Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
wie unstet Ma Lins Blick umherhuschte, wie sie bei jedem Vogelschrei und jeder vorbeischleichenden Katze zusammenzuckte. Wie verzweifelt erleichtert sie war, als sie in ihre eigene Gasse, ihr unangefochten eigenes Haus kamen.
Hinein also, durch das Tor, das sie vor so kurzer Zeit durchschritten hatten; jetzt hing es allerdings zerbrochen in den Angeln. Auf den Hof, der ein Bild der Verwüstung bot: umgestürzte Wasserkrüge, zerfetzte Kleider und zerbrochene Töpfe überall verstreut. Der Handkarren des dicken Muoti, den er verwendet hatte, um seine Nudeln durch die Straßen zu fahren, lag in Stücken; die Räder waren von der Achse gerissen. Sicher hätte eine plündernde Soldateska Verwendung für einen Handkarren gehabt, wenn nicht heute, so doch morgen. Zerschlagen nützte er niemandem mehr etwas.
Muoti nützte er ohnehin nichts mehr. Er war einer derjenigen gewesen, die unter dem Fenster das Obst aufgelesen hatten.
Andere waren hier gestorben. Die, denen der Verstand oder der Mut gefehlt hatte wegzulaufen. Sie lagen tot inmitten all dieser Zerstörung. Ihre Gesichter waren im heller werdenden Licht klar zu erkennen, so auch ihr Tod, und es widerstrebte Ma Lin sehr, dass ihre kleinen Mädchen dies zu sehen bekamen. Sie hielten sie nun jeweils an einer Hand fest, zogen sie auf die Treppe im Hof zu.
»Nein«, musste sie sagen, »nicht da entlang.« Nicht nach Hause. »Kommt weiter bis zur Küche.«
Es war natürlich eine Gemeinschaftsküche, die alle im Haus benutzen konnten. Vielleicht war dort noch Essen, das ihren Nachbarn gehört hatte, das sie jetzt ihrer Familie geben konnte.
Wenn nicht, wenn alles Essen gestohlen oder verschüttet worden war, dann war da noch der Keller. Eine Luke, die leicht zu übersehen war, führte in einen kühlen Raum darunter. Dort unten im Staub würde viel Platz sein; sie hatte vor, sie alle dort unten zu verstecken. Alle bis auf den Soldaten. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihnen so weit nachlaufen würde; jetzt hoffte sie, ihn als Wache oben zurücklassen zu können.
Sie stieg die drei Stufen zur zerschmetterten Küchentür mutig empor, ging mutig hinein …
… und es waren Männer dort, zwei Männer, die sehr still dahockten; um sie herum war Essen verschüttet, und sie hatten die Hände an den Waffen.
Rebellen, natürlich.
Hungrige Männer, impulsive Männer, die die Gelegenheit ergriffen hatten zu essen, statt zu kämpfen. Blutbespritzte Männer, die ihren Anteil an dem Gemetzel gehabt hatten; wahrscheinlich waren die Klingen, die sie nun hochrissen, diejenigen, die ihr düsteres Werk im Hof getan hatten.
Und sie waren bereit für mehr, sowohl die Männer als auch die Klingen. Sie konnte nicht glauben, wie schnell sie vom Boden hochschossen; sie hatte kaum Zeit, die Stufen wieder hinunterzustolpern, gar keine Zeit zu rufen, bevor sie da waren.
Ihre kleinen Mädchen schrien trotzdem, kreischten geradezu; nachdem sie einen Morgen lang so absolut brav, still und angsterfüllt gewesen waren, war dies ein Schrecken zu viel.
Es war beinahe bizarr zu sehen, wie Tojo sich vorwärtsdrängte und sich wie ein Krieger vor die Frauen seiner Familie stellte. Sie spürte einen vagen Stolz und dachte doch, dass es hoffnungslos war. Aussichtslos. Er hatte ein Stück Bambusstange, um zwei Rebellen mit Klingen entgegenzutreten. Er hatte keine Zukunft.
Aber er stand da, und obwohl sie nicht lesen konnte, dachte sie, dass das Schriftzeichen für »Trotz« so aussehen sollte, eine Silhouette der Abwehr: Ihr dürft nicht vorbei. Und dann war er nicht mehr allein, weil der kaiserliche Soldat sich neben ihm aufbaute. Vielleicht waren die beiden zusammen ein bisschen furchtein flössend; die Rebellen schienen zu zögern. Es sei denn, die trügerische Zeit spielte ihnen noch einmal denselben
Streich wie vorhin, hielt in entscheidenden Momenten den Atem an, um ihre Opfer glauben zu machen, dass etwas so Schlimmes eigentlich gar nicht geschehen konnte, dass sicher irgendein Gott eingreifen, irgendein Träumer erwachen, die Welt untergehen, irgendetwas passieren würde …
Keine Spur von göttlichem oder sonstigem Eingreifen; die Welt war, was sie war, was sie sah. Ihr Mann in tödlicher Gefahr, sie hinter ihm, ihre Kinder hinter ihr.
Dann kamen die beiden Rebellen heulend die Stufen herabgestürmt.
Vielleicht waren sie einfach keine besonders guten Soldaten. Mehr an Essen als an Beute interessiert, mehr an Beute als am Töten, mehr am Niedermetzeln Unschuldiger als am
Weitere Kostenlose Bücher