Geschmiedet im Feuer
hatte seine ganze Karriere lang versucht, derartige Verdächtigungen im Keim zu ersticken. Wenn man genauer unter die Lupe genommen wurde, verlor man schnell seine Maske, und das führte zu … Nun ja, zu nichts Angenehmen, so viel stand fest.
Er wusste es besser, verdammt.
Wieso hatte er nicht den Coolen spielen und ihm die Frau schneller überlassen können?
Doch er hatte einen guten Grund für diese Herausforderung gehabt. Er musste wissen, ob die Frau Winters überhaupt etwas bedeutete. Ob er davon profitieren konnte, sie am Leben zu lassen, nachdem sie ihr die notwendigen Informationen entlockt hatten. Es wäre eine Schande, sie zu töten, wenn sie einem gegenüber HQ1 einen Vorteil verschaffen konnte.
Beinahe hätte er laut aufgelacht.
Ja, auf diese Frage hatte er eine eindeutige Antwort erhalten. Winters war absolut fixiert auf diese Frau. Und wahnsinnig eifersüchtig. In seinen Augen hatte die Mordlust gestanden, als er zu Beth Brown hinübergesehen und sie in den Armen eines anderenMannes erblickt hatte.
Definitiv Mordlust.
Er hatte sofort reagiert. Instinktiv. So etwas konnte man nicht vorspielen, nicht in diesem Ausmaß.
Und jetzt war Lieutenant Commander Zane Winters aufgrund dieser wenige Sekunden, in denen er sich eine Dummheit gestattet hatte, misstrauisch geworden. Was bedeutete, dass die gesamte Spezialeinheit der Navy ihm misstraute.
Zum Glück besaßen die Leute von der Flughafensicherheit nicht Winters’ rasiermesserscharfe Instinkte. Russ überlegte, ob er die beiden Männer einfach ausschalten sollte. Sie waren nur zu zweit. Männer, die es auf der Polizeiakademie nicht geschafft hatten. Wenn er sie überraschte, hätte er den Flughafen längst verlassen, bevor überhaupt irgendjemand wusste, dass er geflüchtet war.
Natürlich würde danach jeder wissen, dass er an der versuchten Flugzeugentführung beteiligt war. Trotz seiner Kontakte beim FBI und beim Heimatschutzministerium konnte jemand, den er nicht kontrollierte, neugierig werden und Dinge ans Tageslicht bringen, die lieber im Verborgenen bleiben sollten und ihm die Gefangennahme der benötigten Passagiere erschweren würden.
Also spielte er lieber mit, blieb am Flughafen und behielt die Ausführung von Plan B im Auge. Außerdem könnte es Chastain schwerfallen, Beth Brown ganz allein in seine Gewalt zu bringen. Winters würde sie nicht aus den Augen lassen. Es könnte sich als nützlich erweisen, ein Zweimannteam zu haben, um der Frau habhaft zu werden.
Seine blau gekleidete Eskorte führte ihn durch eine Tür, auf der »Nur für Flughafenmitarbeiter« stand, als sein Handy in seiner Hosentasche zu klingeln begann. Er holte es heraus und sah aufs Display.
Seine Bosse.
Scheiße.
Wenn er nicht ranging, würden sie unruhig werden. Im ursprünglichen Plan war kein direktes Eingreifen seinerseits vorgesehen,sodass er jederzeit erreichbar gewesen wäre. Er konnte es sich nicht erlauben, dass sie seine Fähigkeiten infrage stellten. Er musste zumindest lange genug mit ihnen sprechen, um die Planänderung zu rechtfertigen und ihnen zu versichern, dass dennoch alles wie besprochen enden würde.
Russ musterte die Wachen. Sie würden die Stimmen seiner Bosse nicht hören können und er konnte seine Antworten so formulieren, dass diese beiden Clowns nicht begriffen, worum es eigentlich ging. Aber wenn er noch lange wartete, dann saß er vielleicht in einem Raum voller elektronischer Überwachungsgeräte.
Die Wachen sahen ihn an, als er das Handy ans Ohr hob, versuchten jedoch nicht, ihn daran zu hindern.
»Hey«, sagte er. »Ich wollte auch gerade anrufen. Es sieht ganz so aus, als würde ich etwas später als geplant eintreffen.«
Schweigen in der Leitung. »Wir wurden informiert, dass das Flugzeug festgehalten wird.«
Dann hatten sie also eigene Kontakte bei PacAtlantic oder sogar beim FBI.
»Ja, das ist ziemlich vertrackt. Es hat am Nachbargate einen Streit gegeben, bei dem eine Frau angegriffen wurde. Dann kam die Flughafensicherheit und hat alle Leute festgehalten.«
Das Schweigen wurde eisig. »Wurden Sie in Gewahrsam genommen?«
Am besten teilte er ihnen die Informationen so mit, wie er es für richtig hielt. »Ich habe versucht, der Frau zu helfen.« Er zwang sich, bedauernd aufzulachen. »Doch für meine Bemühungen hält man mich jetzt fest. Ich bin sicher, dass es sich dabei nur um eine Formalität handelt, aber ich vermute, dass ich einen späteren Flug nehmen muss. Das dürfte unsere Pläne jedoch nicht
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