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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Priester und dem Anderen auf dem Weg zu begegnen, den sie höchstwahrscheinlich eingeschlagen hatten, wandte ich mich dorthin zurück, woher ich gekommen war, wobei ich mich bemühte, leise zu sein. Die hochwertigen Spanplatten hatten kaum Ritzen und waren verschraubt und nicht auf die Deckenbalken genagelt, und so gab ich auch trotz meiner Eile kaum ein Geräusch von mir.
    Als ich am Ende der Kistenreihe um die Ecke bog, tauchte dort, wo ich noch vor einer oder zwei Minuten gestanden und gelauscht hatte, der untersetzte Father Tom aus dem Schatten auf. Er hatte sich weder für die Messe noch für das Bett angekleidet, sondern trug einen grauen Jogginganzug und glänzte vor Schweiß, als hätte er gegen seine Freßsucht angekämpft, indem er nach einem Video Aerobicübungen gemacht hatte.
    »Du!« sagte er scharf, als er mich erkannte, als sei ich nicht lediglich Christopher Snow, sondern der Teufel Baal und aus dem Kreidepentagramm eines Zauberers getreten, ohne vorher um Erlaubnis gebeten oder sich eine Bordkarte besorgt zu haben.
    Der sanftmütige, joviale, gutmütige Padre, den ich gekannt hatte, machte offensichtlich Urlaub in Palm Springs und hatte seinem bösen Zwilling die Schlüssel für die Pfarrkirche gegeben. Er stieß mich mit dem stumpfen Ende eines Baseballschlägers gegen die Brust, und zwar so fest, daß es weh tat.
    Da sogar XP-Man den Naturgesetzen unterworfen ist, wurde ich von dem Schlag zurückgeworfen, stolperte gegen das Dachgesims und prallte mit dem Hinterkopf gegen einen Sparren. Ich sah keine Sterne, nicht einmal Sternchen wie Pamela Anderson oder Erika Eleniak, aber ohne das Polster, das die Matte meiner James-Dean-Frisur bot, hätte ich vielleicht das Bewußtsein verloren.
    Father Tom stieß mich erneut mit dem Baseballschläger gegen die Brust. »Du!« sagte er. »Du!«
    Ja, ich war ich, und ich hatte nie etwas anderes behauptet, und daher war mir nicht ganz klar, wieso er so erzürnt war.
    »Du!« sagte er mit einem neuen Ansturm von Wut.
    Diesmal rammte er mir den verdammten Schläger in den Magen, was mir nicht so schlimm die Luft nahm, wie es der Fall gewesen wäre, hätte ich es nicht kommen sehen. Unmittelbar, bevor der Schlag mich traf, zog ich den Bauch ein und spannte die Muskeln an, und da ich bereits erbrochen hatte, was von Bobbys Hähnchentacos noch übrig gewesen war, blieb die einzige Auswirkung auf einen heißen Blitz des Schmerzes beschränkt, der von meiner Leiste bis zum Brustbein zuckte. Hätte ich unter meiner Straßenkleidung die gepanzerte Superheldenuniform getragen, hätte ich den Blitzschlag lachend abgeschüttelt.
    Ich richtete die Glock auf ihn und schnaufte drohend, aber er war entweder ein Mann Gottes, der sich nicht vor dem Tod fürchtete – oder völlig verrückt. Um noch kräftiger zustoßen zu können, packte er den Schläger mit beiden Händen und setzte zu einem weiteren Hieb an, aber ich drehte mich zur Seite und wich dem Schlag aus, wenngleich ich mir dabei unglücklicherweise das Haar an einem Balken verstrubbelte.
    Ich konnte es kaum fassen, daß ich mich mit einem Priester prügelte. Die Auseinandersetzung kam mir eher absurd als beängstigend vor – sie war allerdings noch so beängstigend, daß mein Herz raste und ich schon befürchtete, Bobbys Jeans mit Urinflecken darin zurückgeben zu müssen.
    »Du! Du!« sagte er noch wütender als zuvor und anscheinend auch überraschter, als sei mein Erscheinen auf seinem verstaubten Dachboden so unverschämt und unwahrscheinlich, daß sein Erstaunen immer stärker wurde, bis sein Gehirn zu einer Nova explodierte.
    Er schlug erneut nach mir. Diesmal hätte er mich verfehlt, auch wenn ich dem Schläger nicht ausgewichen wäre. Er war schließlich Priester und kein Ninja-Meuchelmörder. Er war im mittleren Alter und auch übergewichtig.
    Der Baseballschläger prallte mit solcher Wucht gegen einen der Pappkartons, daß er ein Loch hineinriß und ihn vom Stapel auf den leeren Gang dahinter schubste. Auch wenn der brave Priester nicht die geringsten Grundkenntnisse von asiatischen Kampfsportarten hatte und auch nicht mit dem Körper eines mächtigen Kriegers gesegnet war, mangelnden Eifer konnte man ihm jedenfalls nicht vorwerfen.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, auf ihn zu schießen, wollte mich aber auch nicht von ihm totschlagen lassen. Ich wich vor ihm zurück, zu der Lampe und der Matratze in dem breiteren Gang auf der Südseite des Dachbodens, und hoffte, daß er zwischenzeitlich wieder zu Sinnen

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