Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Nacht durch ein Loch in seinem Schädel sickerte. Er dachte, dass da ein Loch sein musste, weil es so heftig schmerzte. Wenn er die Hand hob, um es zu berühren, würde er es finden: nass und wund, mit zersplitterten Rändern. Aber er brauchte im Augenblick beide Hände, um sich fest an den Baum zu klammern, also konnte er sich nicht an die Schläfe fassen: Er spürte nur den Schmerz und spähte in dem Bemühen, etwas zu sehen, durch Flackern und Schatten, was die Schmerzen nur noch schlimmer machte.
Da war der Kaiser, ja. Er hatte seinen Tao nicht in der Hand. Yu Shan konnte nicht sehen, ob man ihn ihm abgenommen hatte.
Es standen zwei – nein, drei – von ihnen auf dem hohen
Hügelkamm. Starrten auf ihn herab, und er spürte die Last ihres Staunens. Nicht tot – und er stand auf den Beinen: Er staunte selbst über sich. Er hatte einmal gesehen, wie eine Antilope binnen eines Augenblicks gestorben war, als ein Stein aus einer Schleuder ihr den Schädel zerschmettert hatte.
Jetzt kam einer von ihnen mit einer Klinge in der Hand heruntergestürmt, darauf aus, die Sache zu Ende zu bringen: Noch ist er nicht tot – aber gleich. Vielleicht dachte er sogar, es wäre barmherzig von ihm: Ein Junge mit einem Loch im Kopf konnte doch nicht am Leben bleiben wollen, oder?
Sogar mit gebrochenem Schädel wollte Yu Shan nicht auf diese Weise sterben. Vielleicht verlieh die Stabilität des Baums ihm Kraft. Gewiss waren es nicht Angst oder Zorn, die ihn antrieben: Er fühlte sich seltsam entrückt, irgendwo hinter dem Schmerz in seinem Kopf abgeschnitten. Aber seine Arme zogen ihn den Baum hinauf, von Ast zu Ast, bevor der Mann ihn erreichen konnte; dann schwang er seinen Körper so, dass seine Füße den Mann mit den harten Fersen voran mitten auf die Brust trafen, in einem Doppelschlag, dessen Erschütterung wohl Knochen brechen ließ.
Der Mann fiel hin und streckte alle viere von sich. Yu Shan sprang zu Boden, stolperte, rappelte sich wieder auf, um dem Kaiser zu Hilfe zu kommen – und sah, dass er das nicht tun musste. Ein Mann lag auf dem Pfad, mit irgendeiner unsichtbaren Verletzung; den Hals des anderen hielt die Hand des Kaisers in einem Würgegriff, sodass seine Beine hilflos in der Luft baumelten.
»Tötet ihn nicht, Majestät!«
»Warum nicht? Er hätte uns getötet. Sie haben versucht, uns zu töten. Warum bist du nicht tot?«
Weil ich ein Jadeesser bin, wie Ihr; wir haben Stein in den Knochen. Und im Blut, in den Muskeln, vielleicht im Verstand und in der Seele. Er glaubte nicht, dass der Kaiser wirklich vorhatte, den Mann zu erwürgen; deshalb sagte er: »Weil ich Euer Diener bin, Majestät. Ihr hattet mich nicht entlassen.« Sollte der Mann darüber nachdenken, während er baumelte.
Gegen Yu Shans Willen hatten seine Finger den Weg zu seinem Schopf gefunden. Er fand eine wunde Stelle, die ihn zusammenzucken ließ; auch etwas Klebriges, als wäre die Haut aufgerissen, hätte aber mehr oder minder beschlossen, nicht zu bluten. Inzwischen blutete er ohnehin nur noch selten. Anscheinend waren seine Knochen auch nicht darauf aus zu brechen. Er spürte Schmerz, aber keinen ernsthaften Schaden. Er nahm an, dass er damit würde leben können.
Er sagte: »Majestät, wenn wir ihn oder irgendeinen dieser Männer töten, werden wir außer den Rebellen noch ihren Clan auf den Fersen haben. Wenn wir sie lebendig mitnehmen, werden wir uns das Willkommen des Clans verdienen.« Oder zumindest kühn ins Maul der Schlange schreiten können, ohne fürchten zu müssen, ihre Zähne zu spüren.
»Der Kaiser muss sich nichts verdienen und …«
»Nein, Majestät.« Es schien ihm immer mehr zur Gewohnheit zu werden, den Kaiser zu unterbrechen. »Aber ihre Dankbarkeit wird uns nicht schaden.« Anders als
ihre Jagdspeere es in den Minuten hätten tun können, die sie benötigen würden, um zu verstehen, dass sich der Sohn des Himmels in ihrer Mitte befand. Sobald sie es begriffen hatten … Nun, die Leute der Berge fühlten sich dem Reich vielleicht nicht sehr verbunden, aber sie würden dem Jade-Mann Treue schwören. Das glaubte Yu Shan zumindest.
Langsam und mit scheinbarem Zögern setzte der Kaiser den erstickenden Mann ab. Und hielt ihn fest – an der Schulter, kräftig, aber nicht unfreundlich -, bis er wieder sicher auf eigenen Beinen stehen konnte, bis sein hastiger Atem wieder zur Ruhe gekommen war.
Der Mann starrte ihn an, sog noch einmal schmerzhaft Luft ein und fragte dann: »Seid Ihr wirklich der
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