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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Denkmälern und Magneten für geschichtsbewußte Touristen.
    Bobbys Eltern und eine Gruppe gleichgesinnter Bürger hatten ein Komitee gegründet, das die Verbannung der Statue von Junipero Serra forderte, mit der Begründung, ein Monument für eine religiöse Gestalt habe in einem Park, der mit öffentlichen Mitteln angelegt und unterhalten wurde, nichts zu suchen. Trennung von Staat und Kirche. Die Verfassung der Vereinigten Staaten, behaupteten sie, sei in dieser Hinsicht eindeutig.
    Wisteria Jane (Milbury) Snow – »Wissy« für ihre Freunde, »Mama« für mich – war zwar Wissenschaftlerin und Rationalistin, übernahm aber trotzdem die Leitung des Gegenkomitees, das die Statue erhalten wollte. »Wenn eine Gesellschaft ihre Vergangenheit auslöscht, aus welchem Grund auch immer«, sagte sie, »kann sie keine Zukunft haben.«
    Mama verlor die Schlacht. Bobbys Eltern gewannen.
    Am Abend der Entscheidung trafen Bobby und ich uns unter den ernstesten Umständen unserer langen Freundschaft, um zu entscheiden, ob die Familienehre und die heiligen Verpflichtungen der Blutlinie von uns verlangten, nach dem Vorbild der legendären Hatfields und McCoys eine skrupellose, unnachsichtige Fehde zu führen, bis selbst die entferntesten Vettern und Kusinen unter der Erde lagen und einer von uns beiden oder gar wir beide tot waren. Nachdem wir genug Bier getrunken hatten, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, kamen wir zu dem Schluß, daß es unmöglich sei, eine anständige Fehde zu führen und gleichzeitig auf sämtlichen spiegelglatten, pumpenden Riesenwellen zu reiten, die die gute See ans Ufer schickte. Und wir hatten auch keine Lust, unsere Zeit mit Körperverletzung und Mord zu verschwenden, wenn wir statt dessen die knackigen Hintern von Bikinimädchen angaffen konnten.
    Ich tippte auf dem Tastenfeld des Handys Bobbys Nummer ein und drückte auf den Wählen -Knopf.
    Ich drehte die Lautstärke etwas höher, damit Orson beide Seiten des Gesprächs verfolgen konnte. Als ich merkte, was ich getan hatte, war mir klar, daß ich im Unterbewußtsein die phantastischste Möglichkeit des Projekts in Fort Wyvern als bewiesene Tatsache akzeptiert hatte – auch wenn ich noch so tat, als hätte ich Zweifel.
    Bobby antwortete nach dem zweiten Klingelton: »Laß mich in Ruhe.«
    »Schläfst du?«
    »Ja.«
    »Ich sitze hier im Das-Leben-ist-scheiße-Park.«
    »Was interessiert mich das?«
    »Seit ich bei dir war, ist es mir wirklich ziemlich beschissen ergangen.«
    »Das liegt am Salsa von den Hähnchentacos«, sagte er.
    »Ich kann am Telefon nicht darüber sprechen.«
    »Gut.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte ich.
    »Ist nett von dir.«
    »Du bist wirklich in Gefahr, Bobby.«
    »Ich schwöre, ich habe mir die Zähne geputzt, Mama.«
    Orson bellte leise vor Erheiterung. Den Teufel hatte er getan.
    »Bist du jetzt wach?« fragte ich Bobby.
    »Nein.«
    »Ich glaube nicht, daß du überhaupt geschlafen hast.«
    Er schwieg. Dann: »Na ja, seit du weg bist, läuft hier ein ziemlich unheimlicher Film.«
    »Planet der Affen?« sagte ich.
    »Auf einer Dreihundertsechziggrad-Panoramaleinwand.«
    »Was stellen sie an?«
    »Ach, du weißt schon, den üblichen Affenquatsch.«
    »Nichts Schlimmeres?«
    »Sie halten sich für richtig süß. Einer sitzt gerade am Fenster und zeigt mir seinen Arsch.«
    »Ja, aber hast du damit angefangen?«
    »Ich habe den Eindruck, daß sie mich auf die Palme bringen wollen, bis ich wieder rausgehe.«
    »Tu das nicht«, sagte ich beunruhigt.
    »Ich bin doch kein Vollidiot«, erwiderte er säuerlich.
    »Tut mir leid.«
    »Ich bin ein Arschloch.«
    »Da hast du recht.«
    »Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen einem Vollidioten und einem Arschloch.«
    »Das ist mir klar.«
    »Das wage ich zu bezweifeln.«
    »Hast du das Gewehr bei dir?«
    »Mein Gott, Snow, habe ich nicht gerade gesagt, daß ich kein Vollidiot bin?«
    »Wenn wir bis zur Morgendämmerung auf dieser Welle reiten können, sind wir wohl bis morgen abend in Sicherheit.«
    »Sie sind jetzt auf dem Dach.«
    »Was machen sie?«
    »Keine Ahnung.« Er schwieg und lauschte. »Mindestens zwei von ihnen. Rennen hin und her. Vielleicht versuchen sie, über das Dach ins Haus reinzukommen.«
    Orson sprang von der Bank und stand ganz angespannt da. Er hatte ein Ohr zum Telefon gedreht und machte einen besorgten Eindruck. Endlich schien er bereit zu sein, nicht mehr unbedingt so zu tun wie ein ganz normaler Hund, falls mich das nicht

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