Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
sonnengewärmten Oberfläche ihres Seerosenteichs schnappten und ein Mann mit einem Stück Jade in der Hand und einem schmalen Werkzeug
in der anderen auf einer Bank saß. Er drehte den Stein im Licht hin und her, schaute und schaute.
Yu Shans Herz drehte und drehte sich. Offene Türen im Schatten der Galerie zeigten ihm Bänke, Wandbretter und Werkzeugregale; hier draußen in der Sonne stand eine Drehbank mit einem Schemel daneben. Sogar mit geschlossenen Augen – und, ja, sogar mit dieser großen Steinlast auf dem Rücken – hätte er gespürt, dass Jade rings um ihn herum war, einige feine Körnchen Jadestaub auf dem ausgebreiteten Tuch unter der Drehbank.
Ah, und der Mann auf der Bank. Den Stein in einer Hand, das Werkzeug in der anderen, unterbrach er jetzt seine Arbeit, hob den Blick zu ihnen – nein, zu Yu Shan, den er ansah, wie jemand in die Sonne blicken mag. Blinzelnd.
Yu Shan hätte ihn jederzeit als Mann der Jade erkannt, genau, wie der Mann anscheinend ihn erkannte. Ein Jademeister, so wollte er sagen, ohne damit etwas zu meinen, was auch nur entfernt mit denen zu tun hatte, die in den Palästen zwischen angehäuftem Vermögen lebten. Offensichtlich auch kein Bergmann – für Bergverhältnisse war dies ein dicker Mann, und das war kein Bergmann je -, aber er hatte den Stein vor Augen, im Blut, im Kopf, im Herzen. Yu Shan wandte sich dem Mann zu, wie eine Kompassnadel sich nach Norden dreht.
Jiao musste erst einmal ziemlich laut husten, damit ihre Blicke sich wieder voneinander lösten.
»Jiao. Verzeih, ich war in Gedanken. Bei meinen Steinen. Ja.«
»Das habe ich gesehen«, sagte sie trocken.
»Ja, ja …« Er kam auf die Füße und erwies sich als ebenso hochgewachsen wie wohlgenährt; dennoch wirkte er neben seinem Torhüter Tong wie ein Zwerg.
Er legte Stein und Werkzeug auf einen nahen Tisch, wo die Jade makellos von Sonnenlicht beschienen wurde, das vom Wasser des Teichs reflektiert wurde. Yu Shan konnte jetzt sehen, dass die Jade schon zur Hälfte einen Dämonen darstellte, der darum rang, sich aus dem unbehauenen Stein zu befreien, der ihn festhielt – es sei denn, der Stein brachte ihn hervor, es sei denn, er brauchte ein solches Werkzeug, um seine eigenen Formen aus dem Stein, der er war, zu schneiden.
Yu Shan hätte dieses Werkstück eine Stunde oder einen Tag oder viele Tage nacheinander betrachten mögen. Aber der Mann trat absichtlich zwischen ihn und das Kunstwerk, sodass er dessen Schöpfer ansehen musste.
Jiao sagte: »Guangli, ich habe dir …«
»… einen Jungen aus den Bergen mitgebracht, aus den Bergwerken, nehme ich an; und ein Stück Stein.« Obwohl der Stein so gut eingewickelt war, dass er ihn unter keinen Umständen sehen konnte. »Ich verstehe bloß nicht, wie das beides in deinen Besitz geraten ist, Jiao?«
»Oh«, sagte sie, »das ist eine kurze Geschichte, die schnell erzählt ist. Torheit und Raub – mit beidem hatte ich nichts zu tun.«
»Hm. Die Erzählung lässt etwas zu wünschen übrig. Setz dich« – mit einer liebevollen Gebärde wies er auf eine Bank am Teich – »und denk dir eine längere Version aus, während ich Tee koche. Du, Junge … Vielleicht solltest du den Stein abstellen.«
»Ich kann ihn tragen«, sagte Yu Shan.
»Da bin ich mir sicher. Dennoch! Da drüben, neben dem Teich, bitte. Und dann kümmere dich um deine Herrin …« Offensichtlich, um sicherzugehen, dass er den Stein stehen lassen und zurückkommen würde.
Yu Shan missfiel es, auch nur das Geschirr von seinem Rücken zu streifen oder gar davon zurückzutreten. Dies war der Moment, in dem er sich eingestehen musste, dass er seiner Familie und seinem Clan gegenüber versagt hatte. Jetzt schien es keine große Rolle mehr zu spielen, was aus dem Stein oder aus ihm wurde.
Abgesehen davon, dass der Stein etwas Schönes war, auch unabhängig von seinem Wert; Yu Shan hätte sich freuen sollen, ihn bei einem Mann abgeliefert zu haben, der ihn bewundern und zu schätzen wissen würde, in dessen Händen er zu einem Schatz werden würde. Frisch aus dem Berg geschnitten war Jade ein Wunder. Von einem Meister geschnitzt konnte sie mehr als wunderbar sein. Das begriff er, wenn er nur diesen Dämonen ansah, der sich aus seinem Felsen quälte …
»Fass das nicht an!«
Das hatte er nicht vorgehabt. Er hatte gar nicht bemerkt, wie nahe er herangekommen war; er fand sich über die Schnitzerei gebeugt wieder, nahe genug daran, um die Wärme der Jade im Sonnenschein zu riechen. Er
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