Geschmiedet im Feuer
boshafte Genugtuung. Hätte Chino indiesem Moment vor ihm gestanden, dann hätte er den Mann für sein Versagen eigenhändig kastriert.
Er holte angespannt Luft und verdrängte seinen Ärger. Er musste nachdenken. Tun, was er am besten konnte. Evaluieren. Reagieren. Strategien entwickeln. Er konnte es sich nicht erlauben, Chastains Familie zu verlieren. Ohne die Geiseln hatte er auch kein Druckmittel gegenüber dem FBI mehr. Und ohne das FBI war sein Zugang zu den Passagieren aus der ersten Klasse dahin. Verlor er diese Passagiere, dann war das sein Ende, und Jilly und die Kinder würden dann höchstwahrscheinlich auch sterben müssen.
Während Tyler ihn mit Fragen über Ärzte, Krankenhäuser und Chino bestürmte, dachte Russ angestrengt nach. Eine Sache wurde ihm immer klarer.
Er durfte die Geiseln nicht verlieren.
Die Männer, die seine Operation finanzierten, duldeten keine Ausreden … und kein Versagen.
»Nein.« Nur mit Mühe schaffte er es, ruhig zu sprechen. »Geh zum Haus und hilf den anderen. Es ist wichtig, dass wir so viel von unserer Ausrüstung wie möglich behalten. Das dürfen unsere Leute auf keinen Fall vergessen.«
Russ beendete den Anruf, als erneute Fragen wegen Chino kamen. Von ihm aus konnte der Schwanz dieses Penners verrotten. Das hatte sich der Arsch selbst zuzuschreiben.
Er rief bei Jilly zu Hause an, als er bei seinem Mietwagen ankam. Im Safe seines Apartments bewahrte er einen Haufen Bargeld auf. Seine Schwester kannte die Kombination. Damit hätten sie und die Kinder die Möglichkeit, unterzutauchen. Zumindest so lange, bis diese verdammte Angelegenheit vorüber war und er nicht mitten im Schlamassel steckte.
Der Anrufbeantworter ging an.
Fluchend wählte er eine zweite Nummer und fing an zu reden, sobald jemand den Anruf entgegennahm. »Hast du die Frau noch im Auge? Welches Haus? Bist du sicher, dass sie da drin ist? Gut, überprüf das. Wenn sie da ist, dann schnapp sie dir. Wir treffen uns an der M67, wenn du fertig bist.«
Er legte auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Wenn diese Schweine seine Leute besiegten und die Geiseln befreiten, dann hatte er noch eine letzte Chance, um sie zurückzubekommen, bevor er die Kontrolle über das FBI verlor.
Es zahlte sich aus, über seine Feinde Bescheid zu wissen. Es war so einfach gewesen, sich über Marion Simcosky zu informieren. Einer seiner Männer hatte sie verfolgt, bis sich eine günstige Gelegenheit ergeben hatte, dann hatte er ihre Tasche zu Boden geworfen und den Peilsender darin versteckt, als er der Frau geholfen hatte, den Inhalt wieder zusammenzusuchen. Das war einer der ältesten Tricks der Welt, weil er so gut funktionierte.
Solange sie ihre Handtasche bei sich hatte, wussten sie, wo sie sich aufhielt, und konnten ihrer habhaft werden. Wenn Simcosky seine Mutter wiedersehen wollte, dann würde er seine Teamkameraden verraten und Chastains Familie ausliefern müssen. Bis der Bastard gemerkt hatte, dass seine Mutter längst den Preis für die Einmischung der SEALs bezahlt hatte, würde es zu spät sein. Dann hätte er die Geiseln längst wieder in seiner Gewalt. Und Marion Simcosky wäre tot.
Das Klatschen feuchten Stoffes hallte durch die Waschküche.
Mac sah vorsichtig um die Ecke. Amy Chastain hatte sich mitten in den Flur zwischen die Waschküche und die Küche gestellt. Sie schüttelte ein feuchtes Kinder-T-Shirt und das Geräusch ertönte erneut.
Das Wohnzimmer, in dem sich die Wachen aufhielten, musste links des Flurs liegen. Das Esszimmer mit einer weiteren Wache war dann zu ihrer Rechten.
Über der östlichen Küchentheke befanden sich keine Hängeschränke, sodass sich derjenige, der am Herd stand, mit den Gästen im Esszimmer unterhalten konnte. Da die Küche so offen gehalten war, konnte man sie vom Esszimmer aus gut überblicken.
Mac fluchte leise. Die Wände der Waschküche boten ihnen etwas Deckung, aber der offene Bogengang schränkte ihre Optionen ein. Dort konnte immer nur ein Mann Position beziehen, da der Durchgang zu schmal und zu gut einsehbar war, als dass sich ein zweiter dort aufhalten konnte.
Eine zweite Frau kam zu Amy Chastain in den Flur. Beide waren rothaarig, hatten aber unterschiedliche Rottöne und Frisuren. Amy Chastain war kleiner und hatte eher hellrote Haare, die kurz geschnitten waren. Ginny Clancy überragte die andere Frau, war gertenschlank und hatte lange, rotbraune Haare.
Na, super.
Von jetzt an hing der Erfolg ihrer Operation davon ab, dass zwei traumatisierte
Weitere Kostenlose Bücher