Geschmiedet im Feuer
fauchte Russ, als dieser Idiot die Hand unter seine Bomberjacke schob. »Bevor du deine Waffe ziehen kannst, hab ich dir längst das Hirn weggepustet.«
Der Mann erstarrte und zog seine Hand ganz langsam wieder hervor.
»Gute Entscheidung. Und jetzt versuchen wir es noch mal: Wo zum Teufel steckt Marion Simcosky?«
Der vorsichtige Blick des Mannes wanderte von Russ’ Waffe zu seinem Gesicht. »Wir konnten sie uns nicht schnappen. Sie hatte Gesellschaft.«
»Ihr habt MP5en. Ihr wart zu zweit. Wenn die zweite Person nicht vom ST7 war, dann solltest du jetzt eine verdammt gute Ausrede parat haben.«
»Die andere Frau hat aus dem Fenster gesehen, als ich um die Ecke gekommen bin. Sie hat mich entdeckt, sodass sie genug Zeit hatten, um zu fliehen.«
Bei dieser Neuigkeit stutzte Russ und nahm den Finger vom Abzug. »Wie sah sie aus?«
»Wie wär’s, wenn Sie mit dem Ding woanders hinzeigen, während wir reden?«
Das war das Problem mit solchen Typen: Sie wollten ständig das Sagen haben. Russ senkte den Lauf ein wenig und drückte den Abzug. Die Kugel bohrte sich in die rechte Schulter des Mannes. Dann zielte er noch etwas tiefer und zertrümmerte ihm die rechte Hand, um danach zu warten, bis der Kerl aufhörte zu schreien.
»Können wir jetzt über sie reden?«, fragte er freundlich, als die Schreie zu einem kehligen Stöhnen wurden. »Wie hat die andere Frau ausgesehen?«
Das Blut quoll zwischen den Fingern hervor, mit denen der Mann seine zertrümmerte rechte Hand umklammerte. Er öffnete den Mund gerade lange genug, um die Beschreibung hervorzustoßen. »Blond. Schlank. Ende zwanzig.«
Ah, Miss Beth Brown.
»Danke.« Russ lächelte. »Das war sehr hilfreich.«
Dann richtete er die Mündung auf das Brustbein des Kerls und drückte den Abzug. Der Mann fiel wie ein gefällter Baumstamm zu Boden und war schon tot, bevor er auf dem Kies aufkam.
Russ ging zum SUV zurück und holte ein Paar Lederhandschuhe aus dem Handschuhfach. Er öffnete die Heckklappe der Limousine und legte die beiden Leichen vorsichtig in den Kofferraum, wobei er darauf achtete, sich nicht mit Blut zu beschmieren. Dann fuhr er den Wagen in die gemietete Lagereinheit und bedeckte die Blutflecken am Boden mit Kies.
Man musste ja nicht auf den ersten Blick erkennen, was hier vorgefallen war. Die Leichen würden noch früh genug gefunden werden. Das konnte einige Tage dauern, aber irgendwann würde der Gestank bemerkt werden. Verwesendes Fleisch besaß eine ganz eigene Duftnote. Aber bis dahin wäre er längst verschwunden. Er hatte die Lagereinheit als Russ Branson gemietet, doch von diesem Moment an existierte dieser Mann nicht mehr.
Er hatte noch nie zuvor eine Mission abgebrochen, aber dieses Desaster schien einfach nicht mehr zu retten zu sein. Seine Geiseln waren inzwischen vermutlich befreit worden. Wenn Tyler dasverhindert hätte, wäre er inzwischen längst darüber informiert worden.
Was bedeutete, dass er so gut wie alles verloren hatte. Und der einzige FBI-Agent, den er noch manipulieren konnte, war ein psychotisches Pulverfass, das jederzeit explodieren konnte. Außerdem war ihm der Mann ohne Chastain auch nicht länger von Nutzen. Er stand nicht hoch genug in der Rangordnung, um Chastains Position einnehmen und ihm diese verdammten Passagiere ausliefern zu können. Es war Zeit, alle Brücken abzubrechen und zu verschwinden. Er musste von vorn anfangen, aber das hatte er schon einmal getan und konnte es wieder tun.
Doch er musste sich vorsehen. Diese Arschlöcher, für die er arbeitete, hatten ein gutes Gedächtnis und würden ihm das lange nachtragen.
Er stieg in den SUV, nahm das Handy in die Hand und wählte erneut Jillys Nummer. Seine Schwester würde nicht gerade erfreut über diese Entwicklung sein. Eigentlich ging er sogar davon aus, dass »stinksauer« eine bessere Bezeichnung für ihren Gemütszustand wäre.
Dieses Mal ging sofort jemand ans Telefon. Er atmete erleichtert auf.
»Hallo, Russell Remburg.«
Die Erleichterung hielt nur kurz an. Die Stimme gehörte nicht seiner Schwester. Jeder Muskel in Russ’ Körper zog sich zusammen und er hatte einen steinharten Klumpen im Magen.
»Manheim«, sagte er angespannt. »Wo ist Jilly?«
»Ihrer Zwillingsschwester geht es gut.« Kaltes Schweigen drang durch die Leitung. »Vorerst. Sie scheinen sich ziemliche Sorgen um sie zu machen. Sechs Anrufe in etwas mehr als einer Stunde? Ts, ts, ts. Konzentrieren Sie sich lieber auf die Sache, für die wir Sie engagiert haben.
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