Geschmiedet im Feuer
eigentlich gar nicht zusammen war.
Beth entzog sich seinen Armen. »Lass uns gehen. Wir müssen die Fotos herumzeigen.«
Unter anderen Umständen wäre es ein perfekter Tag gewesen.
Der Himmel war strahlend blau. Eine leichte Brise strich durch Beths Haar und kühlte das Jahrmarktgelände ab, bevor der Tagrichtig heiß wurde. Der Geruch von Popcorn, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte hing in der Luft. In einiger Entfernung war das Kreischen der Fahrgäste aus den Karussells zu hören. Kindergruppen huschten von einem Stand zum nächsten und reichten den gelangweilten Schaustellern zusammengeknüllte Geldscheine oder Taschen voller Kleingeld.
Zusammen mit Zane stellte sich Beth hinter eine junge Familie an einem Hotdog-Stand an.
»Meine Brüder und ich haben auch immer solche Rennen veranstaltet«, meinte Zane, der einige Jungen beobachtete, die auf dem Rasen zwischen den Ständen hin und her liefen. »Ich glaube, das hat uns mehr Spaß gemacht als die Karussells. Es gibt nichts Besseres als einen Jahrmarkt, um Kinder richtig müde zu kriegen.«
Beth folgte seinem Blick und sah die Kinder zwischen zwei Buden verschwinden. Wie war Zane wohl als Kind gewesen? »Du hast gesagt, du wärst auf Militärbasen aufgewachsen. Waren deine Eltern beide Soldaten?«
»Nur mein Dad. Wir waren in Coronado, Virginia Beach und sogar auf Hawaii. Aber wo wir auch waren, meine Mom hat immer einen Jahrmarkt oder ein Volksfest ausfindig gemacht. Wir sind bestimmt mehrmals im Jahr zu solchen Veranstaltungen gegangen.«
Während sie ihm zuhörte, beobachtete sie abwesend, wie der Mann vor ihnen einen Jungen auf seine Schultern hob. Vater und Sohn, schlussfolgerte sie, da beide dasselbe drahtig braune Haar hatten.
»Dein Vater war ein SEAL?« Sein Nicken überraschte sie nicht. »Sind deine Brüder auch Soldaten geworden?«
»Ja. Dad ist jetzt im Ruhestand und lebt mit meiner Mom in San Diego, aber wir sind alle seinem Beispiel gefolgt.« Zane drehte sich ein wenig und sah über das Gelände, bevor er weitersprach. »Chance und Dane sind in Little Creek stationiert. Webb ist in Dam Neck …« Er lächelte, als sie die Augenbrauen hochzog. »So heißt die Basis. Dam Neck, Virginia. Gray ist mit mir in Coronado.«
Eine Familie von SEALs.
Das war doch nicht normal, dass alle fünf Söhne dasselbe machten. Die SEAL-Teams bestanden angeblich aus den stärksten und tödlichsten Männern. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass alle fünf Brüder die Ausbildung schafften? Offenbar kam Zane aus einer außergewöhnlichen Familie.
Und dann war da noch diese hellseherische Fähigkeit, die Mac erwähnt hatte und die seinen Worten zufolge auch in der Familie lag. Wenn man in den Kampf zog, war es bestimmt praktisch zu wissen, wo mit Gefahren zu rechnen war.
Was sie an das erinnerte, was sie angeblich auch instinktiv wussten …
Diesen Gedanken blockte sie sofort ab.
Zane drückte ihre Hand. »Ist alles in Ordnung? Du hast auf einmal so erschrocken ausgesehen.«
Beth blickte auf die kräftige, gebräunte Hand hinab, die ihre festhielt. Er hatte sie seit dem Kuss nicht mehr losgelassen. Es fühlte sich gut an, Händchen zu halten. So richtig. Als würden sie sich schon seit Anbeginn der Zeit so verhalten, obwohl sie sich doch gerade mal seit einem Tag kannten.
Das Paar vor ihnen ging einige Schritte vor und die Stimme ihres Sohnes wurde vor Aufregung immer lauter. Als sich die Frau umdrehte und dem Kind zulächelte, sah Beth ihren stark gerundeten Bauch.
»Wann ist es denn so weit?«, fragte sie.
Die Frau sah Beth an. »In acht Wochen. Wir wollten noch etwas Besonderes mit Jackie unternehmen, bevor seine Schwester da ist.« Sie lächelte und sah Beth mit gelassenen dunklen Augen an. »Solange ich noch laufen kann.«
Beth lächelte zurück und lauschte dem Jungen, der auf den Schultern seines Vaters in einer Tour plapperte. »Das scheint Ihnen ja gut gelungen zu sein.«
»Ich hoffe es.« Die Frau sah zu ihrem Sohn hinüber und lächelte noch herzlicher. »Der Jahrmarktbesuch mit meinen Eltern und meiner Schwester gehört zu meinen liebstenErinnerungen. Ich hoffe, dass er sich auch mal so daran erinnern wird.«
In Beths Kehle schien sich auf einmal ein Kloß zu bilden.
Von allen Dingen, die sie in ihrer Kindheit verpasst hatte, fand sie es am traurigsten, dass sie keine Erinnerungen an die Zeit hatte, die sie mit ihrer Mutter verbracht hatte. Sie erinnerte sich an keinen Jahrmarktbesuch, keinen Urlaub, keinen Feiertag, keinen
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