Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Fischermädchen mit dem Kaiser sprach. Sie wusste es nicht.
Einen Augenblick später sagte er: »Mein Name ist Chien
Hua«, als hätte sie das vielleicht nicht gewusst. Er dachte doch gewiss nicht, dass sie den Namen gebrauchen würde?
Noch einen Augenblick später sagte sie: »Ich heiße Mei Feng, Herr«, als ob ihm das etwas hätte bedeuten können! Und Ihr habt da meine Kleider an, aber das sagte sie nicht.
»Mei Feng. Ich nehme an, das hier sind deine Kleider.«
»Äh, ja, Herr …«
»Ich glaube, dann muss ich dir wohl noch einmal danken. Dafür, dass ich sie tragen darf.« Er brachte seine Dankbarkeit steif und unbeholfen zum Ausdruck; und er wusste nur zu gut, wie er klang. Sie sah, wie er sich selbst reden hörte und zurückschreckte. Dennoch fuhr er fort, seiner Erziehung zum Trotz: »Wenn das Volk ihn sehen kann, muss der Kaiser kaiserliches Gelb tragen. Ich bin froh, dieses eine Mal die Gelegenheit zu haben, mich so zu kleiden, dass man mich übersieht. Erzähl mir von der Drachenträne, Mei Feng.«
Er wollte sich in ihr Wissen hüllen wie in ihre Kleider. »Wir nennen sie Taishu, Herr.«
»So?« Er blinzelte, da sie ihm beinahe widersprochen hatte. »Warum?«
Weil unter dem Meer eine Drachin lebt und wir lieber nicht daran erinnert werden. »Weil Euer Name für Taishu ein hochgestochener, höfischer Name ist, Herr, während wir einfältige Leute sind.«
»Ich glaube nicht, dass ihr einfältig seid«, sagte er. »Einige Gegenden, durch die wir gekommen sind … Ach, gleichgültig. Auch sie gehören mir. Aber dieses Schiff
würde Leuten, die ihre eigenen Frauen vor den Pflug spannen, wie ein Wunderwerk erscheinen.«
»Landratten verstehen nie etwas von Booten, sagt mein Großvater.«
Und auch Ihr seid eine Landratte, Herr, sonst würdet Ihr das Boot nicht als »Schiff« bezeichnen. »Und er nennt dies hier ein Bastardboot und weigert sich, ihm einen Namen zu geben.« Und dann – wo sie schon dabei war und ihn damit erschreckte, dass sie ihm mit etwas anderem als unterwürfiger Zustimmung antwortete – stellte sie ihrem Kaiser eine Frage, die entsetzlich kühn war, vielleicht verderblicherweise. Aber sie brannte ihr auf den Lippen wie ein Stück glühender Kohle …
»Herr? Warum habt Ihr die Verborgene Stadt verlassen und seid den ganzen weiten Weg bis hierher gekommen?«
»Wir sind ge flohen. Sie sollten meine Soldaten, meine Generäle, sein, mir dienen. Aber in den Hügeln hielten sich Rebellen auf und kamen von dort herunter; und die Generäle hörten auf meine Mutter, nicht auf mich. So flohen sie und nahmen mich mit.« Und das war das Bitterste – dass sie ihn einfach gepackt und mitgeschleppt hatten, als hätte er nicht über sein eigenes Schicksal zu befinden.
Als sie erst einmal auf der Flucht gewesen waren, hatten sie nirgendwo mehr Fuß fassen können und bei niemandem Zuflucht gefunden. Das wusste Mei Feng, da sie ihr Leben lang Geschichten gehört hatte. Ganze Dynastien waren zusammengebrochen, weil eine Armee eingeknickt und aus der Schlacht geflohen war – wer
hätte danach je wieder darauf vertrauen können, dass sie standhalten würde?
Also hatte dieser Junge sein Reich in ganzer Breite durchquert, sich gewiss geärgert, zornig und angstvoll, weil er aus erster Hand erfahren hatte, wie gewaltig das Reich war, und wie klein er selbst. Und ständig bedrängt, da Rebellenhaufen ihn verfolgten, während seine eigenen Truppen unterwegs wie die Heuschrecken geplündert haben mussten, grüne Täler kahl gefressen hatten, örtliche Herrscher dazu getrieben hatten, Eide zu brechen und verzweifelt den Aufstand zu proben.
»Herr?«
»Hmm?«
»Weshalb kommt Ihr nach Taishu?«
»Warum? Weil es die Drachenträne ist, die Jadeträne. Niemand kann das Kaiserreich halten, wenn er nicht die Träne hält. Der Thron selbst wurde hier gefertigt, wusstest du das? Die Jade wurde hier abgebaut, zugeschnitten und geschnitzt. Ich nehme an, wir bringen ihn nach Hause. Meine Mutter sagt, dass wir auf der Drachenträne unsere Kräfte sammeln können, bevor wir wieder Anspruch auf das Reich erheben.«
Mei Feng fragte sich, wovon sie leben wollten, so viele Menschen, inmitten ihres eigenen Volkes. Es gab sehr wenig Abstand zwischen den Dörfern an der Küste und den Reisfeldern und Teesträuchern im Binnenland. Sie nahm an, dass sie noch weiter ins Landesinnere ziehen und in den Bergen, bei den Bergarbeitern, bleiben konnten. Im Wald musste es Nahrung geben; vielleicht konnte jeder einzelne Mann
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