Geschöpfe der Nacht
entwickelt.«
Toby schaltete alle Neonröhren bis auf eine aus, damit ich ihm guten Tag sagen konnte.
»Genetisches Material von anderen Spezies wurde in die Körper der Wissenschaftler des Projekts übertragen, ohne daß sie es merkten«, sagte Manuel. »Irgendwann hatten einige sehr viel mit den Tieren gemeinsam.«
»Großer Gott.«
»Vielleicht zuviel. Es gab da irgendeinen… Zwischenfall. Ich kenne die Einzelheiten nicht. Es war jedenfalls äußerst gewalttätig. Einige Menschen sind gestorben. Und sämtliche Tiere sind entweder entkommen oder wurden freigelassen.«
»Der Trupp.«
»Ja, etwa ein Dutzend kluge, gewalttätige Affen. Aber auch Hunde und Katzen… und neun Gefangene.«
»Und sie sind noch immer frei?«
»Drei der Gefangenen wurden bei dem Versuch, sie wieder zu fassen, getötet. Die Militärpolizei hatte uns um Hilfe gebeten. Dabei wurden die meisten Cops unserer Behörde kontaminiert. Aber die anderen sechs Gefangenen und sämtliche Tiere… wurden nie gefunden.«
Die Tür wurde geöffnet, und Toby trat auf die Schwelle. »Daddy?« Eher schlurfend als gehend, kam er zu seinem Vater und umarmte ihn kräftig. Mich grinste er an. »Hallo, Christopher.«
»Hi, Toby.«
»Hi, Orson«, sagte der Junge, ließ seinen Vater los und ging in die Knie, um den Hund zu begrüßen.
Orson mochte Toby. Er ließ sich streicheln.
»Besuchen kommen«, sagte Toby.
»Es gibt jetzt einen ganz neuen Trupp«, sagte ich zu Manuel. »Nicht gewalttätig wie der erste. Oder zumindest… noch nicht. Alle wurden mit Transpondern versehen, was bedeutet, daß sie absichtlich freigelassen wurden. Warum?«
»Sie sollen den ersten Trupp suchen und seinen Aufenthaltsort melden. Dieser Trupp ist so schwer zu fassen, daß alle anderen Versuche, seiner habhaft zu werden, gescheitert sind. Dieser Plan ist aus der Verzweiflung geboren, ein Versuch, irgend etwas zu unternehmen, bevor der erste Trupp sich zu sehr vermehrt. Aber es funktioniert auch nicht. Es schafft nur ein weiteres Problem.«
»Und nicht nur wegen Father Eliot.«
Manuel betrachtete mich ausgiebig. »Du hast eine Menge herausgefunden, was?«
»Nicht genug. Und viel zuviel.«
»Du hast recht – Father Tom ist nicht das Problem. Einige haben ihn aufgesucht. Andere beißen sich die Transponder gegenseitig heraus. Dieser neue Trupp… er ist nicht gewalttätig, aber überaus klug, und die Tiere sind ungehorsam geworden. Sie wollen ihre Freiheit haben. Koste es, was es wolle.«
Toby umarmte Orson und wiederholte seine Einladung an mich: »Besuchen kommen, Christopher.«
»Es dämmert bald, Toby«, sagte Manuel, bevor ich antworten konnte. »Chris muß nach Hause gehen.«
Ich sah zum Horizont im Osten, aber wenn der Nachthimmel in dieser Richtung bereits grau wurde, verhinderte der Nebel, daß ich die Veränderung ausmachen konnte.
»Wir sind jetzt seit ziemlich vielen Jahren Freunde«, sagte Manuel. »Scheint so, als wäre ich dir einige Erklärungen schuldig gewesen. Du warst immer gut zu Toby. Aber du weißt jetzt genug. Ich habe mich verhalten, wie es sich für einen alten Freund gehört. Vielleicht habe ich zuviel gesagt. Geht jetzt lieber nach Hause.« Ohne daß ich es bemerkt hatte, hatte er die rechte Hand auf die Pistole im Halfter gelegt. Er tätschelte die Waffe. »Wir werden uns keine Filme mit Jackie Chan mehr ansehen, du und ich.«
Er sagte mir also, daß ich nicht mehr kommen sollte. Ich hätte nicht versucht, unsere Freundschaft zu erhalten, aber vielleicht Toby gelegentlich besucht. Jetzt nicht mehr.
Ich rief Orson zu mir, und Toby ließ ihn zögernd los.
»Eines noch vielleicht«, sagte Manuel, als ich die Hand auf die Lenkstange des Fahrrads legte. »Die gutartigen Tiere, deren Intelligenz erhöht wurde – die Katzen, die Hunde, die neuen Affen – sie kennen ihre Herkunft. Deine Mutter… na ja, vielleicht könnte man sagen, daß sie eine Legende für sie ist… ihre Schöpferin… fast wie ihre Göttin. Sie wissen, wer du bist, und sie verehren dich. Keines von ihnen würde dir je etwas tun. Aber dieser erste Trupp und die meisten Menschen, die verändert wurden… selbst wenn ihnen auf irgendeiner Ebene gefällt, wozu sie geworden sind, hassen sie deine Mutter noch immer wegen dem, was sie verloren haben. Und dich hassen sie aus offensichtlichen Gründen. Früher oder später werden sie dementsprechend vorgehen. Gegen dich. Gegen Menschen, die dir nahestehen.«
Ich nickte. Davon war ich bereits ausgegangen. »Und du kannst mich
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