dass er an diese Passagiere rankam, die seine Bosse unbedingt haben wollten.
Es sei denn … es sei denn, dieser instabile Bastard, der Chastain überwachte, war voreilig. Verdammt, wenn er Chastain ausschaltete, verlor Russ jede Chance, Jilly und die Kinder lebend wiederzusehen. Schwitzend rief er die Nummer seines Kontaktmannes an und legte auf. Der Agent würde ihn zurückrufen, sobald er dazu kam, was schon fünf Minuten später der Fall war.
»Was ist denn los?«, fauchte der Mann. »Chastain wird langsam zu neugierig. Wir müssen ihn erledigen.«
»Negativ«, erwiderte Russ mit energischer Stimme. »Wir brauchen ihn noch. Er darf noch nicht ausgeschaltet werden. Haben Sie verstanden?«
Die Atmung am anderen Ende der Leitung wurde schneller. »Amy Chastain?«
Russ nahm das Handy fester in die Hand und holte Luft. »Es besteht die Möglichkeit, dass sie befreit worden ist.«
Schweigen in der Leitung. Keine Atmung. Nichts.
»Ihre Kinder?«
Russ strich sich mit einer verkrampften Hand über die Brust. »Ich weiß es nicht.«
»Sie haben versprochen …« Die Stimme wurde schriller und brach ab.
Der Tonfall des Mannes bewirkte, dass es Russ eiskalt den Rücken herunterlief. »Und ich habe auch vor, mein Versprechen zu halten.«
»Wenn Sie Ihr Versprechen gehalten hätten, wären sie längst tot.«
Dann hatte er aufgelegt.
Scheiße.
Russ rief noch einmal an, während sein Herz wie wild klopfte. Das Leben seiner Schwester, seiner Nichten und Neffen hing von diesem Irren ab …
Vielleicht sollte er zurück zum Flughafen fahren und ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Das Leben unschuldiger Kinder zu fordern, nur um einem perversen Bedürfnis nach Rache zu frönen … Dummerweise hatte er nicht die Zeit, um das kranke Schwein auszuschalten. Aber er musste ihn ja eigentlich auch gar nicht umbringen, oder? Es würde doch durchaus reichen, ihn auffliegen zu lassen.
Ohne zu zögern, wählte er Chastains Nummer.
Sofort ging die Mailbox dran.
16
Fluchend wählte Zane die Nummer noch einmal und drückte das Handy an sein Ohr. Es klingelte und klingelte, aber Beth ging nicht dran.
»Verdammt.« Er klappte das Handy zu.
»Meine Mom sagt, fluchen ist ein Zeichen
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