Geschmiedet im Feuer
seine Brust drückte, und in ihr zog sich alles zusammen. Irgendwie erinnerte er sie an Kyle. Vielleicht lag es an seinem schüchternen Auftreten, wie er den Blicken auswich oder einfach an seinen roten Haaren.
»Was ist hier los?« Zane starrte in Rawls grinsendes Gesicht. »Habt ihr beschlossen, den Schausteller zu ruinieren, indem ihr alle Preise gewinnt?«
Rawls zuckte mit den Achseln. »Der Typ, den wir sprechen wollten, ist nicht da. Und da er nicht ans Handy geht, dachten wir, wir versuchen unser Glück mal, während wir auf ihn warten, und verschaffen den Zwergen ein paar schöne Andenken.«
»Wir hätten den Laden schon längst leer geräumt, wenn Rawls mehr Zeit mit dem Schießen und weniger mit dem Flirten verbringen würde.« Cosky zwinkerte den Kindern im Grundschulalter zu.
»Cosky ist bloß neidisch.« Rawls grinste seinen Kumpel verschmitzt an. »Der arme Kerl würde ja nicht mal ein U-Boot treffen, das vor ihm am Dock verankert ist.«
»Pass gut auf, mein Freund …« Cosky legte einen Fünfdollarschein auf den hüfthohen Tresen und wartete, bis der finster dreinblickende Mann dahinter ihn eingesteckt hatte und aus dem Weg gegangen war. »Ich zeig dir jetzt mal, was einen guten Schützen ausmacht.«
Er hob die Waffe an die Schulter und schoss ohne zu zögern oder zu zielen, während die gelben Metallenten reihenweise herunterfielen.
Beth starrte das Gewehr an. Chastain hatte gesagt, sein Sohn hätte mit einem der Gewehre an diesem Stand geschossen. Er musste eines davon berührt haben …
Sie hatte im Laufe der Jahre einige Bücher gelesen, in denen die Helden oder Heldinnen übersinnliche Kräfte besaßen, außerdem gab es auch diverse Fernsehserien mit derartig begabten Hauptfiguren. Und deren Visionen konnten einfach dadurch ausgelöst werden, dass dieser Mensch ein Objekt berührte. Sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich über so etwas nachdachte, da sie bisher nie an derartige Fähigkeiten geglaubt hatte. Aber nach allem, was seit diesem verdammten Traum passiert war, konnte sie diese Möglichkeit nicht mehr ausschließen.
Sie drehte sich zu Zane um. »Würde eines der Gewehre bei dir eine Vision auslösen?«, fragte sie leise. »Der Sohn von Agent Chastain muss eines davon berührt haben.«
Er sah sie überrascht an. »So funktioniert das leider nicht, zumindest nicht bei mir. Gegenstände lösen bei mir keine Visionen aus.«
»Oh«, murmelte Beth und war überrascht, wie enttäuscht sie von seiner Antwort war.
Zane sah ihr kurz ins Gesicht und wandte sich dann wieder nach vorne.
Erst als das letzte Ziel umfiel und das Schießen und Klackern nicht mehr zu hören waren, bemerkte Beth, dass hinter ihr aufgeregtgetuschelt wurde. Als sie sich umdrehte, stand sie einer Gruppe von Mädchen im Teenageralter gegenüber, die Coskys, Rawls’ und Zanes schlanke, kräftige Körper bewunderten. Einige der Mädchen rückten ihre Blusen und T-Shirts zurecht, damit ihre Dekolletés besser zur Geltung kamen.
»Großer Gott«, sagte Mac, der mit verschränkten Armen breitbeinig an der Seite stand. »Das nennst du schießen? Du hast fünfzehn Sekunden dafür gebraucht. Wären das Scharfschützen gewesen, dann wären wir jetzt alle tot.«
Scharfschützen?
Beth starrte die grinsenden gelben Enten an und unterdrückte ein Schnauben.
Mac senkte die Arme, trat vor und nahm Cosky das Gewehr aus der Hand. Jetzt konnte Beth ihre Belustigung nicht mehr zurückhalten. Die Männer benahmen sich ja wie im Kindergarten. Nun ja, zumindest drei der vier Männer. Zane schien der Einzige zu sein, der …
Sie stockte, als Zane einige Schritte nach vorn machte und sich Rawls Waffe schnappte. Während Mac schon zu schießen begann und erneut das rhythmische Geräusch entweichender Luft und das
Ping
des Metalls, das auf Metall traf, zu hören war, fasste Zane in die Hosentasche und zog ein Geldbündel hervor.
Beth sah sich die Preisliste an, die an einem Pfahl in der Mitte der Bude hing, und rechnete schnell nach. Sie musste kichern. Wenn sie sich nicht verrechnet hatte, kostete es zwei Dollar, einen Preis zu gewinnen, der etwa fünfzig Cent wert war.
»Wenn du Beth mit tollen Schüssen beeindrucken willst«, meinte Rawls, »dann solltest du mich die Waffe behalten lassen.«
»Nicht noch einer!« Der spindeldürre Teenager hinter dem Tresen stöhnte, als Zane ihm einige Geldscheine zuwarf. Dann ging der Junge zu dem Seil, das vor der Bude aufgespannt war, und nahm das rosafarbene Pony herunter, auf
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