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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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störte.
    »Könnten sie denn über das Dach ins Haus eindringen?« fragte ich Bobby.
    »Die Lüftungsschächte im Bad und in der Küche dürften nicht groß genug für diese Mistkerle sein.«
    Wenn man all die anderen Annehmlichkeiten berücksichtigte, überraschte es einen, daß das Cottage keinen Kamin hatte. Corky Collins – ehemals Toshiro Tagawa – hatte sich wahrscheinlich gegen diesen Luxus entschieden, weil die harten Ziegelsteine eines solchen Gebildes im Gegensatz zum Wasser eines Whirlpools und einer Riesenbadewanne kaum der ideale Ort waren, um sich mit ein paar nackten Strandmädchen zu vergnügen. Dank seiner zielstrebigen Lüsternheit gab es nun also auch keinen Kamin, durch den die Affen sich hätten zwängen können.
    »Ich muß vor der Morgendämmerung noch ein bißchen Detektivarbeit leisten«, sagte ich. »Du weißt schon, ›Die drei Fragezeichen‹.«
    »Wie entwickelt sich das?« fragte Bobby.
    »Ich bin ganz toll darin. Den Tag verbringe ich bei Sasha, und dann kommen wir beide morgen abend sofort nach Sonnenuntergang bei dir vorbei.«
    »Soll das heißen, daß ich schon wieder kochen muß?«
    »Wir bringen Pizza mit. Hör zu, wir stecken ganz gewaltig in der Klemme, glaube ich. Zumindest einer von uns. Und wenn wir da wieder rauskommen wollen, müssen wir zusammenhalten. Schlaf lieber tagsüber, wenn du kannst. Die morgige Nacht könnte da draußen auf der Landspitze gewaltig haarig werden.«
    »Also hast du die Sache im Griff?« fragte Bobby.
    »Die hat keinen Griff.«
    »Du wirkst nicht so fröhlich wie die drei Fragezeichen.«
    Ich wollte ihn nicht anlügen, ihn genausowenig wie Orson oder Sasha. »Es gibt keine Lösung. Wir können nicht einfach den Vorhang zuziehen oder auf einen Knopf drücken. Was auch immer hier geschieht – wir müssen den Rest unseres Lebens damit klarkommen. Aber vielleicht finden wir eine Möglichkeit, auf der Welle zu reiten, auch wenn es eine gespenstisch hohe ist.«
    Nach einer Weile sagte Bobby: »Was ist los, Bruder?«
    »Habe ich das nicht gerade gesagt?«
    »Nicht alles.«
    »Ich hab dir doch gesagt, daß ein Teil davon nicht fürs Telefon bestimmt ist.«
    »Ich spreche nicht von Einzelheiten. Ich spreche von dir.«
    Orson legte den Kopf auf meinen Schoß, als nähme er an, es würde mir einen gewissen Trost bereiten, ihn zu streicheln und hinter den Ohren zu kraulen. Und das tat es auch. Das funktioniert immer. Ein braver Hund ist wie Medizin gegen Melancholie und ein besseres Beruhigungsmittel als Valium.
    »Du machst auf cool«, sagte Bobby, »aber du bist nicht cool.«
    »Bob Freud, unehelicher Enkel von Sigmund.«
    »Leg dich auf meine Couch.«
    Um meine Nerven zu beruhigen, glättete ich Orsons Fell und seufzte dann. »Tja«, sagte ich, »es läuft wohl darauf hinaus, daß meine Mutter vielleicht die Welt zerstört hat.«
    »Eine ernste Sache.«
    »Ja, nicht wahr?«
    »Mit ihrer Wissenschaft?«
    »Genetik.«
    »Weißt du noch, daß ich dich davor gewarnt habe, unbedingt Spuren hinterlassen zu wollen?«
    »Ich glaube, es ist schlimmer als das. Ich glaube, anfangs hat sie vielleicht eine Möglichkeit gesucht, mir zu helfen.«
    »Das Ende der Welt, was?«
    Ich mußte an Roosevelt Frosts Einschränkung denken. »Das Ende der Welt, wie wir sie kennen«, sagte ich.
    »Timmys Mama in Lassie hat höchstens mal ‘nen Kuchen gebacken.«
    Ich lachte. »Was würde ich nur ohne dich machen, Bruder?«
    »Ich hab in meinem ganzen Leben nur eine einzige Sache von Bedeutung für dich getan.«
    »Und was?«
    »Dir beigebracht, was Perspektive ist.«
    Ich nickte. »Was wichtig ist, und was nicht.«
    »Das meiste ist es nicht«, sagte er.
    »Nicht einmal das hier?«
    »Bumse mit Sasha. Sieh zu, daß du eine ordentliche Mütze Schlaf kriegst. Wir essen morgen zusammen. Dann treten wir ein paar Affen in den Arsch. Reiten auf ein paar kolossalen Wellen. Und in einer Woche ist deine Mama in deinem Herzen
    einfach wieder nur deine Mama – falls du es so haben willst.«
    »Vielleicht«, sagte ich zweifelnd.
    »Die richtige Einstellung, Bruder. Die ist alles.«
    »Ich arbeite daran.«
    »Eines überrascht mich allerdings.«
    »Was?«
    »Deine Mama muß wirklich stinksauer gewesen sein, daß sie den Kampf um diese Statue im Park verloren hat.«
    Bobby unterbrach die Verbindung. Ich schaltete mein Telefon aus.
    Ist das wirklich eine kluge Strategie fürs Leben? Darauf zu bestehen, daß man das meiste im Leben nicht so ernst nehmen darf. Es unerbittlich als kosmischen Scherz

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