Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
Vom Netzwerk:
Sergeant führte die Hälfte seiner Männer in die Dunkelheit.
    Wenn er die andere Hälfte nicht an Bord belassen hätte, hätte er bei seiner Rückkehr sein Boot nicht mehr vorgefunden. Die ganze Küste hinauf und hinunter hielten sich versprengte Soldaten, die aus Santung geflohen oder nach seiner Eroberung von der Truppe abgeschnitten
waren, in Höhlen und Bambushainen versteckt und beobachteten das Wasser mit verzweifelter Sehnsucht. Wenn sie sich bewaffneten Männern gegenübersahen, warteten sie auf die Rückkehr des Sergeanten und gehorchten seinen Befehlen oder hörten zumindest zu. Sogar der Anblick des Privatsiegels des Kaisers konnte jetzt ihren Gehorsam nicht mehr garantieren, nachdem der Kaiser sie im Stich gelassen hatte. Aber sie waren nie mutig genug oder so viele auf einmal, dass sie das Boot hätten stürmen können; und der Sergeant sagte, dass sie, wenn sie jetzt zu Banditen wurden, nicht mehr die Sorge des Kaisers, sondern die der Rebellen sein würden, und dass alles zum Besten stand.
    Der alte Yen glaubte nicht, dass es irgendetwas Gutes am Räuberdasein gab, aber er schwieg. Versprengt oder gefunden, gehorsam oder rebellisch, die Soldaten waren nicht seine Sorge.
    Die Flüchtlinge waren das aber durchaus.
     
    Wie jetzt und hier:
    Im Schutze eines Wasserlaufs in der Stille einer warmen, feuchten Nacht, in der hinausströmendes Flusswasser sich mit einströmendem Gezeitenwasser kabbelte und gegen die Bootswand schwappte; in der die zurückgelassenen Männer sich am Heck versammelt hatten, im Kreis auf dem Deck saßen und irgendein müßiges Spiel spielten, bei dem es darum ging, ein Messer wieder und wieder auf den Achtersteven zu werfen, was Yen schon mehr verärgert hatte, als er zugeben durfte; in der er allein am Bug stand – und Pao fast so sehr vermisste
wie seine Enkeltochter, den Jungen mit all den Männern an Bord aber nicht brauchte und ihn deshalb lieber in Sicherheit zurückließ – und sie kommen sah, drei dunkle Gestalten, die sich den Hang hinabbewegten, den Fluss entlang, auf das Boot zu, auf die Soldaten, auf ihn.
    Nervös, aber entschlossen: Sie konnten die Soldaten sicher hören, aber sie konnten auch das Boot sehen. Vor den Erstgenannten graute ihnen vielleicht, aber das Letztere mochte Rettung bedeuten. Sie kamen näher.
    Schließlich ging er ihnen entgegen, weil sie nicht anhielten.
    Sie waren keine Bedrohung. Geräusche werden übers Wasser getragen; ihr Schweigen sprach für sich. So auch, dass sie sich plötzlich aneinanderklammerten. Er sah, wie ihr Mut sie verließ, wie sie völlig erstarrten, als die Männer lachten, als einer sich bewegte und aufstand und an die Reling kam, um darüber hinwegzupissen.
    Sie waren Frauen – Frauen und Mädchen. Dessen war er sich sicher und hatte keine Angst, nur um sie; und sie waren im anhaltenden Nieselregen schon nass genug geworden. Er ließ ein Seil hinab und kletterte über die Reling.
    Kletterte das Seil hinunter und schwamm dann langsam ans Ufer, ein alterndes, prustendes Walross im Wasser; zog sich an Land, schüttelte den Kopf, wrang seinen Bart aus, suchte sich einen Felsen im offenen Gelände und setzte sich nass darauf; wartete darauf, dass die Frauen zu ihm kommen würden. Sie waren so weit gekommen – jetzt würden sie nicht zurückscheuen. Und er
konnte selbst kaum harmloser aussehen, ein alter Mann, der allein dasaß und vor Flusswasser triefte …
     
    Eine Frau, zwei Mädchen. Der Mond war gerade weit genug aufgegangen, um sein Licht in dieses schmale Flusstal fallen zu lassen. Eine Mutter und ihre Töchter; und eines der Mädchen erinnerte ihn an Mei Feng, als sie zum ersten Mal mit ihm zur See gefahren war, mit großen Augen, stur und abweisend; die andere Tochter war älter, als es ihr lieb oder ihrer Sicherheit dienlich war. Sie hätte jetzt wie Mei Feng sein sollen, wild und wunderbar, dabei, allen zu entwachsen, die sie liebten. Doch sie war verschlossen, folgte stumm und gebückt ihrer Mutter. Die kleine Schwester hielt der älteren die Hand, nicht umgekehrt, wie es hätte sein sollen. Der alte Yen fand es viel zu leicht zu erraten, was ihr widerfahren war.
    Bevor auch nur eine von ihnen etwas gesagt hatte, sagte er: »Nein. Es tut mir leid, aber ich kann Euch nicht nach Taishu bringen.«
    »Du musst«, sagte die Frau. »Nimm wenigstens die Mädchen mit.«
    Die Kleine machte eine ablehnende Bewegung: Wir gehen nicht ohne dich, aber das machte keinen Unterschied. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.

Weitere Kostenlose Bücher